Lando Norris lieferte beim Formel-1-GP von Österreich eine Glanzvorstellung ab. Der McLaren-Pilot konnte über den gesamten Verlauf des 71-Runden langen GPs mit dem Mercedes-Duo mithalten und belegte am Ende die dritte Position- auch dank eines Schadens am Wagen von Lewis Hamilton. Ohne Norris' Strafe wegen des Zwischenfalls mit Sergio Perez wäre sogar Rang 2 möglich gewesen.

Die Performance des McLaren-Piloten, der am Samstag bereits die Pole nur um eine halbe Zehntelsekunde verpasst hatte, alarmierte die Teambosse bei Mercedes und Red Bull. "Es war eine Überraschung Lando im Kampf um die Pole zu sehen", bemerkte Mercedes Technikchef James Allison.

Nicht nur Qualifying-Pace: Norris im Rennen auf Mercedes-Niveau

Doch bis zum Rennstart ging man an den Kommandoständen wohl noch davon aus, dass der McLaren wie schon beim Grand Prix in der letzten Woche früh seinen Plätz räumen müsse und dann wieder gegen seine Mittelfeld-Gegner abschirmt. Und früh im Rennen sah es auch danach aus: Hamilton passierte Norris auf der Strecke, Bottas kam dank der 5-Sekunden-Strafe an dem Briten vorbei.

Doch im zweiten Stint verlor Lewis Hamilton aufgrund einer Beschädigung an Pace. Mercedes tauschte Positionen und holte den Titelverteidiger an die Box. Entgegen allen Erwartungen hängte sich Norris mit wenigen Sekunden Abstand an Bottas ran und blieb bis zum Rennende auf Augenhöhe mit dem Vize-Champion.

Allison kommentierte die Rennpace des McLaren-Fahrers folgendermaßen: "Es ist ein bisschen eine Überraschung sie so stark zu sehen, wie sie waren. Selbst im Rennen heute mussten wir gegen sie kämpfen, während McLaren letzte Woche ihr eigenes Ding gemacht hat und wir schnell vorbeikamen."

Horner: McLaren profitierte von Topspeed

Die starke Leistung von Lando Norris und dem Team aus Woking blieb auch bei Red Bull nicht unbemerkt. RB-Boss Christian Horner sprach von Norris und dessen Rennstall in den höchsten Tönen. "McLaren hat einen guten Job gemacht und Lando war sehr schnell."

Bei Red Bull analysierte man vor allem zwei Stärken, die McLaren an diesem Wochenende auszeichneten. Auf der einen Seite die Mercedes-PU, mit welcher der MCL35M die höchsten Topspeed-Werte setzen konnte, auf der anderen Seite die weicheren Reifenmischungen welche Pirelli beim zweiten Wochenende in Spielberg zum Einsatz brachte. "Die Geschwindigkeit auf der Geraden war sehr hoch. Außerdem war McLaren auf den Reifen an diesem Wochenende konkurrenzfähiger als letztes Wochenende", erklärte Christian Horner.

Dazu kommt noch dass McLaren in Österreich neue Upgrades austestete. Dennoch wird es unter normalen Umständen McLaren schwer fallen, diese Pace zu wiederholen, wie Teamchef Andreas Seidl feststellte. "Wir wissen nicht genau welche Probleme Mercedes hatte", argumentierte er. Auf den ersten Blick wirkt die starke Performance von Norris wie ein Ausreißer nach oben in einer ohnehin schon starken Saison. Der nächste Grand Prix in Silverstone wird zeigen, wie groß der Rückstand zu Mercedes tatsächlich ist.