Kaum ein Thema wurde in den vergangenen Monaten heißer diskutiert als die Einführung von sogenannten 'Sprints' oder auch 'Sprint-Qualifyings'. Nun ist es so weit, denn mit dem Großbritannien GP dieses Wochenende wird zum ersten Mal in der 70-jährgien Geschichte der Formel 1 das neue Format ausprobiert. Zwei weitere Rennwochenenden nach diesem Konzept sollen in dieser Saison folgen.

Lewis Hamilton zweifelt unterdessen ein wenig am Spannungsfaktor des neuen Formats. Der Lokalmatador warnt allerdings davor, das Sprint-Qualifying schon im vorhinein als Misserfolg zu betiteln. Die Zeit wird es schließlich zeigen.

Lewis Hamilton über Sprint: Keine besonderen Erwartungen

Die Formel 1 befindet sich im großen Wandel. Neben der finanziellen Sicherheit der einzelnen Teams soll der Sport in Zukunft aber vor allem durch gutes Racing und Spannung bestechen. Ein Grund, weshalb Lewis Hamilton der Einführung des gern bezeichneten 'Sprint-Qualifyings' grundsätzlich positiv gegenübersteht. "Es ist schön zu sehen, dass die Formel 1 eine offene Denkweise pflegt und verschiedene Formate ausprobiert", erklärte der Brite noch vor wenigen Wochen.

Kurz vor dem Start des neuen Konzepts äußert der siebenmalige Weltmeister allerdings erste Bedenken. "Ich habe keine besonders großen Erwartungen", so Hamilton. "Es wird wahrscheinlich nur ein Zug aus Autos. Hoffentlich wird es ein paar Überholmanöver geben, aber wahrscheinlich wird es nicht sehr spannend."

Unbegründet sind diese Vermutungen des Briten nicht. Die Länge des Sprints soll in Silverstone 17 Runden beziehungsweise 30 Minuten betragen. Das entspricht ein Drittel der eigentlichen Renndistanz. Verpflichtende Boxenstopps wird es ebenfalls nicht geben.

Lewis Hamilton möchte in dieser Hinsicht aber doch noch keine zu frühen Schlüsse ziehen. Ob die Idee aufgeht, wird die Formel-1-Welt schließlich erst in fünf Tagen sehen: "Es gibt keinen Grund, ein Vorurteil darüber zu treffen, bevor wir es tatsächlich ausprobiert haben."

Mercedes und Lewis Hamilton in Silverstone unter Zugzwang

Von großer Bedeutung wird dieses erste 'Sprint-Qualifying' und der Grand-Prix als Ganzes dennoch sein. Lewis Hamilton und Mercedes stehen nach zuletzt fünf Red-Bull-Siegen in Folge bereits etwas unter Druck. Lewis Hamilton liegt in der Gesamtwertung 32 Punkte hinter WM-Rivale Max Verstappen. Das Kräfteverhältnis in Silverstone wird daher in Bezug auf die restliche Weltmeisterschaft wegweisend, zumal der 5,891 Kilometer lange Kurs in den vergangenen Jahren als absolutes Mercedes-Land galt.

Lewis Hamilton konnte sich den Großbritannien Grand Prix 2020 für sich entscheiden, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton konnte sich den Großbritannien Grand Prix 2020 für sich entscheiden, Foto: LAT Images

Mercedes kündigte für das Rennwochenende bereits Updates an. Einen sehr großen Sprung erwartet sich Mercedes davon jedoch nicht. "Wir versuchen jede Woche, das Maximum aus dem Auto rauszuholen, das aus irgendeinem Grund nicht so gut läuft. Wir hoffen, dass es in den nächsten Rennen besser wird", erklärte Hamilton nach dem Österreich GP. Das neue Update soll dabei helfen.

Mit dem Sprint-Qualifying steht Mercedes zudem vor einer zusätzlichen Prüfung. Teamchef Toto Wolff erklärte kürzlich, dass das Werksteam in Zukunft versuchen müsse, das Auto besser zu verstehen. Beim kommenden GP wird es allerdings nur eine Trainingssession geben, bevor die Parc-Fermé-Regelung weitere große Änderungen am Auto verbieten. Ein gutes Verständnis über den Boliden ist also entscheidend, um letztlich sowohl auf eine Runde als auch auf eine größere Distanz, ein gutes Paket vorweisen zu können.