Ferrari meldete sich in den Trainings der Formel 1 für den Monaco Grand Prix 2021 mit einer Kampfansage zurück. Die Performance von Charles Leclerc und Carlos Sainz kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Erst vor wenigen Tagen fand Ralf Schumacher harte Worte für die Scuderia, als er dem Team nur Mittelmaß attestierte. Bei den Fahrern kam diese Einschätzung gar nicht gut an. Leclerc und Sainz widersprechen dem Sky-Experten .

Nachdem Ferrari vergangenes Jahr mit Platz sechs in der Gesamtwertung die schwächste Saison seit 40 Jahren ablieferte, zog sich das Team am eigenen Schopf aus der Krise und präsentiert sich momentan deutlich stärker. "Da kann man jetzt sagen, ja, ist spitze", so Schumacher in einem Sky-Pressegespräch. Doch den in Maranello gewohnt hohen Maßstäben kann der Kampf um Platz drei in der Weltmeisterschaft seiner Ansicht nach kaum gerecht werden.

"Ganz ehrlich: Das ist schon ein erschreckendes Mittelmaß, mit dem wir uns da zurzeit beschäftigen. Das klare Ziel war anders. Die Möglichkeiten sind riesig, dann muss schon noch einiges passieren in Zukunft", so der sechsfache Grand-Prix-Sieger weiter. Leclerc nimmt diese Einschätzung geradezu persönlich.

Leclerc und Sainz widersprechen Schumacher: Ferrari arbeitet sehr hart

"Ich stimme mit seiner Wortwahl nicht überein. Wir arbeiten sehr, sehr hart", so der Monegasse, der nach vier von 23 Rennen den fünften Platz in der Gesamtwertung belegt. Zwei vierte Plätze in Imola und Barcelona waren für den zweimaligen Rennsieger bisher das höchste der Gefühle. In der Konstrukteurs-WM zeichnet sich bereits jetzt der Kampf gegen McLaren um Platz drei und den Titel des Best of the Rest ab.

"Wir können uns als Team nicht einbilden, von einem aufs andere Jahr von anderthalb Sekunden Rückstand zum Weltmeistertitel zu fahren", so der spanische Neuzugang, der mit 20 Punkten Rückstand auf den Teamkollegen derzeit Achter in der Fahrerwertung ist. "Wir sind diejenigen, die damit nicht glücklich sind und die selbstkritisch sind, und mehr wollen", stellt er klar.

Für den 26-Jährigen ist Ferrari das vierte Team in seiner Formel-1-Karriere. Als er 2020 noch vor dem Saisonstart bei den Roten unterschrieb, zählte die Mannschaft mit drei Siegen im Vorjahr noch zu den Top-Teams. Den Absturz von Ferrari erlebte er als McLaren-Pilot im Vorjahr aus nächster Nähe mit. Die Sichtweise von Ralf Schumacher kann er trotzdem nicht teilen.

"Ich würde nicht so weit gehen, dieses Team als mittelmäßig zu bezeichnen. Ich denke, es ist ein Team voller talentierter Leute, die 2019, 2018 und 2017 demonstriert haben, dass sie siegfähige Autos bauen können", so Sainz. Den Aufschwung zur Saison 2021 sieht er viel mehr als weiteren Beleg dafür.

Ferrari von Fortschritten mit 2021er Auto überzeugt

"Das Team hat wirklich gute Kapazitäten bewiesen, sich in einem Jahr zurück zu kämpfen. Wir haben fast die Hälfte des Rückstandes auf Mercedes und die Top-Teams aufgeholt. Ich sehe einen positiven Trend, und dass wir auf dem richtigen Weg sind", so Sainz. "Wir wissen, dass es Zeit braucht aber wir arbeiten so hart wie möglich daran, Ferrari zurück an die Spitze zu bringen, wo es hingehört."

Anders als Sainz musste sich Leclerc 2020 mit dem zum Scheitern verurteilten SF1000 abmühen. Für ihn sind die enormen Fortschritte durch den SF21 nicht von der Hand zu weisen. "Ich sehe und ich spüre den Fortschritt im Auto", sagt er. "Die F1 ist ein sehr komplizierter Sport. Jeder verschiebt jedes Jahr seine Grenzen und wir versuchen, aufzuholen."

Leclercs Ambitionen mit Ferrari unverändert

Trotz der Zufriedenheit über die Formkurve ist nicht von der Hand zu weisen, dass er nach seiner fulminanten Premierensaison mit dem Team andere Ambitionen hatte. "Ich bin natürlich nicht glücklich, wo wir jetzt kämpfen und ich bin mir sicher, dass niemand im Team damit glücklich ist", so Leclerc. "Wir wollen nicht um die Plätze vier, fünf oder sechs fahren. Wir wollen an der Spitze kämpfen."

Der ehemalige Ferrari-Junior verlängerte seinen Vertrag mit dem Team im Dezember 2019 um weitere fünf Jahre. Im Januar diesen Jahres erklärte er, dass er den bis 2024 laufenden Kontrakt am liebsten schon jetzt erweitern würde. Sein Optimismus ist angesichts der jüngsten Ergebnisse erst recht ungebrochen: "Ich glaube an das Projekt und bin mir sicher, dass wir sehr bald wieder um Siege kämpfen werden."