Lewis Hamilton hat beim Steiermark-GP 2021 der Formel 1 die nächste empfindliche Niederlage im WM-Kampf gegen Red-Bull-Pilot Max Verstappen eingesteckt. Auf dem Red Bull Ring in Spielberg verfügte der Mercedes-Pilot mit seinem W12 über eine stumpfe Waffe, in den Kampf um den Sieg gegen den Niederländer griff Hamilton zu keinem Zeitpunkt ein. Zehn Runden vor Rennende fehlten dem Titelverteidiger mehr als zwölf Sekunden auf seinen Rivalen, am Ende waren es 35,7 Sekunden.

So astronomisch explodierte der Rückstand allerdings nicht wirklich. Mercedes hatte den Briten in der vorletzten Runde an die Box zitiert, um im letzten Umlauf zumindest noch die schnellste Rennrunde zu fahren. Immerhin das gelang, sodass Hamilton dank des Bonuspunkts für diese Leistung insgesamt nur sechs statt sieben Punkte auf Verstappen verlor. Dennoch wuchs der WM-Rückstand auf 18 Zähler.

Lewis Hamilton: Ich hatte keine Chance

Diese Lücke ist jedoch nicht jene Lücke, die Hamilton am meisten stört. Sehr viel mehr sorgt sich der amtierende Weltmeister um die Performance-Differenz zwischen Red Bull und Mercedes. Nach Monaco, Baku und Frankreich hatte Mercedes nun immerhin schon zum vierten Mal in Folge klar das Nachsehen. "Ich habe versucht dranzubleiben, aber der Speed, den sie haben - sie haben über die letzten Rennen offensichtlich ein paar große Verbesserungen erzielt - gab uns keine Chance, dranzubleiben", klagt Hamilton.

Hamilton verzweifelt: Keine Updates mehr für Mercedes F1-Auto (15:56 Min.)

"Ich weiß nicht, wo wir die Zeit verloren haben, aber ihre Longruns schienen ein bisschen besser, und es fühlte sich an, als ob wir massenhaft Zeit auf den Geraden verloren haben", ergänzt der Brite. Eine Viertelsekunde pro Umlauf habe im Renntrimm gefehlt, hadert Hamilton. "Sie haben große Fortschritte gemacht. Ihr Speed auf den Geraden ist viel schneller geworden. Wir wissen nicht, ob es vom Flügel kommt, wie Max sagt, oder vom Motor", ergänzt der Brite.

Formel 1 Spielberg: Hamilton fordert 'irgendein' Upgrade

Sorgen um seinen achten WM-Titel will sich Hamilton zwar nicht nachsagen lassen. "Ich muss einfach versuchen, jedes Wochenende den bestmöglichen Job zu machen", sagt der Brite. Dennoch sind die Bedenken derart groß, dass Hamilton sich nun von Mercedes eine gewisse Rückbesinnung erhofft. "Wir müssen Performance finden, ein Upgrade von irgendeiner Art, keine Ahnung wo", fordert Hamilton.

"Wenn wir uns nicht verbessern, dann ist das Ergebnis von heute das Ergebnis, das wir weiterhin sehen werden", mahnt der Brite. Das Problem: Mercedes stellte die Entwicklung für das diesjährige Auto bereits vollständig ein. Der Fokus ruht längst einzig und allein auf 2022, wenn in der Formel 1 ein völlig neues technisches Reglement greift.

Hamilton: Sonst mehr Ergebnisse wie Spielberg

Das kann Hamilton nachvollziehen. "Ich habe eine sehr intelligente und tolle Gruppe von Menschen hinter mir. Wir müssen das balancieren, auch mit diesem Cost Cap oder wie das heißt", sagt Hamilton. "Ich hätte gerne Upgrades, aber das ist gerade nicht geplant. Wenn wir nachher unser Debriefing haben, werde wir vielleicht darüber reden", kündigt Hamilton an.

