Red Bull verleiht Flügel, Red Bull Racing verlegt Schienen. So lässt sich Max Verstappens zweiter Triumpf in Folge bei einem Formel-1-Rennen in Österreich zusammenfassen. Völlig unantastbar gewann der Niederländer zum dritten Mal in Folge und setzte sich im WM-Stand weiter von Lewis Hamilton ab. 32 Punkte beträgt das Polster Verstappens auf den Weltmeister nach einem perfekten Tripleheader nun.

Wirklich in Gefahr war Verstappens erneuter Sieg auf dem Red Bull Ring in Spielberg zu keinem Zeitpunkt. "Unglaublich! Das Auto war wie auf Schienen, auf jedem Reifensatz, den wir aufgezogen haben, richtig toll zu fahren", jubelt Verstappen. "Wirklich Wahnsinn, ich bin selbst ein bisschen baff, wie es abgelaufen ist, sowas habe ich nicht erwartet."

Formel 1 Spielberg: Zweiter Verstappen-Sieg noch dominanter

Tatsächlich wirkte Verstappens zweiter Sieg in Spielberg noch souveräner als der erste vor genau sieben Tagen. Diesmal gewann der WM-Leader zwar 'nur' mit 18 Sekunden Vorsprung vor Valtteri Bottas im ersten Mercedes, vor einer Woche waren es noch 35 auf Lewis Hamilton. Dafür war es diesmal allerdings Verstappen, der elf Runden vor Rennende noch einen zweiten Boxenstopp einlegte. Zuvor hatte er bereits mit 27 Sekunden Vorsprung geführt. Vor einer Woche waren es 15 ehe Hamilton spät Reifen wechselte.

Ein klassischer Reifenwechsel, um auf die schnellste Rennrunde zu gehen - was auch gelang - war der Service in Runde 60 allerdings nicht ganz. Sehr viel mehr ging es Red Bull dabei um die Sicherheit. Wie man Verstappen kurz nach dem zweiten Boxenstopp via Funk mitteilte, hatte man auf seinem vorherigen Reifensatz einen Cut festgestellt.

Red Bull findet Reifen-Cut: Zweiter Stopp zur Sicherheit

Nach dem durch einen Reifenschaden verlorenen Sieg in Aserbaidschan ging Red Bull daher auf Nummer sicher. "Warum sollst du dann das Risiko auf dich nehmen, wenn du 25 Sekunden vorne bist und einen freien Stopp hast? Wir konnten einen kleinen Cut sehen. Es war nicht signifikant, aber genug, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen", berichtet Teamchef Christian Horner. "Das einzige Risiko war der Stopp selbst, den die Jungs dann aber wieder phänomenal unter zwei Sekunden abgespult haben. Max hat dann auch einen tollen Job gemacht und seine eigenen schnellste Runde nochmal verbessert."

Verstappen selbst hatte von dem potenziellen Drama im Auto nichts mitbekommen. "Ich habe nichts gespürt, ich hatte keine Ahnung davon. Aber so war ich dann sicher und konnte auch noch auf die schnellste Runde gehen, das war perfekt", sagt der Rennsieger. "Ich war nicht sicher, ob sie mich für die schnellste Runde reinholen. Ich war aber sehr froh darüber!" So konnte er sich mit insgesamt 26 Punkten noch weiter von Hamilton absetzen.

Max Verstappen nicht einmal am Limit

Der einzige andere zumindest im Ansatz brenzlige Moment sei der Start gewesen, so Verstappen. "Ich habe die Pace die ganzen Stints über gemanagt", sagt Verstappen. Der Niederländer war bei seiner dominanten Vorstellung also noch nicht einmal am Limit. "Nur am Start musste ich wach sein, dann hatte ich eine kleine Lücke. Ich wusste, dass ich mein eigenes Rennen fahren kann, wenn ich eine schnelle erste Runde habe. Das musst du immer erst hinbekommen", sagt Verstappen.

Eine frühe Safety-Car-Phase sorgte drei Runden später auch noch für einen fliegenden Re-Start. "Lando [Norris] hatte hier einen guten Topspeed. Deshalb musste ich sicherstellen, einen guten Restart zu erwischen. Er musste sich aber gegen Checo [Perez] wehren, das hat es mir in Kurve eins leichter gemacht", schildert Verstappen.

Verstappen: Red Bull RB16B so gut wie nie zuvor

Von diesem Moment an war die schon am Samstag von Lewis Hamilton angekündigte Verstappen-Spazierfahrt eingeleitet. "Wir haben das Auto gegenüber letzter Woche nochmal verbessert", sagt Verstappen ungläubig. So habe man die Reifen noch länger am Leben gehalten - trotz an diesem Wochenende weicherer Mischungen. Für Verstappen ein neuer Höhepunkt in Sachen Qualität des RB16B. "Wir hatten schon letztes Wochenende ein klasse Wochenende und haben es dieses Wochenende einfach noch etwas aussortiert", erklärt Teamchef Horner. "Und Max hat das Rennen kontrolliert, echt fantastisch."

Trotz des großen Jubels der Bullen richtet sich der Blick allerdings schon wieder nach vorne - auf Silverstone. "Wir hatten jetzt ein paar wirklich richtig dominante Wochenenden. Schade, dass wir hier nicht noch mehr Rennen haben", scherzt Horner. "Aber jetzt kommt Silverstone - und das war in den letzten Jahren Mercedes' Festung."

Silverstone: Jetzt kommt die Mercedes-Festung

Verstappen ergänzt: "Ich genieße es jetzt, bin aber auch sehr fokussiert auf die restliche Saison. Es sind noch viele Punkte zu holen und wir müssen sicherstellen, dass wir auch weiter das Potenzial des Auto ausschöpfen. Hier waren wir sehr dominiert, jetzt müssen wir schauen, dass wir auch in Silverstone konkurrenzfähig sind."

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