Wendung in der heißesten Fahrermarkt-Frage der Formel 1: Noch am Donnerstag dementierte Valtteri Bottas entschieden jüngste Medienberichte, wonach Mercedes sich für die F1-Saison 2022 bereits für George Russell entschieden haben soll und kurz vor der Verkündung stehe. Nun lieferte Teamchef Toto Wolff auf Nachfrage, wann denn nun mit einer Entscheidung zu rechnen sei, eine völlig überraschende Aussage.

"Irgendwann im Winter, denke ich. Aber ich weiß nicht, ob es Dezember, Januar oder Februar ist", sagte Wolff am Freitag des Frankreich Grand Prix in Le Castellet. Eine klare, aber auffällig trockene Ansage. So trocken, dass sie auch als Scherz hätte durchgehen können. Immerhin hatte Wolff in diesem Jahr bereits mehrfach beteuert, sich für 2022 nicht erneut so viel Zeit zu lassen wie mit Lewis Hamiltons neuem Kontrakt für diese Saison. Der wurde erst Anfang 2021 offiziell.

Nur ein Scherz? Wolff verneint: Sehr gut möglich

Entscheidend dabei allerdings: Wolff sprach immer nur von Hamilton, nicht von seinem zweiten Cockpit. Auf erneute Nachfrage, ob Mercedes mit der Entscheidung zwischen Bottas und Russell wirklich so lange warten wolle, ließ Wolff dann allerdings keinen Zweifel mehr. "Das ist sehr gut möglich, denn wir haben uns immer zu unseren Fahrern bekannt und waren ihnen gegenüber immer loyal. So machen wir das", sagte Wolff.

Die Fahrer selbst hatten sich zuletzt noch anders angehört. Bottas sprach davon, nach dem unmittelbar bevorstehenden Tripleheader vielleicht erste Gespräche zu erwarten. Russell, 2021 im letzten von drei Jahren seines Vertrags bei Williams, pochte zuletzt auf eine Klärung seiner Zukunft in der Formel 1 bis zur Sommerpause.

Wolff kontert Spekulationen um Mercedes-Fahrer

Den jüngsten Medienberichten zufolge, etwa von RTL, sollte dieser Wunsch erfüllt werden. Von Gesprächen mit Bottas in Frankreich und einer Verkündung in Silverstone war dort etwa die Rede. Gut möglich ist, dass Wolff diese Berichte derart verärgerten, dass der Mercedes-Teamchef nun als Kontrapunkt dazu das völlig überraschende Winter-Statement in die Welt setzte.

Noch dazu ließ Wolff wissen, Bottas halte seine Zukunft bei Mercedes noch immer in eigenen Händen. "Er muss das Auto samstags und sonntags schnell fahren. Wenn er das macht, bringt er sich in eine sehr gute Situation, was das kommende Jahr angeht", sagte Wolff.

Wolff: Das muss Bottas jetzt tun

Unter dem Strich verfahre Mercedes bei der Entscheidung schlicht nach dem Leistungsprinzip. Angst Russell zu verlieren? Frischer Wind durch den Briten? All das spielt für Mercedes nur die zweite Geige. Das sei zwar absolut zu beachten, so Wolff. "Aber es ist nicht der Hauptantrieb", versicherte Wolff. "Der größte Treiber ist eine konsistente Performance."

Die allerdings zeigte Bottas - bei allem Pech in diesem Jahr - 2021 nicht immer. Deshalb dürften Wolffs letzte Worte am Freitagabend in Le Castellet Druck auf Bottas ausüben. Wolff: "Gerade in diesem schwierigen Jahr brauchen wir zwei Fahrer, die voll da sind. Wenn einer an einem Wochenende abgemeldet ist oder ausfällt, muss der andere es nach Hause bringen. Deshalb ist es immer wichtig, das beide auf dem Maximum ihrer Fähigkeiten sind."

Williams entspannt: Entscheidung hat Zeit

Russells aktuelles Team Williams hat unterdessen keine Eile. "Wir haben die Zeit", sagte Teamchef und CEO Jost Capito am Freitag in Frankreich. Auch eine potentiell nötige Nachfolger-Suche für Russell fürchtet der Siegerländer nicht. Williams werde nach der Übernahme und Investitionen durch Dorilton Capital nun wieder zunehmend attraktiv für verschiedene Fahrer, so Capito.

Erklären kann diese Entspannung auch ein möglicher direkter Fahrertausch von Russell und Bottas. So würde der Finne zu seinem alten Arbeitgeber zurückkehren und Williams hätte die Sicherheit, mit Bottas einen gestandenen Formel-1-Fahrer als Nachfolger Russells zu erhalten. Gleichzeitig wären bei einem solchen Modell beide Fahrer abgesichert, 2022 in der Formel 1 zu fahren - egal, wie spät die Entscheidung dann fällt.