0,029 Sekunden. Diese Winzigkeit trennte Sebastian Vettel im Qualifying der Formel 1 zum Großen Preis von Aserbaidschan 2021 von einem Einzug in das finale Q3. Als der Deutsche am Boxenfunk davon erfuhr, antwortete Vettel mit einem lauten Wutschrei. "Es geht da gar nicht um die drei Hundertstel, sondern um einen Fehler in meinem ersten Versuch [im Q2]", erklärt der viermalige F1-Weltmeister später seinen Gefühlsausbruch.

Der war Vettel im Bereich des Hauptdarstellers des Qualifyings unterlaufen - in Kurve 15, jener Ort, an dem zuvor im Q1 zunächst sein Teamkollege Lance Stroll, dann Alfa Romeos Antonio Giovinazzi gecrasht waren. "Da hatte ich einen dicken Verbremser", schildert Vettel. Beinahe wäre auch der Deutsche in die Bande gekracht. "Es war eng. Ich hatte fast Glück, dass ich noch weiterfahren konnte und mit einem riesigen Bremsplatten über die Linie bin", sagt Vettel.

Vettel: Mein Fehler, Q3 sonst kein Problem

Vier Zehntel hätte der Verbremser etwa gekostet, so Vettel. "Wäre das nicht passiert, wären wir in einer viel besseren Position und im Q3. Deshalb ist es etwas schade. Da bin ich nicht zufrieden mit mir", hadert der Aston-Pilot. Tatsächlich hätte es dann garantiert gereicht. Seinen zweiten Versuch konnte danach nicht nur Vettel nicht nutzen. Durch einen Crash Daniel Ricciardos kurz vor Ende des Q2 wurde die Session per roter Flagge vorzeitig abgebrochen. Für Outlaps reichte die Zeit nicht mehr. Somit hatte das Ergebnis der ersten Runs Bestand.

"Dann war die rote Flagge draußen und wir konnten es nicht nochmal probieren. Das ist Baku, da gehört es dazu, dass die rote Flagge kommt und die gelben Flaggen draußen sind, deswegen muss man die Runde auf den Punkt bringen", klagt Vettel über sich selbst. Noch mehr ärgert sich Vettel über seinen Patzer, weil die Runde ansonsten sehr gut gewesen sei. "Das ist mir ganz gut gelungen - bis auf den letzten Schuss. Bis dahin war die Runde gut, dann habe ich mich aber verbremst. Mein Fehler. Sonst wäre Q3 kein Problem gewesen - schon mit dem ersten Satz", sagt Vettel.

Sebastian Vettel erklärt knifflige Kurve 15

Dass es dann so wenig Rückstand gewesen sei, sei natürlich schade. Doch wieso unterlief nicht nur Vettel dieser Fehler in Kurve 15? Wieso taten sich zahlreiche Fahrer dort so schwer? "Es gibt dort Rückenwind, es geht abwärts und es ist etwas welliger als letztes Mal hier und der Wind wird dort geradezu kanalisiert. Das macht es etwas kniffliger, denn so ist es dort auch böig", erklärt Vettel.

"Bis du dort ankommst weißt du nicht, was du bekommst. Im Grunde weißt du es erst am Bremspunkt. Da musst du ein bisschen zocken, wie viel du riskieren kannst. Ich habe einen Fehler gemacht, also bin ich vielleicht ein etwas zu großes Risiko eingegangen", erklärt Vettel. Noch mehr Risiko nahm Teamkollege Stroll. Der Kanadier knallte an selber Stelle nach nur vier Minuten im Q1 in die Bande und stellte wenig später mit zerstörter Vorderradaufhängung ab.

Kurve 15: Lance Stroll crasht im Qualifying

"Ich bin zu tief reingestochen, dann ist mir vorne rechts der Reifen blockiert und ich bin zu weit gegangen und da rein", schildert Stroll. "Das ist hier immer dasselbe Problem in dieser Kurve. Du musst rechts bremsen und heute war es etwas windig, das macht die Herausforderung größer. Es ist für alle gleich. Frustrierend, wenn so etwas passiert."

Im Rennen hofft Vettel dank freier Reifenwahl auf P11 und das übliche Chaos auf Besserung. "Schauen wir mal wie das Rennen morgen wird. Wir können uns ja die Reifen aussuchen. Vielleicht kann uns das einen Vorteil bringen", sagt der Deutsche. "Es ist ein langes Rennen und hier kann viel passieren."