Nach den beiden Reifenschäden in Baku reagiert Formel-1-Alleinausrüster Pirelli: Schon beim Österreich GP am kommenden Wochenende erhält jeder Fahrer im 1. Freien Training zwei Prototyp-Reifensätze. Läuft der Test ohne Komplikationen ab, wird der neue Reifen schon beim nächsten Rennen in Silverstone zum Einsatz kommen.

Der Prototyp unterscheidet sich nur in der Konstruktion des Hinterreifens vom aktuellen Modell. In Baku hatten Max Verstappen und Lance Stroll Reifenschäden zu beklagen, die von stehenden Wellen verursacht wurden.

Zwei Wochen später reagierte die FIA mit einer Technischen Direktive auf die Reifenschäden, weil Pirelli die Einsatzbedingungen für die Defekte verantwortlich gemacht hatte. Konkret ging es um die Luftdrücke, die den Italienern im Einsatzbetrieb bei einigen Teams zu niedrig erschienen. Die Kontrollen der Luftdrücke wurden verschärft, und die Drücke selbst wurden nach oben korrigiert, um die strukturelle Integrität sicherzustellen. Weil es 2021 noch keine einheitlichen Reifendrucksensoren gibt, geht Pirelli nun einen Schritt weiter.

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Pirelli will stabilere Formel-1-Reifen ab Silverstone

Pirelli brachte zwar erst für dieses Jahr neue Konstruktionen - die allerdings mussten im Zuge der Coronapandemie im Eilverfahren getestet und eingeführt werden. Als das finale Produkt homologiert wurde, hatten die Ingenieure des Reifenherstellers bereits neue Ideen. Eine davon wurde schon erfolgreich auf dem Prüfstand getestet. "Der 2021er Reifen ist bereits besser als der 2020er, aber der neue ist noch einmal ein Schritt", verspricht Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola.

Performance-Unterschiede werden von Pirelli nicht erwartet. Das Gewicht der beiden Produkte variiert nur um wenige Gramm, Mischungen und Profil blieben ohnehin identisch. Am Profil wollen die Ingenieure nicht Hand anlegen, um die Aerodynamik der Fahrzeuge nicht zu beeinflussen.

Max Verstappens kaputter Hinterreifen von Baku, Foto: LAT Images
Max Verstappens kaputter Hinterreifen von Baku, Foto: LAT Images

Kritik an der Vorgehensweise lässt Mario Isola nicht gelten: "Es ist komisch, dass der Reifen in einem so dynamischen Umfeld, in dem bei jedem Rennen neue Teile getestet werden, für ein ganzes Jahr eingefroren ist. Wir haben diese Lösung und es wäre falsch, sie nicht auszuprobieren."

Pirelli glaubt fest an neue Formel-1-Hinterreifen

Pirelli unterbreitete den Vorschlag zunächst FIA und Formel 1. Beide Parteien befürworten den Schritt. Aus Sicherheitsgründen kann die Spezifikation der Reifen auch während der Saison geändert werden. Die Italiener rechnen fest mit der Einführung des neuen Hinterreifens, die Produktion läuft bereits auf Hochtouren.

Der Vorteil der neuen Reifen: Die Startdrücke könnten dann wieder etwas sinken. Beim Test auf dem Red Bull Ring am nächsten Freitag werden die Drücke für die Prototyp-Reifen niedriger sein als die des aktuellen Produkts.

Fraglich ist, was im Falle von Regen passiert. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir einen Reifen bringen werden, der noch nie auf der Strecke getestet wurde", meint Isola. Möglicherweise wird der Test dann auf eine andere Trainingssitzung verlegt. Gibt es gar keine Möglichkeit in Österreich, wird es schwierig. Denn ein Test in Silverstone wird vom neuen Format mit Sprint-Qualifying erschwert.