Daniel Ricciardo hatte geglaubt, endlich Antworten auf seine Probleme mit McLaren gefunden zu haben. Aber im Qualifying von Monaco stellte sich das als fataler Irrglaube heraus. Nicht nur, dass Lando Norris den Australier schlug - er schlug ihn auf jeder Runde, in jeder Session, und unter dem Strich mindestens um eine halbe, oft eine ganze Sekunde.

Norris feiert nach dem Qualifying ekstatisch einen fünften Platz, den er mit einer seiner in seinen Augen besten Samstags-Runden überhaupt geschafft hat. Ein bedienter Ricciardo kann sich nach Platz zwölf nur wundern.

Ricciardo versteht Monaco nicht mehr: So langsam?

Wie schon nach den Trainings muss Ricciardo auch nach dem Qualifying gestehen, dass er sich eigentlich nicht schlecht im McLaren fühlt. Nur die Zeit passt nicht: "Ich bin hier gegen Max [Verstappen] gefahren, und ich bin sicher, dass Lando schnell ist, aber ich weigere mich zu glauben, dass er eine Sekunde schneller ist als ich. Und das ist nichts gegen ihn."

"Es gab im Qualifying einen kleinen Fortschritt, aber Fortschritte sind leicht, wenn dir eine Sekunde fehlt", meint Ricciardo. Im Q2 war es noch immer eine halbe Sekunde auf Norris. "Das befriedigt nicht. Im Debrief gab es ein paar Dinge, die machten Sinn, aber da gibt es noch viel zu verstehen. Ich glaube nicht, dass das Auto besonders schlecht war. Nur wenn du die Zeit siehst, dann ist es ewig weit weg."

Ricciardo will dem Team nichts anlasten, aber das Wochenende zehrt an ihn. Ist vielleicht irgendwas am Chassis kaputt? "Ich will nicht sagen, dass irgendwas kaputt ist. Aber wir müssen uns vielleicht das größere Ganze anschauen. Ich weigere mich zu glauben, dass ich hier so langsam bin."

Norris haut in Monaco nächste Sensations-Runde raus

Schnell war Teamkollege Lando Norris aber auf jeden Fall. Nur 0,274 Sekunden fehlten ihm am Ende auf die Pole-Zeit von Charles Leclerc, danach ist er in bester Stimmung: "Das war eine der besten Lando-Norris-Runden aller Zeiten! Davon gab es ein paar, schätze ich, in den letzten Jahren. Abu Dhabi letztes Jahr. Imola dieses Jahr, abgesehen von den Track Limits. Und diese. Aber die hier ist besonders. Monaco ist so schwierig. Da alles hinzubekommen, jeden Millimeter der Strecke zu nutzen."

Lando Norris lieferte in Monaco im Qualifying eine perfekte Runde, Foto: LAT Images
Lando Norris lieferte in Monaco im Qualifying eine perfekte Runde, Foto: LAT Images

"Ich glaube nicht, dass es eine Kurve gab, die nicht besser als in den Runden davor war", versichert Norris. Daher gehört er auch nicht zu jenen Fahrern, die sich nach dem Abbruch-Q3 beschweren, dass sie noch mehr hätten holen können: "Zwei Zehntel hinter der Pole zu sein ist großartig. Ich glaube nicht, dass das Auto zwei Zehntel hinten ist, das sind ein bisschen mehr. Wir sind ein bisschen höher, als wir sein sollten."

McLaren überrascht: Monaco-Qualifying besser als erwartet

McLaren-Teamchef Andreas Seidl unterstreicht Norris' Folgerung: "Wir hatten hier Probleme erwartet, nachdem langsame Kurven nicht unsere Stärke sind. Aber was wir auf Landos Seite der Garage gesehen haben, stimmt uns sehr zuversichtlich."

"Das ist ermutigend für das Entwicklungsteam", meint Seidl. "Dass wir einen großen Schritt mit dem diesjährigen Auto gemacht haben. Lando ist in großartiger Form, ist eins mit dem Auto, und er kann diese Runden rausholen, wenn es drauf ankommt."