Neue Pirelli-Prototypen testeten die zehn Formel-1-Teams im Freitagstraining zum Österreich-GP in Spielberg. Der italienische Reifenmonopolist der Königsklasse nutzt das zweite Wochenende auf dem Red Bull Ring in Serie, um die Rennställe zu Testläufen einer verstärkten Konstruktion der Hinterreifen zu verpflichten. Erstmals eingesetzt werden sollen die neuen Reifen ab Silverstone Mitte Juli. Final entschieden werden soll das nach abschließenden Tests im dritten Training in der Steiermark.

Nach den ersten beiden Sessions deutet allerdings alles auf eine planmäßige Einführung. Nicht nur Pirelli geht nach insgesamt 1501 zurückgelegten Kilometern, verteilt auf 34 eingesetzte Sätze, von dem Debüt in Silverstone aus, auch die Teams erwarten das nach positivem Feedback der Fahrer. "Positiv. Es fühlte sich besser an. Auch auf die Distanz macht er [der neue Reifen] einen guten Eindruck", sagt etwa Sebastian Vettel über die in Spielberg getestete C4-Mischung. "Er war auf Anhieb genauso schnell, wenn nicht noch schneller. Auch im Longrun war es deutlich besser, also ein Schritt nach vorne."

Pirelli reagiert mit neuer Konstruktion auf Baku-Schäden

Eingeführt werden soll der neue Pneu in Reaktion auf die Reifenschäden Max Verstappens und Lance Strolls in Baku. Als Auslöser umlaufender Brüche an der Flanke vermutete Pirelli nicht optimale Einsatzbedingungen der Reifen. In direkter Folge wurden die Reifendrücke erhöht und strengere Kontrollen eingeführt. Perfekt nachvollziehen lassen sich die Drücke während der Fahrt allerdings noch nicht - das funktioniert erst 2022 mit der Einführung standardisierter Sensoren.

Die neue Konstruktion beinhaltet unterdessen bereits ihrerseits etwas aus 2022. Pirelli spricht von 'Elementen' der künftig eingeführten 18-Zoll-Räder. Im Training am Freitag erhielt jeder Fahrer je zwei unmarkierte Sätze der Prototypen, mindestens zwölf gezeitete Runden sind damit von FP1 bis FP3 zu absolvieren. Manche Fahrer fuhren bereits am Freitag ganze Dauerläufe, George Russell spulte 19 Runden ab, Charles Leclerc sogar 20.

Red Bull überrascht: Keine Probleme durch neue Konstruktion

Williams legte darauf sogar seinen Fokus, berichtet Russell - um für Silverstone so gut wie möglich aufgestellt zu sein. In anderen Worten: Williams ist sicher, dass die neue Konstruktion kommen wird. "Und wir haben ein gutes Verständnis dafür bekommen", sagt Russell.

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Ähnliches galt für jenes Team, das vielleicht am meisten vor der neuen Konstruktion zitterte: Red Bull. Als aktuell erste Kraft der Formel 1, endlich mit großen Titelchancen gegen Mercedes, wäre ein Rückschlag durch eine dem RB16B womöglich unpassende Konstruktion umso bitterer. "Zu diesem Zeitpunkt des Jahres würden wir es hassen, wenn eine Variable eingeführt wird, die das eine oder das andere Team begüngstigt", sagt Christian Horner. Das scheint allerdings nicht der Fall. "Wir haben keinerlei Probleme gesehen", berichtet Dr. Helmut Marko. Einen aerodynamischen Einfluss habe man nicht beobachtet, man sei positiv gestimmt.

Gleiche Performance, aber robuster

Das bekräftigen auch Sergio Perez und Max Verstappen. "Der neue Pirelli-Prototyp-Reifen schien in Ordnung zu sein", sagt der Niederländer. Auch aus dem Alpine-Lager und von McLaren ist positives oder zumindest neutrales Feedback zu vernehmen. "Sie scheinen okay zu sein. Meiner Meinung nach kein großer Unterschied", sagt Lando Norris. "Das Team muss es noch analysieren, aber beim Fahren fühlen sie sich nicht großartig anders an."

Negative Stimmen will auch Pirellis F1-Leiter Mario Isola nicht vernommen haben. "Das legt nahe, dass es sich ähnlich wie der bestehende Reifen anfühlt. Genau das war auch unser Ziel: den gleichen Level an Performance behalten, mit einer besseren Robustheit", sagt der Italiener. Dem ersten Einsatz in Großbritannien steht damit so gut wie nichts mehr im Weg.