McLaren kann auf ein sehr starkes zweites Österreich-Wochenende zurückblicken. Nachdem sich Lando Norris bereits beim Steiermark GP den Titel 'Best of the Rest' sichern konnte, gelang dem britischen Rennstall nochmal ein Schritt nach vorne. Lando Norris konnte sein drittes Podium der Saison einfahren und Daniel Riccairdo mit dem siebten Platz etwas Selbstvertrauen tanken.

McLaren-Teamchef Andreas Seidl führt das unter anderem auf neue Updates zurück, gibt aber zu, eine derart starke Performance des MCL35M nicht erwartet zu haben. Schließlich befand sich Mercedes das vorherige Rennwochenende noch außer Reichweite. Im Hinblick auf die kommenden Rennen warnt Seidl allerdings davor, sich bei der Erwartungshaltung zu weit aus dem Fenster zu lehnen.

Andreas Seidl: Ohne Strafe gute Chance auf Position zwei

Trotz des Podiums von Lando Norris blieb beim Rennstall das Gefühl bestehen, dass mehr drinnen gewesen wäre. Schließlich verlor der Brite aufgrund einer 5-Sekunden-Strafe eine Position an Valtteri Bottas, da der McLaren-Pilot beschuldigt wurde, Sergio Pérez ins Kiesbett gedrängt zu haben.

"Für mich war das Racing. Also das, was wir alle sehen wollen. Lando hat nichts falsch gemacht", äußert Seidl sein Unverständnis über die Entscheidung der Rennleitung. "Er ist auf seiner Rennlinie gefahren und hat nichts Dummes gemacht. Er war sogar etwas vor Perez."

Andreas Seidl ist aufgrund der im Rennen gezeigten Leistung seines Schützlings davon überzeugt, dass sie ohne der Strafe sogar eine Position weiter vorne hätten ins Ziel fahren können: "Ich denke, wir hatten eine gute Chance, heute Position zwei zu holen. Wir haben gesehen, dass es Bottas bei der Pace, die Lando gezeigt hat, schwergefallen ist, ihn zu überholen. Deshalb war Lando etwas frustriert, als er über die Ziellinie gefahren ist."

Daniel Ricciardo macht schlechtes Qualifying wieder gut

Auch Daniel Riccardo zeigte im Rennen eine gute Leistung. Der Australier war von Position 13 ins Rennen gegangen und beendete den Grand Prix schließlich auf Position sieben. Grund für die gelungene Aufholjagd war aber auch eine gute Strategie des Teams. Ricciardo ging mit Mediums in das Rennen und fuhr lange Stins, um nicht in den Verkehrt zu geraten.

Seidl möchte den siebten Platz allerdings nicht ausschließlich auf die Strategie zurückführen: "Es war ein Mix aus beidem. Einige Autos vor uns konnten wir durch eine andere Reifenstrategie schlagen. Die Position, von der Daniel das Rennen gestartet hat spiegelt aber nicht das wieder, was Daniel und das Auto zu leisten imstande sind."

Ziel sei es daher von Anfang an gewesen, im Rennen Punkte mitzunehmen, erklärt der Niederbayer. "Genauso glücklich wie über das Podium von Lando, bin ich darüber, dass Daniel das Rennen so abliefern konnte. Er hat eine großartige Leistung gezeigt. Das sind ein paar wichtige Punkte für die Konstrukteursmeisterschaft."

Neues Update funktioniert gut - Seidl bremst Erwartungen

Woher kommt der große Schritt, den McLaren im Vergleich zum vorangegangen Spielberg-Wochenende machen konnte? Beim Steiermark-GP ließ Norris seine Kontrahenten Perez und Bottas nach einiger Zeit freiwillig vorbei, um sich auf sein eigenes Rennen zu konzentrieren. Dieses Wochenende konnte der McLaren-Pilot die Pace von zumindest einem Mercedes-Piloten mitgehen - Bottas.

Lando Norris konnte im Laufe des Rennens auch Hamilton überholen, der mit einer Beschädigung am Fahrzeug zu kämpfen hatte, Foto: LAT Images
Lando Norris konnte im Laufe des Rennens auch Hamilton überholen, der mit einer Beschädigung am Fahrzeug zu kämpfen hatte, Foto: LAT Images

Die Antwort darauf könnte in dem neuen Update liegen, das McLaren an diesem Wochenende an die Strecke gebracht hat. Dabei soll es sich um einen überarbeiteten Unterboden handeln. Seidl gibt aber auch an, dass neben dem Update auch etwas am Setup des MCL35M geschraubt wurde. "Das hat uns erlaubt im Qualifying und im Rennen gegen ein paar Top-Autos zu kämpfen." Hinzu kommt, dass der Red Bull Ring sehr gut zum McLaren-Boliden passt.

Mit der abgelieferten Performance beim Österreich GP hätte das Team im Vorhinein dennoch nicht gerechnet: "Du kannst keine Dinge sehen, die nicht da sind und musst realistisch bleiben. Vor einer Woche hatten wir keine Chance, gegen sie zu kämpfen. Da war eine große Lücke. Wir wussten, dass wir ein besseres Auto haben würden, aber wir konnten nicht erwarten, dass wir so gegen sie kämpfen können. Wir wissen aber nicht genau, welche Probleme sie hatten", spricht Seidl den Aerodynamik-Schaden von Lewis Hamilton an.

Bei der Frage, ob McLaren fortan in dieser Liga mitfahren kann, bleibt Seidl daher jedoch mehr als skeptisch: "Wir wissen genau, wo wir stehen und dass wir auf der Team-Seite und der Infrastruktur Defizite haben. Das ist keine Überraschung."

"Wir sind aber auf einer Reise und haben einen klaren Plan, wie wir diese Defizite aus dem Weg räumen. Das wird noch ein paar Jahre dauern. Das Gute ist, dass wir Schritte nach vorne machen. Wir werden versuchen, diese Reise zu verkürzen, wir können aber nicht zaubern", zeigt sich Seidl in Hinblick auf die Zukunft des Teams optimistisch.