Beim Großen Preis von Monaco hat es Alfa Romeo geschafft: Im fünften Rennen der Formel-1-Saison 2021 erzielte das Sauber-Team aus Hinwil in der Schweiz dank Antonio Giovinazzi auf Platz zehn seinen ersten WM-Punkt des Jahres. Der Italiener hatte mit seinem Q3-Einzug im Qualifying schon am Samstag eine erste Durststrecke für die Italo-Schweizer beendet. Für Teamkollege Kimi Räikkönen setzte sich diese dagegen gleich doppelt und buchstäblich fort: Weder Q3 noch Punkte, dafür kuriose Probleme mit seiner Getränkeversorgung - wie einst mit Ferrari in Ungarn.

„Wir waren erstmals im Q3 und haben einen Punkt geholt. Immerhin diese Frage [wann es denn endlich einmal für WM-Punkte reicht] bin ich jetzt los“, scherzt Teamchef Frédéric Vasseur nach dem F1-Rennen im Fürstentum. Immerhin? Ja, denn Alfa Romeo hatte sich zeitweise sogar ein wenig mehr ausgerechnet. Durch die Defekte bei Valtteri Bottas und Charles Leclerc schien in Monte Carlo kurzzeitig sogar ein achter Platz zu winken.

Antonio Giovinazzi verliert gegen Ocon-Overcut

Vasseur: „P10 mit Antonio, Punkte, das ist gut. Aber an einem Punkt haben wir erwartet, noch etwas besser zu sein. Aber es ist irgendwie auch ein gutes Gefühl, wenn du über P10 noch frustriert bist.“ Worum es konkret geht, ist die Phase der Boxenstopps in Monaco. Die sorgte nicht nur im vorderen Verfolgerfeld für Frust (Lewis Hamilton) und Rausch (Sebastian Vettel), sondern auch weiter hinten.

So lag Giovinazzi vor den Stopps noch auf Rang neun, direkt vor Esteban Ocon. Durch einen vier Runden langen Overcut ging der Franzose im Fernduell vorbei am Italiener. Danach war Giovinazzi zwar schneller, hing so allerdings hinter Ocon fest. So zog auch noch Lance Stroll nach einem extrem langen ersten Stint - gleich an beiden - vorbei.

Alfa Romeo fürchtete Bremsklotz Alonso

Doch hätte Alfa Romeo das nicht erahnen müssen? Vasseur verteidigt seine Strategen. Man habe handeln müssen. „Alonso hinter uns war etwas schneller. Wenn wir noch eine Runde mehr gefahren wären, wären wir hinter Alonso und erledigt gewesen. Wir mussten an die Box“, berichtet Vasseur. Tatsächlich: Der Spanier fuhr zwar nur auf P14, war allerdings drauf und dran bei einem Stopp Giovinazzis vor dem Italiener zu bleiben. Dann hätte er Bremsklotz zugunsten seines Teamkollegen Ocon spielen können.

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Für den Franzosen reichte es allerdings auch ohne Schützenhilfe Alonsos. Die kam von McLaren. „Als wir zurück auf die Strecke sind, haben wir nach zwei Runden Ricciardo eingeholt. Damit haben wir Ocon die Tür aufgemacht, weil der natürlich keine Angst vor Alonso haben musste“, schildert Vasseur den Platzverlust.

Ocon hält Giovinazzi auf, Stroll staubt ab

Das letzte Renndrittel klebte ein klar schnellerer Giovinazzi dann nur noch hinter Ocon fest. In Monaco. Vasseur: „Wir waren die letzten 25 Runden viel schneller als Ocon, aber hier hast du da absolut keine Chance, etwas zu versuchen.“ Noch dazu kostete Ocon Giovinazzi derart viel Zeit, dass auch Stroll per Overcut durchschlüpfte. „Auf einer anderen Strecke, auf der überholen möglich ist, hätten wir Achter sein können“, hadert der 27-Jährige. „Wir haben nach dem Overcut von Ocon gegen mich etwas verloren. Danach war meine Pace besser, aber wir haben die Position gegen Stroll verloren.“

Dennoch will sich der Italiener nicht großartig beklagen, sondern mehr über den ersten Punkt des Jahres freuen. „Der Punkt wird diese Saison noch wichtig“, sagt Giovinazzi. „In diesem Jahr ist alles sehr eng, die Zuverlässigkeit ist sehr gut, vor uns ist niemand stehen geblieben. Da erstmals in den Punkten gewesen zu sein, ist großartig! Wir müssen mit dem Ergebnis zufrieden sein. Das Team hat ein exzellentes Wochenende abgeliefert“, sagt Giovinazzi. „Ich bin echt sehr, sehr glücklich. Gleich von FP1 an, war das Vertrauen da und wir haben uns Session für Session verbessert. Im Qualifying war das Auto dann wirklich klasse und im Rennen wieder. Danke an das Team!“

Monaco: Kimi Räikkönen holt im Rennen auf

Zumindest im Rennen ähnlich in Fahrt kam Teamkollege Kimi Räikkönen. „Kimi ist auch ein sehr starkes Rennen gefahren. Im zweiten oder letzten Drittel ist er dieselben Zeiten gefahren wie die Top-5“, lobt Vasseur. Der Finne hatte sich mit P14 im Qualifying allerdings schon vorab seiner Chancen auf Zählbares beraubt. Gleich auf der Startrunde kam Räikkönen zwar wieder etwas nach vorne und landete am Ende per Overcut - hier profitierte Alfa Romeo von dieser Taktik - noch auf P11, Punkte waren allerdings nie greifbar.

