Die Formel 1 tritt am kommenden Wochenende für das Finale des ersten Dreierpacks im Kalender 2021 erneut in Österreich an. Vor der zweiten Runde auf dem Red Bull Ring dominieren einige spannende Fragen das Geschehen. Mercedes wurde von Red Bull mit der vierten Niederlage in Folge in die tiefste Krise seit Beginn der Hybrid-Ära gestoßen. Die Weltmeister suchen in Spielberg nach Antworten. Pirellis alternative Reifenwahl gibt allen Verlierern des Steiermark GP Hoffnung.

"Wir haben von dem Moment an, in dem die Zielflagge fiel und wir unser Doppelpodium zelebrierten, bereits den Prozess gestartet, um uns als Team und auch die Performance des Autos für das nächste Rennwochenende zu verbessern", sagt Mercedes-Chefstratege James Vowles im Debrief-Video des Teams zum vergangenen Rennen. Lewis Hamilton war beim achten Rennen der Saison erstmals deutlich gegen Max Verstappen ins Hintertreffen geraten.

Bei 15 Sekunden Rückstand legt er kurz vor Schluss einen zweiten Boxenstopp ein, um auf frischen Reifen zumindest den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde sicherzustellen. Mehr war für Mercedes beim Heimspiel ihrer Rivalen nicht zu holen. Mit nur wenigen Tagen Pause vor dem nächsten Rennen steht Mercedes unter Druck, die richtigen Maßnahmen zu treffen, um eine weitere Klatsche von Red Bull zu verhindern.

"Im Debrief direkt nach dem Rennen gehen wir mit beiden Fahrern und dem Team durch die Kernpunkte, die wir besser hätten machen können und was wir vom Rennen lernen können, sodass wir es mit sofortigem Effekt umsetzen können", so Vowles. Die Back-to-Back-Rennen haben allerdings keinen Einfluss auf die Abläufe innerhalb des Teams: "Was wir machen, unterscheidet sich nicht von dem, was wir sonst machen würden, egal ob wir nur eine Woche, vier Tage oder zwei Wochen haben."

Mercedes hofft auf Faktor Reifen

Ein entscheidender Faktor für die Rehabilitation könnte die Reifenwahl darstellen. Um bei zwei Veranstaltungen auf derselben Rennstrecke für Variabilität zu sorgen, stellt Pirelli für den Großen Preis von Österreich weichere Reifenmischungen zur Verfügung. Die Compounds C5, C4 und C3 stellen diesmal weich, medium und hart dar. "Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance", sagt Vowles.

Im Vorjahr verfolgte Pirelli diesen Ansatz ebenfalls, um Rennen auf derselben Strecke spannender zu gestalten. In Silverstone funktionierte es, als Mercedes nach einer dominanten Vorstellung beim zweiten Auftritt von Red Bull geschlagen wurde, die mit den weicheren Reifen besser zurechtkamen. Vowles ist daher zuversichtlich: "Man kann durchaus sagen, dass der Österreich GP nicht zwangsläufig das gleiche Ergebnis wie eine Woche zuvor produzieren wird. Es gibt genügend Unterschiede und Änderungen, die für uns eine Möglichkeit bieten können."

Vergangenen Sonntag gewann Verstappen mit einer Einstopp-Strategie, bei der er etwa zwei Drittel des Rennens nach seinem ersten Boxenstopp auf dem als Hard-Compound bereitgestellten C2 zurücklegte. Die weicheren Reifen könnten dafür sorgen, dass die Zweistopp-Strategie diesmal die erste Wahl wird. Die Vorbereitung der Taktik wird am Freitag allerdings durch einen Reifentest von Pirelli erschwert.

Nach den Reifenschäden in Baku werden in den beiden 60-minütigen Trainings neue Konstruktionen für die Hinterreifen getestet. Jedem Team werden zwei Sätze zur Verfügung gestellt, was zur Folge hat, dass sich die Zeit für die Runs mit Blick auf das bevorstehende Wochenende reduziert. "Es wird ein kompliziertes Programm, sicherzustellen, dass wir genügend für die Zukunft arbeiten, während wir unseren Job für den Österreich GP machen", sagt Vowles.

Verstappen warnt vor Mercedes: Haben dazugelernt

Max Verstappen hat das Momentum nach drei Siegen aus den letzten vier Rennen klar auf seiner Seite. Dennoch mahnt der Niederländer, sich nicht auf den guten Lauf zu verlassen. "Unser Heimrennen letztes Wochenende zu gewinnen war eine Teamleistung und wir können sehr glücklich damit sein, aber wir können dieses Wochenende nicht dasselbe Resultat erwarten", sagt er.

Vor zwei Wochen war Mercedes in Le Castellet noch brandgefährlich und auch der Vorsprung auf Hamilton in der Weltmeisterschaft ist mit 18 Punkten keinesfalls beruhigend. Er hat die Konkurrenz auf der Rechnung: "Die Leute lernen aus dem, was sie letzte Woche nicht so gut gemacht haben. Außerdem haben wir weichere Reifen, das könnte die Dinge durcheinanderbringen."

In den vergangenen Wochen machten Verstappen und Red Bull alles richtig. Erstmals seit 2014 war Mercedes vier Rennen in Folge nicht siegreich. Für die Herausforderer wird es entscheidend sein, den Run so lange wie möglich fortzusetzen. "Ich werde weiter jedes Wochenende am Maximum fahren, damit wir vorne bleiben können. Im Moment haben wir ein sehr gutes Paket, aber wir müssen weiter alles im Griff haben, denn es ist immer noch eine sehr lange Saison", so Verstappen."

Ricciardo und Vettel wollen Pleite vergessen machen

Mercedes sind nicht die einzigen, die nach einem enttäuschenden Wochenende zurückschlagen wollen. Im Mittelfeld gab es gleich mehrere Wackelkandidaten, die nach dem Steiermark GP nicht zufrieden sein konnten. Allen voran Daniel Ricciardo. Während McLaren-Teamkollege Lando Norris die Top-Teams ärgerte, schmierte der Australier nach starken Trainings als 13. komplett ab.

"Ich habe definitiv Klarheit über ein paar Bereiche erhalten, in denen wir hinterherhinken", so Ricciardo mit Blick auf das schwierige Wochenende, das sich so nicht wiederholen soll: "Ich denke, ich kann ruhigen Gewissens sagen, dass wir es zu 50 Prozent verstanden haben. Es gibt noch etwas mehr zu verstehen. Ich glaube, da spielt auch das Setup eine Rolle. Ich bin optimistisch, dass wir kommendes Wochenende in Ordnung sein werden."

Im selben Boot beziehungsweise Zug saß auch Sebastian Vettel am letzten Sonntag. Nach Startplatz 14 steckte der Aston-Martin-Pilot den gesamten Nachmittag über im Mittelfeld fest und ging am Ende leer aus. "Es kann nicht dasselbe geben, es kann nur besser werden", flüchtet sich der viermalige Weltmeister für die Rückkehr nach Spielberg in Zweckoptimismus.

Inwiefern sich im Rennen mehr ausrichten lassen wird, ist fraglich. Die Reifen können andere Strategien zulassen, doch am Charakter des Red Bull Rings und der Tendenz zu DRS-Zügen ändert das nichts. "Es war eng, denn alle hatten mehr oder weniger dieselbe Pace", so Vettel, der deshalb am Samstag einen besseren Job machen will: "Wir müssen offensichtlich etwas weiter vorne starten, denn das kann das Rennen ändern."