Der Große Preis von Monaco 2021 verkam für Mercedes und Lewis Hamilton zur Schadensbegrenzung. Das verdeutlichte insbesondere die schnellste Rennrunde des Briten gegen Rennende. Hamilton wollte unbedingt noch jeden Punkt mitnehmen, der irgendwie ging. Immerhin war ein herber Rückschlag im WM-Kampf gegen Rennsieger Max Verstappen ohnehin nicht mehr zu ändern. Nur Platz sieben, WM-Führung futsch.

Das galt auch für die Konstrukteurswertung. Valtteri Bottas, in Monte Carlo Mercedes' klar heißeres Eisen im Feuer, schied bei seinem Boxenstopp durch eine rundgedrehte Radmutter aus. Doch auch Bottas wäre nicht in der Lage gewesen, Verstappen und Red Bull ernsthaft zu fordern. Zwar brachte der Finne die Reifen besser ins Arbeitsfenster als der Weltmeister, doch noch immer nicht genug. Noch dazu verschlissen auch am Boliden Bottas' die Reifen zu schnell.

Mercedes in Monaco einfach zu langsam

Schlechte Stimmung herrscht deshalb im Mercedes-Lager. "Weiter unten als der Magen einer Schlange", kommentiert James Allison die Laune im Team. "Wir hatten leider schon zuvor Rennwochenenden wie dieses. Wir wissen, dass wir uns jetzt nur selbst aufbauen können, indem wir herausfinden, warum wir langsam waren. Denn die Langsamkeit war der größte Schmerz. Damit müssen wir umgehen und zurückkommen", fordert der Technische Direktor.

Damit schließt sich Allison seinem Starpiloten an. Verloren sei die WM nur wegen Monaco nicht, so Hamilton. Doch Mercedes müsse die Klatsche dringend aufarbeiten. "Es ist nicht vorbei. Es ist noch ein langer, langer Weg, aber wir können uns auf keinen Fall noch ein Wochenende wie dieses leisten", mahnt Hamilton. "Ich bin aber dankbar, dass ich es beendet habe, ein paar Punkte und die schnellste Rennrunde erzielt habe. Jeder kleine Punkt, den du an einem schlechten Wochenende holst, kann am Ende zählen."

Hamilton beschwört Mercedes' Konter-Qualitäten

Der siebenmalige Weltmeister gibt sich allerdings zuversichtlich, dass Mercedes nun erst recht mit Volldampf weiterarbeiten wird. Das sei schon immer die Stärke des Teams gewesen. "Wir nehmen es nicht auf die leichte Schulter, aber es gibt keinen Grund komplett niedergeschlagen zu sein. Wir müssen uns die Daten ansehen und herausfinden, warum wir in dieser Lage waren", fordert Hamilton. "Wir alle im Team wollen natürlich antworten und ich weiß, dass alle mit Vollgas arbeiten werden, damit sich so eine Art Wochenende nicht wiederholt. In der Vergangenheit haben wir wieder und wieder gezeigt, dass wir zurückschlagen können. Deshalb bin ich nicht gestresst."

Hamilton weiter: "All diese Meisterschaften haben wir gewonnen, weil wir viele Fehler machen, aber immer stärker zurückkommen und aus ihnen lernen. Deshalb bin ich miesen Tagen oft dankbar. Denn es sind diese Tage, an denen du am meisten lernst. Wenn du nur gewinnst, lernst du weniger."

Aufarbeitung gar nicht nötig? Mercedes-Sonderfall Monaco ...

Allerdings lernte Mercedes nie so richtig aus seinen Problemen in Monaco, gesteht man selbst. "Monaco war nie unser Happy-Place. Wir hatten Ausnahmen, 2019 glaube ich in Sachen Pace. Aber es ist ähnlich wie mit den Events, die wir in Singapur hatten. Es ist irgendwie in der DNA eingefleischt, ob ein Auto gut läuft oder nicht und die Antworten dafür sind nicht immer leicht gefunden", sagt Teamchef Toto Wolff.

