Fernando Alonso ist bei seinem Formel-1-Comeback im Jahr 2021 wieder richtig in Fahrt. Nach einem zurückhaltenden Saisonstart zeigt der zweimalige Weltmeister mittlerweile auf und neben der Rennstrecke den alten Biss. Die Rennen in Österreich stillten seinen Ehrgeiz nicht und obendrein gingen ihm seine Konkurrenten in Spielberg gehörig auf die Nerven. Erst die Blockade durch Sebastian Vettel im Qualifying, dann schlechter Stil am Start. Alonso rügt den unfairen Stil der Konkurrenz.

"Ich glaube, in beiden Rennen an den beiden Wochenenden war ich der einzige, der am Start Autos überholt hat, indem er für Kurve eins innen ganz spät gebremst hat", so Alonso, der beim Double Header auf dem Red Bull Ring von den Startplätzen 8 respektive 14 in die Rennen ging. Seine beherzten Starts trugen allerdings nicht die erhofften Früchte. Beim Steiermark GP machte er immerhin eine Position gut, beim Österreich GP ging es allerdings zwei nach hinten.

"Diesmal habe ich Ricciardo und Leclerc überholt, und sie sind am Ausgang von Kurve eins einfach von der Strecke gefahren und dann vor mir wieder zurückgekommen", moniert Alonso, dass die Konkurrenz schamlos die großzügigen Asphaltflächen ausnutzte um sich seines Angriffs zu entziehen. Dadurch wurde ihm nicht nur das Überholen verwehrt, sondern auch die Chance weitere Positionen gutzumachen.

"Sie haben dann hinter dem Auto davor den Windschatten beim Run auf Kurve drei. Ich weiß nicht, aber das hat sich wieder sehr unfair angefühlt", so der 39-Jährige. "Es war am ersten Wochenende schon so und diesmal war ich bei der Einfahrt in Turn eins schon vor Charles und Lando, und ich bin 50 Meter hinter ihnen herausgekommen. Ich war der einzige, der die Kurve richtig gefahren ist und da fühlst du dich ganz schön blöd."

Formel-1-Rennleiter Michael Masi widerspricht Fernando Alonso

Formel-1-Rennleiter Michael Masi bezog im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com Stellung zur Kritik Alonsos. "Wir schauen da schon drauf", so der Australier in Bezug auf das Einhalten der Track Limits in der Startphase. "Das ist eine Sache, die 2019 auf Paul Ricard aufkam. In der ersten Runde, in den ersten paar Kurven, muss ein Auto sich hinter dem Auto einordnen, hinter dem es in die Kurve gefahren ist."

Im Falle Alonsos sahen die Offiziellen allerdings kein Fehlverhalten bei Leclerc und Ricciardo. Beide haben sich laut Masi an die seit dem Frankreich GP vor zwei Jahren geltenden Regeln gehalten: "Wir haben uns die Szene angeschaut, auf die Fernando sich bezogen hat. Aus den uns verfügbaren Kameraeinstellungen konnten wir sehen, dass es genau so [wie gefordert] abgelaufen ist."

Alonso sieht das naturgemäß anders. Für ihn gibt es zunächst einmal unterschiedliche Gründe, die Rennstrecke zu verlassen. "Ich denke, es steht sehr klar geschrieben [im Reglement], dass sie mit Strafen bei den Track Limits etwas flexibler sind, wenn wir kämpfen", erklärt der Alpine-Pilot. Wenn ein Fahrer abgedrängt wird, ist der Regelverstoß für ihn nicht zu vermeiden und deshalb auch nicht zu ahnden.

Alonso sieht Vorsatz: Für mich klar

"Manchmal wirst du im Kampf von einem anderen Auto abgedrängt und musst in die Auslaufzone, aber das war hier nicht der Fall", stellt er klar. Leclerc und Ricciardo handelten für ihn mit Vorsatz: "Es war eine Entscheidung, die rein zum eigenen Vorteil getroffen wurde. Sie sind einfach auf dem Gas geblieben und rausgefahren. Es war keine Rad-an-Rad-Szene, also sehe ich hier auch keine Grauzone. Es war für mich ziemlich klar."

Auf den Rennstrecken der Moderne ist das von Alonso beschrieben Phänomen keine Seltenheit. Die Fahrer sehen die komfortablen Auslaufzonen regelrecht als Einladung, am Start auszufächern und Linien zu wählen, die nicht zur Rennstrecke gehören. Vor allem die erste Kurve des Red Bull Rings ist über die Königsklasse hinaus ein Hotspot für den zuweilen fragwürdigen Opportunismus der Piloten.

Die FIA hat aus genau diesem Grund jedoch immer ein Auge darauf und konnte den von Alonso angezeigten Vorsatz nicht erkennen. "Aufgrund dieser Umstände ist jeder dazu angehalten, diese Dinge gut anzuschauen, um den Fahrern und den Teams zu helfen, wenn es notwendig sein sollte. Und in diesem Fall wurde es auch angeschaut", versichert Masi.