Yuki Tsunoda hat es wieder übertrieben. Zum zweiten Mal in seiner bislang nur sieben Qualifyings umfassenden Formel-1-Karriere crashte der AlphaTauri-Pilot in Frankreich auf der allerersten schnellen Runde im ersten Segment. Nach Imola, wo er sein Auto in Q1 nachhaltig zerstörte, musste er auch in Le Castellet nach wenigen Minuten aufgeben.

Das sorgt nicht gerade für die beste Stimmung im Red-Bull-Lager, wo immerhin Pierre Gasly die Ehre des zweiten Teams mit einem sechsten Startplatz retten konnte. Für Tsunoda aber ist es das vierte Q1-Aus, und der dritte Samstags-Unfall in sieben Rennen.

'Sturer' Tsunoda wiederholt Imola-Fehltritt in Frankreich

"Wir müssen seine Ungestühmheit bremsen, ohne dass man den unglaublichen Speed beeinflusst", kommentiert Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko nach dem Qualifying das erneute Aus auf ServusTV. "Das wird schon - nur das ist das Ärgerlichste, in der ersten Runde von Q1 rausfliegen. Ich dachte, das wäre nach Imola erledigt, aber er beweist, dass er sehr stur sein kann."

Aufgrund einer mit dem Imola-Crash beginnenden Schwächephase hatte man Tsunoda schon nach Italien, ans AlphaTauri-Werk in Faenza, übersiedelt, wo er nun von Teamchef Franz Tost persönlich beaufsichtigt wird. Ein strenges Arbeitsprogramm schien in Baku mit einem Top-10-Ergebnis zu fruchten, aber in Frankreich zeigt sich der alte Tsunoda mit den schlechten Angewohnheiten wieder.

Tsunoda crasht AlphaTauri: Mit Kerb verschätzt

"Ich habe kein so direktes Auto erwartet, aber es ist noch immer mein Fehler", gesteht Tsunoda nach dem Qualifying. Der Fehler geschah sogar in der ersten Kurve: "Ich glaube, der Hinterreifen war noch auf dem gelben Kerb, und dann habe ich mich gedreht."

Rückwärts ging es für Tsunoda in Richtung Reifenstapel: "Ich habe so hart gebremst, wie ich konnte, um Schäden zu vermeiden, habe aber die Absperrung getroffen. Das war wie Eislaufen, ging einfach rückwärts. Der Einschlag war aber relativ langsam, hoffentlich ist das Getriebe nicht kaputt."

Tsunoda nach dem Qualifying-Crash, Foto: LAT Images
Tsunoda nach dem Qualifying-Crash, Foto: LAT Images

Es schien erst noch, als ob Tsunoda weiterfahren könnte, doch er bekam den ersten Gang nicht mehr rein. Sein Team zeigt sich trotzdem zuversichtlich, dass die Schäden nicht allzu gravierend sind. Und bei einem letzten Startplatz wäre eine Strafe kaum das Ende der Welt.

Gasly liefert in Frankreich nächstes Top-Qualifying ab

Die Benchmark bei AlphaTauri bleibt währenddessen Pierre Gasly. Obwohl ihm zwei Runden wegen Übertretungen der Track Limits in Kurve sechs gestrichen wurden. In Q3 verlor er die erste Runde, musste also auf der allerletzten perfekt abliefern: "Der Druck war hoch, der Wind hat da auch gedreht, das hat diese Stelle schwierig gemacht. Viel Druck, viel Adrenalin, und als ich die Runde beendet habe, war ich sehr happy."

Mit Startplatz sechs hat Gasly im engen Mittelfeld-Kampf gegen Ferrari (P5 & P7), McLaren (P8 & P10) und Alpine (P9 & P11) gute Karten. Gerade noch rechtzeitig hatte er ein Abstimmungs-Mysterium entschlüsselt, nachdem er in den Trainings mit dem Auto nicht zurechtgekommen war: "Wir haben einen guten Schritt vor dem Qualifying gemacht, das macht Hoffnung für die Rennpace morgen, verglichen mit FP2."

Da war AlphaTauri oft nicht ganz so stark aufgestellt wie die Konkurrenz: "Zuletzt war es gut, aber das waren Straßenkurse." In Barcelona lief es hingegen nicht. In Frankreich hofft Gasly also, dass er den letzten Aufwärts-Trend des Teams auf einer klassischen Rundstrecke unterstreichen kann.

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