Großen Erfolg mit seiner Forderung wird Hamilton dort eher nicht erwarten können. Im 'Presse-Debriefing' erteilte Teamchef Toto Wolff seinem Starpiloten bereits eine klare Absage. "Es ist eine knifflige Entscheidung, aber nächstes Jahr gibt es ein komplett anderes Autokonzept, da musst du die richtige Balance wählen", sagt Wolff. Ohnehin sei so ziemlich jeder längst voll auf das nächstjährige Auto fokussiert. "Nur manche bringen noch Teile", sagt Wolff. Zu diesem gehört ausgerechnet der große Gegner - Red Bull.

Toto Wolff erteilt Hamilton Absage: Ergibt keinen Sinn

Die Folge: Die Bullen verfügen inzwischen über das schnellere Auto. "Ich werde die Herangehensweise des Teams nie hinterfragen", sagt Hamilton auf Nachfrage, ob Mercedes die richtige Entscheidung getroffen habe. "Klar würde ich ein Upgrade lieben, das würden wir alle. Aber es ist gerade nicht in der Pipeline." Das Resultat zeige sich allerdings deutlich. "Der Saisonstart war eng, die ersten vier Rennen hatten wir dieselbe Performance", erinnert Hamilton. "Aber sie haben jetzt einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht und wir arbeiten drumherum. Aber die grundlegende Performance ist jetzt, wie sie ist."

Mit Drumherumarbeiten zielt Hamilton auf das, was Wolff nun als einzige Optionen Mercedes' bezeichnet. "Setup-Arbeit, Reifen, optimiertes Running, das wird ein sehr wichtiger Teil", sagt Wolff. Eine Rückbesinnung, nun doch noch den W12 zu entwickeln, werde es nicht geben. "Es wird keinen Sinn machen, eine oder zwei Wochen zurück zum alten Auto zu switchen, weil du da lange nicht so viel gewinnst [wie für 2022]", erklärt Wolff. Allerdings werde auch Red Bull nicht ewig weiterentwickeln können, hofft der Wiener.

Mercedes gibt nicht auf: Haben noch Waffen!

"Es ist weit entfernt davon, vorbei zu sein", sagt Wolff deshalb. "Wir hatten jetzt ein sehr schwieriges Wochenende in Österreich, aber das bedeutet nicht, dass wir keine Waffen im Waffenschrank haben. Wir werden diese Saison noch gewinnen und Poles holen und so hart wie möglich kämpfen", verspricht Wolff.

Für Hamiltons Position zeigt der Teamchef dennoch Verständnis. "Ein Fahrer will immer mit allem kämpfen, was er hat. Wir hatten diese Diskussion, aber es ist eine rationale Entscheidung", verrät Wolff. "Die Upgrades würden einfach nicht so viel bringen wie die neue Aero [für 2022]. Sie [Red Bull] definitiv auch die Aero-Entwicklung stoppen, weil es sonst für die nächste Meisterschaft gefährlich wäre."

Hamilton: Flügel flacher stellen ist nicht

Wo Mercedes ansetzen müsste, ist für Hamilton derweil klar. Der Speed auf den Geraden müsse besser werden. "Es fühlt sich draggy an, aber auch nicht so stark. Es könnte eins von beidem sein oder beides zusammen", sagt Hamilton über Power Unit und Aerodynamik.

Kreativ werden und einen ähnlichen neuen Flügel wie Red Bull bringen könne Mercedes nun allerdings nicht. "Die haben den ja lang entwickelt und wir nicht", winkt Hamilton ab. Noch dazu könne man den Heckflügel nicht einfach flacher stellen. Dann fürchtet Hamilton zu große Reifenprobleme in den Kurven. Etwas, das sich Red Bull mit einem effizienteren Paket leisten kann.

Hamilton verzweifelt: Keine Updates mehr für Mercedes F1-Auto (15:56 Min.)