Die Geduld von Valtteri Bottas war am Sonntag in Frankreich in aller Öffentlichkeit endgültig erschöpft. Das ganze Rennen lang hatte er Anschluss an Lewis Hamilton gehalten und ums Podium gekämpft, aber die von Mercedes gewählte Einstopp-Strategie war ein Griff ins Klo. Als Bottas in den letzten Runden von beiden Red Bulls überholt wurde und auf Platz vier zurückfiel, platzte dem nach wie vor nur WM-Fünften der Kragen.

Aber für seinen Fluch-geladenen Funkspruch - darunter "Warum verdammt nochmal hat mir keiner zugehört, als ich gesagt habe, dass das ein Zweistopper wird!" und "Meine Reifen sind durch, verdammt!" - gibt es von Mercedes-Teamchef Toto Wolff keine Zurechtweisung. Ganz im Gegenteil.

Wolff erklärt: Darum freute ihn Bottas' Wut-Funk in Frankreich

Jedem, der es hören wollte, erklärte Wolff nach dem Rennen: "Ich habe es geliebt, dass er ausgesprochen hat, was er gedacht hat, und es nicht in sich hineingefressen hat." Schließlich erlebt Bottas gerade den schlechtesten Saisonstart seiner Mercedes-Karriere.

Auch noch zum ungünstigsten Zeitpunkt, denn Mercedes steht vor einer kritischen Fahrer-Entscheidung. Bottas hat keinen Vertrag, und George Russell - der in Frankreich gleichzeitig ein herausragendes Rennen für Williams ablieferte - drückt mächtig nach. Der Druck auf Bottas, abzuliefern, ist also hoch. Da tut es doppelt weh, wenn gute Rennen wie hier oder in Monaco durch Umstände außerhalb seiner Kontrolle zunichte gemacht werden.

Wolff lobt Bottas-Rennen in Frankreich

In beiden Fällen verlor Bottas mögliche, ja fast sichere Podien. Mit nur 59 Punkten liegt er nach sieben Rennen noch immer nur auf dem fünften WM-Rang, und konnte McLaren-Pilot Lando Norris bis jetzt nicht einholen. Im Gegenteil, Norris hat ganze 17 Punkte Vorsprung.

Aber bei Mercedes spricht man Bottas für das Pech auch keine Schuld zu. So unterstreicht Wolff: "Ich denke eigentlich, dass er hier ehrlich gesagt ein gutes Rennen gefahren hat. Er war für den Großteil des Rennens ganz vorne mit Lewis und Max unterwegs."

"Die Entwicklung geht in die richtige Richtung", urteilt Wolff. "Ja, es gibt noch immer eine Lücke beim Reifenmanagement, und wir werden uns alles im Detail in den nächsten Tagen anschauen. Aber ich sehe einen echten Fortschritt bei der Art, wie Valtteri die Rennen angeht. Und im Qualifying haben wir ihn nie angezweifelt."

Nach einem von Gerüchten zu Bottas' Zukunft durchzogenen Wochenende sind das gute Nachrichten für ihn im Kampf um ein 2022-Cockpit. Wolff hält fest: "Ich glaube, Valtteri weiß, dass er diese Gerüchte nur beantworten kann, indem er auf der Strecke abliefert."