Ferrari erlebte in Aserbaidschan einen starken Freitag. Sowohl das erste als auch das zweite Freie Training beendeten Carlos Sainz und Charles Leclerc in den Top-4. Hinzukommt, dass die schnellste Zeit des jeweils schnelleren Ferrari-Piloten in den beiden Session nur knapp hinter der Spitze lag. Im FP1 betrug der Abstand zur schnellste Sessionzeit nur knappe 4 Hundertstel, im FP2 waren es 13 Hundertstel.

Ein überraschender Auftritt, zumal Ferrari nach einem beeindruckenden Monaco GP nicht damit gerechnet habe, in Baku ebenfalls schnell zu sein. Daran ändert auch der Crash von Charles Leclerc während des zweiten Freien Trainings recht wenig. Ferrari möchte sich dennoch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Ferrari in Baku schneller als erwartet

Im Vorfeld des Aserbaidschan Grands Prix hielt Ferrari die Erwartung noch niedrig. Die Streckencharakteristik Monacos habe einfach perfekt zum SF21 gepasst. Ab Baku, so Ferrari, würde ein anderer Wind wehen, zumal der Stadtkurs in der Hauptstadt Aserbaidschans mit vielen schnellen Passagen ausgestattet ist. Eine Tatsache, die eigentlich weniger zu Ferrari hätte passen sollen.

"Jetzt beginnt ein Saisonabschnitt, der wohl komplizierter für uns wird. Wenn der SF21 in Spanien klar das drittschnellste Auto war und in Monaco sogar Siegpotential gezeigt hat, wird die Situation in den nächsten Rennen, beginnend mit Baku anders", erklärte Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies vor wenigen Tagen.

Der Freitag sprach allerdings eine andere Sprache. "Es ist sehr aufregend. Es sieht so aus, als wäre es hier für jeden nicht so einfach. Da ergeben sich also vielleicht einige Möglichkeiten. Wir sind zwar nicht so gut wie in Monaco und auch nicht so schnell, wie die Zeiten es zeigen, aber definitiv besser als erwartet", so Carlos Sainz, der beide Trainingssessions auf der dritten Position beendete.

Leclerc: Habe mich vielleicht zu wohlgefühlt

Teamkollege Charles Leclerc sorgte im zweiten Freien Training unterdessen für eine Schrecksekunde, die etwas an dessen Kollision im Qualifying des 2019er Aserbaidschan GPs erinnerte. In beiden Fällen endete ein Verbremser des Monegassen in der Streckenbegrenzung, mit dem feinen Unterschied, dass sich der Vorfall am Freitag in Kurve 15 und nicht im engen Abschnitt nach Kurve acht ereignete.

Auch die Folgen der Kollision halten sich in Grenzen. Der Ferrari-Pilot konnte seinen Boliden nach dem Missgeschick nämlich wieder an die Box bringen. Bis auf einen demolierten Frontflügel blieb der rote Renner ohne größere Schäden. Für den Monegassen heißt das also Glück im Unglück.

"Ich habe mich im Auto wohlgefühlt. Vielleicht etwas zu wohl und habe so in Kurve 15 zu hart gepusht. Am Ende ist das Freie Training aber für sowas da. Ich war dabei, das Limit auszutesten und war auch auf einer guten Runde unterwegs", beschreibt der zweimalige GP-Sieger den Vorfall.

Ferrari im Longrun mit Problemen: Reifenabbau als Ursache

Obwohl das Ergebnis nicht zwingend den Eindruck erweckt, neben dem Leclerc-Crash hatte Ferrari aber auch mit kleineren Problemen zu kämpfen. Am Vormittag bemerkte Sainz kurzzeitig Vibrationen während des Bremsvorgangs. Im FP2 bemängelte Leclerc zudem fehlenden Grip auf der Hinterachse.

Carlos Sainz und Charles Leclerc bemängelten am Freitag den Reifenabreu auf der Hiterachse, Foto: LAT Images
Carlos Sainz und Charles Leclerc bemängelten am Freitag den Reifenabreu auf der Hiterachse, Foto: LAT Images

Vor allem Letzteres sorgt bei Ferrari für einige Sorgenfalten. Die starke Pace auf eine Runde spiegelte sich aus diesem Grund nämlich nicht in den Longruns wider. "Der weiche Reifen baut schnell ab. Auf den Shortruns waren wir schnell, beim Longrun müssen wir aber noch analysieren, wie wir die Hinterreifen im Fenster richtig zum Arbeiten bekommen", hält Sainz am Freitagnachmittag fest.

Mit Prognosen für das restliche Wochenende, auch in Hinblick auf die Konkurrenz, hält sich die Scuderia daher noch ein wenig zurück. "Ich denke, McLaren ist hier sehr schnell, aber sie haben es heute aus irgendeinem Grund nicht gezeigt. Vielleicht lief ihr Tag nicht so sauber wie unserer. Ich denke, sie sind aber noch etwas vor uns. Wir müssen also sicherstellen, dass wir alles perfekt ausführen. Sie machen dieses Jahr nämlich kaum Fehler. Wir müssen also versuchen, unser Potential auszureizen", so Leclerc.