2019 hatte Hamilton in Monte Carlo gewonnen, in beiden Vorjahren war an Siege tatsächlich nicht zu denken. 2018 stand Hamilton als Dritter geradeso auf dem Podium, 2017 fehlte Mercedes dort komplett. Ferrari feierte einen Doppelsieg vor Daniel Ricciardo. 2016 gewann Hamilton zwar, allerdings nur, weil Red Bull einen scheinbar sicheren Sieg Ricciardos beim Boxenstopp ruinierte.

Wolff: Auto für 23 Rennen ausgelegt, Monaco klarer Ausreißer

Genau deshalb fordern zwar auch Wolff und Allison Aufarbeitung, fürchten allerdings keine weiteren Probleme in dieser Saison. Das schwache Wochenende sei einzig und allein den Besonderheiten des Fürstentums geschuldet. "Es scheint wie eine angeborene DNA im Auto zu sein, aber in unserem Fall wissen wir, wo wir das Auto optimieren müssen, wie wir die Reifen in ein besseres Fenster bekommen müssen. Aber du baust ein Auto für 23 Rennen, deshalb wird es immer Ausreißer in beide Richtungen geben, sodass du auch mal weniger Leistung bringst. Und Monaco ist definitiv ein Ausreißer, bei dem du gegenüber den durchschnittlichen Strecken ein völlig anderes Auto brauchst", sagt Wolff.

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"Das war hier nie eine gute Strecke für uns. Wir haben das längste Auto. Das ist wie ein Bus, den du um die Kurve bringen willst. Das ist auf einer kleinen Strecke wie dieser nicht so agil, aber woanders großartig. Es gibt einfach Dinge, die auf anderen Kursen Gutes verheißen, aber hier nicht funktionieren", bestätigt Hamilton.

Mercedes-Technikchef: Monaco-Problem selbst in besten Jahren

Allison ergänzt: "Wenn du dir die Performance unseres Teams über die vergangenen Saisons ansiehst, dann haben wir selbst in Jahren, in denen wir die WM recht locker gewonnen haben, hier dennoch zu kämpfen gehabt." Zwar habe Mercedes so gut wie immer einen ziemlichen Allrounder gebaut, allerdings sei Monaco immer eine klare Achillesferse gewesen.

Ironisch für Allison: "Eine der besten Waffen des Autos war immer sein Umgang mit den Reifen. Strecke für Strecke für Strecke. Aber auf dieser Strecke hatten wir immer damit zu kämpfen." So war es auch in den ersten Rennen der Saison 2021. Red Bull brachte die Reifen zwar oftmals schneller auf Temperatur, bei Mercedes hielten die sensiblen Pirellis dafür länger. Nicht in Monaco. Da war Mercedes in beiden Disziplinen schlechter.

"Wir haben sie samstags niemals so richtig zufriedengestellt. Deshalb waren unsere Startplätze weiter hinten. Sonntags waren wir zwar zu Beginn der Stints okay, aber gegen Ende des ersten Stints, wenn sich auf dieser besonderen Strecke ohne große Überholmöglichkeiten die meiste entscheidende Action abspielt, gehen uns die Ideen ganz aus, weil unser Reifen etwas früher stirbt als der unserer Gegner", schildert Allison.

Das sei eben Monaco-spezifisch. "Das haben wir hier jetzt schon ein paar Saisons nicht geschafft", sagt der Brite. "Wir müssen herausfinden, was wir auf dieser Strecke Jahr für Jahr falsch machen, was hier einfach nicht richtig ist." Wie sehr Monaco das Kräfteverhältnis durchwirbeln kann, zeigte sich am Wochenende auch an anderer Stelle. Ferrari fuhr aus dem Nichts zum Sieganwärter, dafür fiel Alpine, zuletzt im Aufwärtstrend, genauso plötzlich zurück.