Das Teamduell bei Alfa Romeo, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Das Teamduell bei Alfa Romeo, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

„Ich denke nicht, dass es für das Endergebnis einen Unterschied macht“, sagt der Finne deshalb über seine eigentlich gute Strategie. „Wir haben natürlich ein paar Plätze gewonnen, aber es ist hier unmöglich zu überholen. Das Auto vor dir kann so langsam fahren wie es will und du kommst trotzdem nicht vorbei. Aber wir haben es versucht. Es ist nicht viel passiert. Normal für Monaco.“

Wie eins bei Ferrari: Kimi & der Drink ...

Am meisten beschäftigte Räikkönen bei der alljährlichen Prozession im Fürstentum noch ein altbekanntes Phänomen, das die Formel 1 bereits vor drei Jahren amüsierte. Der Finne kämpfte mal wieder mit seiner Trinkflasche im Cockpit. Anders als 2018 mit Ferrari in Ungarn unterhielt Räikkönen die Zuschauer diesmal nicht schon während des Rennens mit einem endlosen und verzweifelten Wortwechsel mit dem Kommandostand, sondern erst in der Ehrenrunde.

„Eine Sache: Dieser verdammte Schlauch für den Drink hat sich auf der Formationsrunde wieder gelockert und der verfluchte Filter war dann das ganze Rennen hinter meinem Rücken. Ich weiß nicht, wie es so schwer sein kann, das richtig anzuschließen“, rüffelte Räikkönen am Boxenfunk seine Crew. Zuvor war der Finne in genannter Aufwärmrunde tatsächlich aufgefallen. Nach einem Rückstau hinter der Rascasse blieb Räikkönen auffällig lang stehen. Aus den Onboard-Aufnahmen geht hervor, wie Räikkönen schon zuvor der Hafenschikane abwechselnd mit den Händen im Cockpit herumfummelte.

Formel 1 2021: Alfa Romeo hofft auf Trendwende

Von dem ersten WM-Punkt des Jahres verspricht sich Alfa Romeo nun einen Motivationsschub für die restliche Saison. „Wir hatten Anfang des Jahres viel Pech, sodass ich hoffe, dass es sich jetzt wendet und wir ab sofort großartige Resultate haben können“, sagt Giovinazzi. Räikkönen mahnt dagegen, für konstante Performances auf diesem Niveau fehle noch immer etwas. „Wir sind besser dran als vergangenes Jahr. Wir müssen uns aber noch hier und da etwas verbessern, um konstant da vorne zu sein. Dann bin ich sicher, dass wir mehr Punkte holen werden“, sagt der Routinier.

In zwei Wochen geht es in der Formel 1 mit dem Großen Preis von Aserbaidschan in Baku auf dem nächsten engen Straßenkurs weiter. Gleich die nächste Chance für Alfa-Sauber? „Wir haben mit Ferrari gezeigt, dass wir auf solchen Layouts performen“, hofft Vasseur. „Vielleicht wird es in Aserbaidschan ähnlich, aber da hast du zwei verschiedene Strecken in einer. Die Stadt ist wie Macau, nah dran an Monaco. Aber dann hast du diese rund 2,5 Kilometer an Geraden. Das wird etwas schwieriger.“

Giovinazzi hofft auf Lieblingsstrecke Baku

Räikkönen stimmt zu. „Natürlich war es hier [in Moanco] ein ganz besonderes Streckenlayout und wir kamen dieses Wochenende gut zurecht. Schauen wir, was jetzt das nächste Rennen bringt. Da ist das Layout mit der langen Gerade natürlich ganz anders. Aber es ist besser etwas zu zeigen als nicht. Hoffentlich können wir konkurrenzfähig sein“, sagt der Finne.

Giovinazzi gibt sich auch hier forscher. Vor allem dank guter Erinnerungen an Baku. „Jetzt kommt mit Baku noch ein Straßenkurs. Eine Strecke, die ich wirklich liebe“, sagt der Italiener. 2016 gewann Giovianzzi am Kaspischen Meer in der GP2 Series gleich beide Läufe. „Es ist einfach ein gutes Gefühl, mit diesem Auto dorthin zu kommen. Es ist aber eine andere Strecke, denn die Gerade ist sehr lang. Da wird auch die Power Unit wichtig sein. Aber wir haben gezeigt, dass der Speed da ist. Wir müssen einfach noch so ein starkes Wochenende wie dieses abliefern!“