Bis auf zwei WM-Punkte hat sich Ferrari in Monaco in der WM-Wertung an McLaren herangearbeitet. Nur bis auf zwei Punkte, kam es bereits erleichtert aus dem McLaren-Lager. Ein bitterer Defekt am SF21 von Charles Leclerc infolge seines Qualifying-Crashs verhinderte sogar gleich den Start des Polesitters. Gleichzeitig trumpfte Lando Norris auf und pilotierte seinen MCL35M direkt hinter dem zweiten Ferrari von Carlos Sainz ins Ziel.

In der folgenden Pressekonferenz wurde es daraufhin kurios, als die Sprache auf einen Ausblick des neu aufgelebten Duells Ferrari vs. McLaren und das kommende Rennen in Baku, am nun kommenden Wochenende, ging. "Wer sich jetzt auf Baku freuen sollte, ist mein Freund Lando Norris, hier zu meiner Linken", kündigte Sainz dort an. "Er war eine Rakete auf der Geraden und das Auto war letztes Jahr in Monza definitiv auch nicht schlecht und jetzt nicht schlecht in Monaco", erinnerte der Spanier. "Also wette ich vielleicht auf dich!"

Norris wettete vor Monaco auf Sainz

Damit konterte Sainz eine Nachricht des Briten vor Monaco. "Er hat mir vor dem Wochenende Druck gemacht, indem er gesagt hat, dass ich eine Chance habe, zu gewinnen", sagte Sainz. Davon hatte Norris vor dem Wochenende selbst berichtet. Denn dort warnte der McLaren-Fahrer in Monaco bereits vor Ferrari. Hintergrund war ein starker letzter Sektor der Roten in Barcelona zuvor - oftmals Indikator für eine Stärke in Monaco.

Genauso kam es. Plötzlich geigte Ferrari sogar mit Mercedes und Red Bull mit. "Du lagst richtig. Jetzt schauen wir, ob ich Baku auch richtig liege", scherzte Sainz. Ob es für McLaren derart weit nach vorne gehen kann wie zuletzt für Ferrari, daran zweifelt Woking doch sehr. Zwar zeigte man sich in Monaco seinerseits überrascht von einer guten Performance in langsamen Kurven, dennoch bleibt neben Teamchef Andreas Seidl auch Norris vorsichtig.

McLaren dämpft Baku-Erwartungen

"Ich denke nicht, dass es gut ist, sich zu viele Erwartungen zu setzen", sagte Norris. "Du brauchst guten Speed auf den Geraden und gutes Vertrauen auf der Bremse mit so viel weniger Abtrieb, aber warten wir mal ab", sagte der WM-Dritte. In Baku braucht es anders als in Monaco immerhin einen klaren Setup-Kompromiss zwischen langen Geraden und dem langsamen Teil in der Strecke. Nur, weil beides separat ganz gut funktionierte, müsse die Kombination das nicht zwangsläufig, heißt es.

Dafür habe man den eigenen Boliden noch nicht gut genug verstanden, so Norris. "Vor zwei Wochen hatten wir in Barcelona sehr zu kämpfen und deshalb dachten wir, dass wir in Monaco nicht konkurrenzfähig sein würden, wegen des letzten Sektors", sagte der McLaren-Fahrer.

Ferrari erwartet in Baku kein zweites Monaco

"Wir hatten noch immer in den engen Kurven zu kämpfen, aber es ändert sich. Wir lernen das Auto noch immer, obwohl es dem aus dem Vorjahr so ähnlich ist. Es gab ein paar Änderungen, die sich auf jeden Fall auf das Auto ausgewirkt haben, besser an ein paar Stellen, vielleicht etwas schlechter an anderen. Aber dafür, dass wir uns hier nicht gut erwartet hatten, liegt es ziemlich gut."

Mehr hineininterpretieren will Ferrari - im negativen Sinn. Der Monaco-Höhenflug sei bereits in Baku nicht zu wiederholen, heißt es aus Maranello. "In Baku werden wir auf dieser langen Geraden nicht die Besten sein, aber gleichzeitig können wir okay dastehen, wenn wir die Zeit auf dem engen Teil der Strecke gutmachen können", sagte Sainz.

Ferrari: McLaren in Baku direkt hinter Mercedes & Red Bull

Dem stimmt die Teamführung zu. "Jetzt beginnt ein Saisonabschnitt, der wohl komplizierter für uns wird. Wenn der SF21 in Spanien klar das drittschnellste Auto war und in Monaco sogar Siegpotential gezeigt hat, wird die Situation in den nächsten Rennen, beginnend mit Baku anders", zitiert F1.com Sportdirektor Laurent Mekies.

Der Favorit im Mittelfeld sei in Baku klar McLaren. Mekies: "Schon dieses Wochenende erwarten wir ein sehr starkes McLaren, die sich sehr gut an die Charakteristika der Strecke anpassen und die Führung in der Gruppe hinter den beiden Teams, die um die WM kämpfen, übernehmen sollten."

Ferrari schaut nach hinten

Ferrari werde eher in die Defensive geraten und müsse sich vielleicht sogar mit Alpine, AlphaTauri und Aston Martin um die letzten Punkte balgen. Mekies: "Unser Ziel wird hauptsächlich sein, das verfügbare Potential zu zeigen und das Maximum aus jeder Gelegenheit zu machen. Um eine Fußball-Metapher zu bemühen, werden wir versuchen aus einer guten Defensive zu kontern."