Sebastian Vettel geriet in der Woche vor dem zweiten Österreich-Rennen im Formel-1-Kalender 2021 in die Kritik. Nachdem der viermalige Weltmeister in einem Interview mit dem Spiegel erklärt hatte, bei der Bundestagswahl die Partei Bündnis 90/Die Grünen zu wählen, wurde er von Teilen der Öffentlichkeit der Doppelmoral bezichtigt. Der Heppenheimer wehrt sich gegen derartige Kritik. Er steht hinter seinem Engagement für die Umwelt.

"Dieses Thema, über das ich dort [Interview] gesprochen habe, ist keine Modeerscheinung", sagt der Aston-Martin-Pilot am Donnerstag vor dem Start ins neunte Rennwochenende der Saison. Der in der Vergangenheit äußerst private Vettel bezieht seit vergangenem Jahr zunehmend Stellung zu politischen Themen, was er unter anderem auf eine Phase der Selbstreflexion während der Coronavirus-bedingten Rennpause 2020 zurückführt.

Im Alltag spielt ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen für ihn seit geraumer Zeit eine zentrale Rolle. Dass ein Formel-1-Rennfahrer sein Umweltbewusstsein nach außen trägt, wurde vor allem in den sozialen Medien als unglaubwürdig abgestempelt. Doch der 33-Jährige sieht darin keineswegs einen Widerspruch. "Das ist etwas, das uns alle angeht. Es gibt keinen Sport, kein Business, keine Aktivität und kein Programm, das um dieses Thema herumkommt", stellt er klar.

Vettel lässt sich nicht einschüchtern

Vettel selbst gilt als Purist. Bei den Europarennen legt er den Weg von seiner Unterkunft zur Rennstrecke gerne mit historischen Motorrädern zurück. Darüber hinaus zählen diverse alte Formel-1-Autos zu seiner privaten Sammlung. Im Vorjahr erstand er einen Williams FW14B von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992 - einer Ära, in der die Boliden mit 3,5 Litern Hubraum weit über 200 Liter Benzin pro Rennen verbrauchten. Diese Zeiten sind in der Formel 1 lange vorbei. Liberty Media verabschiedete 2019 einen Fahrplan zur CO2-Neutralität bis zum Jahr 2030.

Trotz seines Hangs zur Nostalgie hat Vettel die Zeichen der Zeit erkannt und pocht darauf, dass auch die Königsklasse des Automobilsports sich der Zukunft nicht verschließen darf. "Wir alle sind damit konfrontiert und werden es in der Zukunft immer mehr sein, und das gilt auch für unseren Sport", sagt er. Als Person der Öffentlichkeit steht er hinter seinem Mitteilungsbedürfnis: "Ich werde nicht davor zurückschrecken, meine Stimme dafür einzusetzen, das Bewusstsein für etwas zu wecken, das für uns alle wichtig ist."

Formel 1 & Umweltschutz: Ist Vettel deshalb ein Heuchler?: (02:00:00)

Umweltschutz für die Formel 1 existenziell

Für die Formel 1 sei die Auseinandersetzung mit dem Umweltschutz zudem eine Angelegenheit existenziellen Ausmaßes. "Es ist eine Chance für unseren Sport, es in der Zukunft besser zu machen und relevanter zu sein und einen besseren Platz in dieser Welt zu haben. Das ist etwas, woran wir alle zusammen arbeiten können", erklärt er.

Die Kritik an seinen Ansichten ist für ihn kein Grund, sich zu verstecken. Er nimmt sie diplomatisch auf: "Es wird immer Menschen geben, die eine andere Meinung haben und ich denke, dass andere Meinungen immer wichtig sind. Ich freue mich, von Menschen zu lernen, die andere Ansichten vertreten oder Kritik üben."

Vettel engagiert sich vor Österreich GP für lokales Projekt

Am Donnerstagmorgen engagierte sich Vettel im Umland des Red Bull Rings im Rahmen eines lokalen Projekts. "Ich war außerhalb der Rennstrecke auf einem Feld und wir haben dort ein Rennauto aufgebaut, aber ein sehr unkonventionelles Rennauto", so Vettel. "Es ist im Grunde ein Hotel für Insekten und Bienen. Wir waren mit einer Gruppe Kindern draußen, die das Auto mit mir gebaut haben."

Genauer handelt es sich dabei um die BioBienenApfel-Initiative des österreichischen Obstkonzerns Frutura, für die Vettel im Frühjahr 2021 als Botschafter gewonnen wurde. "Die Idee dahinter ist, Lebensraum für Insekten, insbesondere Bienen, zu schaffen, damit sie mehr Platz haben, zu gedeihen", so Vettel.