Beim sechsten Rennen der Formel-1-Saison 2021 hat Kimi Räikkönen seine bisherige Punkteflaute in diesem Jahr beendet. Beim Großen Preis von Aserbaidschan in Baku fuhr der Weltmeister von 2007 vom 14. Startplatz auf Platz zehn und bescherte Alfa Romeo Racing, nach Teamkollege Antonio Giovinazzi zuletzt in Monaco, das zweite Ergebnis in den Punkterängen in Folge.

Die entscheidende Position gewann Räikkönen erst zwei Runden vor Schluss. Der Finne war einer der vielen Profiteure des heftigen Verbremsers Lewis Hamiltons in Kurve eins nach dem stehenden Restart. "Der Restart nach der roten Flagge war ziemlich hektisch. Wir hätten da besser sein können, aber es hätte auch übel daneben gehen können, ich musste jemandem ausweichen. Also nehmen wir den Punkt gerne mit", sagt Räikkönen.

Giovinazzi rutscht beim Restart in Ricciardo: Anti-Stall!

Der genannte Jemand war Giovinazzi. Der Italiener befand sich nach der ersten Kurve links neben Räikkönen, direkt hinter Daniel Ricciardo. Beim Anbremsen auf die zweite Kurve war Giovinazzi eine Spur zu spät dran und fuhr dem McLaren ins Heck. Räikkönen zog mit einem kleinen Schlenker nach rechts vorbei. "Beim zweiten Restart habe ich kurz Plätze in der ersten Kurve gewonnen, aber habe in der zweiten Kurve Ricciardo berührt, sodass mein Auto in den Anti-Stall-Modus gesprungen ist", berichtet der Italiener.

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Giovinazzi rettete sich dennoch zumindest auf P11 direkt hinter Räikkönen. Für den Ferrari-Junior war das noch immer ein Erfolg. Immerhin hatte Giovinazzi das Rennen nach einem Unfall im Qualifying vom letzten Startplatz aufnehmen müssen. Zurück ins Spiel brachte sich der Alfa-Pilot gleich beim Start. Aus der ersten Runde kam Giovinazzi auf P15 zurück, unmittelbar hinter Räikkönen.

Nach Qualifying-Crash: Giovinazzi gewinnt am Start fünf Plätze

"Ich hatte einen großartigen Start. So war ich sofort zurück im Kampf um Punkte", berichtet der Italiener. "Es war aber kein leichtes Rennen, weil ich von der ersten Runde lang ein Problem mit den Bremsen hatte. Damit war es nicht sehr angenehm zu fahren, gerade auf einer Strecke wie dieser ist das nicht ideal, da müssen die Bremsen echt gut sein. Aber meine Pace war noch recht gut."

Antonio Giovinazzi kämpfte sich vom letzten Startplatz fast zurück in die Punkte, Foto: LAT Images
Antonio Giovinazzi kämpfte sich vom letzten Startplatz fast zurück in die Punkte, Foto: LAT Images

Giovinazzi fuhr zunächst Soft, Räikkönen Medium. So entschied sich Alfa für gegensätzliche Strategien. Giovinazzi kam bereits nach zwei Runden zum Reifenwechsel auf Hard. Durch diesen Undercut erhielt der Italiener freie Fahrt und gewann zwei Plätze, als alle anderen ihre Stopps absolviert hatten. Räikkönen fuhr wegen des härteren Startreifens eine Overcut-Strategie, ehe auch der Finne auf den harten Pneu wechselte und damit in Runde 35 sogar den in Baku heftig kämpfenden Mercedes von Valtteri Bottas überholte.

Kimi Räikkönen überholt Mercedes von Valtteri Bottas

"Er hatte einen starken Mittelstint und lag so in einer guten Position", lobt Xevi Pujolar, Alfa Romeos leitender Ingenieur an der Strecke. Mehr ging allerdings nicht, nicht aus eigener Kraft. Räikkönen: "Wir haben etwas später gestoppt, hatten guten Reifen und haben die Autos vor uns locker eingeholt, aber das Manöver setzen konnten wir nicht. Überholen hat sich hier als überraschend schwierig für uns erwiesen. Hoffentlich sind wir da beim nächsten Rennen besser."

Bei Giovinazzi entschied sich Alfa Romeo nach dem Crash Lance Strolls für einen zweiten Wechsel auf Hard, kaum war die Boxengasse wieder geöffnet. So erhoffte man sich gegen Rennende einen Vorteil durch frischere Reifen, diesen Plan durchkreuzte der Crash Max Verstappens. In der resultierenden Rennunterbrechung durfte ohnehin das ganze Feld die Reifen wechseln.

Alfa Romeo: Haben das Maximum herausgeholt

Vor diesem hektischen Finish verlief das Rennen für beide Alfa-Romeo-Fahrer weitgehend ruhig. "Bis zu den letzten beiden Runden war in meinem Rennen nicht viel los. Gut, einen Punkt nachhause zu bringen", berichtet Räikkönen. "Aber ich hatte noch auf ein bisschen mehr gehofft. Wie immer eben", sagt der 41-Jährige. "Aber ich denke nicht, dass wir unter dem Strich mehr hätten ausrichten können."

Genauso sieht es sein Teamkollege. "Ich denke, wir haben alles aus diesem Rennen herausgeholt, was möglich war, gerade vom letzten Platz aus. Wir waren so nah dran an den Punkten. Heute war so viel los, es war am Ende ein ziemlich verrücktes Rennen, aber wir müssen glücklich sein, da wir mit Kimi einen weiteren Punkt geholt haben, und das jetzt zum zweiten Mal in Folge für das Team", sagt Giovinazzi.

Alfa Romeo aus eigener Kraft weiter nicht Top-10-fähig

Nach wie vor ist der Sauber-Truppe aus Hinwil in der Schweiz allerdings klar: Fortschritte macht man, doch für Punkte reicht es aus eigener Kraft und ohne Vorkommnisse noch immer nicht. Deshalb lobt Teamchef Frederic Vasseur diesmal vor allem die gute Ausführung des Rennens aller Beteiligter. "Wir sind aus alles andere als idealen Positionen losgefahren, aber alle im Team haben einen guten Job gemacht. Das hat uns erlaubt, bis zu den letzten Runden um Punkte zu kämpfen. Zwei Rennen in Folge in den Punkten zu landen, ist der Lohn für sauberes Fahren, eine Strategie, die beide Fahrer in eine Position versetzt hat, die es ihnen erlaubt hat, zu kämpfen und gute Boxenstopps", sagt der Franzose.

Der Speed des C41 gefällt Vasseur allerdings zunehmend auch. "Mit dem Punkt können wir zufrieden sein, besonders weil wir mit beiden Autos von Start bis Ziel eine gute Pace gezeigt haben", lobt der Franzose. Was nun vor allem noch fehlt ist die Performance im Qualifying und in Zweikämpfen. Wie Motorenlieferant Ferrari tut man sich vor allem in verwirbelter Luft und geradeaus schwer. Der Power Unit aus Maranello gelang 2021 zwar ein Sprung nach vorne, allerdings noch keiner auf Mercedes- oder Honda-Niveau.