Dass McLaren seinen wahren Möglichkeiten an Freitagen in der Regel hinterherfährt, ist nach vier Wochenenden in der Formel-1-Saison 2021 mehr Konstante als Nachricht. Beim Trainingsauftakt zum Großen Preis von Monaco - traditionell schon am Donnerstag ausgetragen - galt das jedoch nur für einen der Fahrer. Während Lando Norris mit P7 am Morgen und sogar P6 am Nachmittag diesmal früh ordentliche Ergebnisse anschrieb, lief bei Daniel Ricciardo mit zwei 15. Plätzen im Klassement und jeweils rund einer Sekunde Rückstand auf Norris nur wenig zusammen.

Dementsprechend unterschiedliche Stimmung herrscht nach dem Training bei den McLaren-Piloten. Dabei eint den Briten und den Australier sogar ein in Monaco elementarer Punkt. Beide fühlten sich im Auto wohl, fanden in den engen Straßen von Monte Carlo schnell Vertrauen in den MCL35M. Der Unterschied: Bei dem gerade mit einem neuen McLaren-Vertrag ausgestatteten Norris spiegelte sich das in Rundenzeit, bei Monaco-Liebhaber Ricciardo nicht.

Daniel Ricciardo: Vertrauen ja, Rundenzeit nein

„Ich dachte ich hätte Vertrauen, aber das hat sich nicht in Rundenzeit übertragen. Das war am Steuer ziemlich frustrierend“, klagt der Sieger des Monaco-GP von 2018. „Als ich über die Linie bin, dachte ich: ‚Oh, das war eine ordentliche Runde’. Und dann kam: ‚Du bist P12 oder P15 oder sogar einmal P17. Frustrierend. Frustrierend. Denn ich war ein gutes Eck weg. Da ist noch viel Zeit zu finden!“

Besonders viel Zeit verlor der Australier im Mittelsektor. „Kurve fünf, Kurve sechs, alles, was ganz langsam ist. Es ist etwas überraschend, dass ich da so viel verliere“, wundert sich Ricciardo. „Aber ich schaue mir jetzt die Daten an. Gut, dass es morgen ein freier Tag ist, um das herauszufinden.“ Am Freitag legt die Formel 1 im Fürstentum generell einen Ruhetag ein.

Ricciardo: McLaren erfordert ganz bestimmten Fahrstil

Zumindest grob weiß Ricciardo immerhin, wo das Problem liegt. Die in Monte Carlo so wichtige Traktion sei es nicht, sondern - wie schon zuletzt - der Kurveneingang. Da sei der McLaren sehr sensibel, berichtet der 31-Jährige. „Das frustrierende ist, dass es sich anfühlt, als erfordere es einen ganz bestimmten Stil. Und wenn du das nicht machst und nicht richtig hinbekommst, dann ist es wie heute - weit weg“, klagt der ‚Honeybadger‘.

Ein Stil, den sein zehn Jahre jüngerer Teamkollege besser trifft. „Es war ein guter Tag. Ich habe ich gleich von Anfang an wohlgefühlt, was besonders hier sehr wichtig ist. Gleichzeitig war das Auto sehr schnell und konkurrenzfähig“, lobt Norris. „Es gibt noch ein paar Dinge, die ich verbessern will. Aber alles in allem war es ein guter Freitag. Besser als erwartet. Das ist gut.“

Lando Norris: Nur das gewisse Etwas fehlt noch

Interessant: Zumindest dieselben Probleme wie Ricciardo schildert auch Norris, allerdings wirken sich diese auf den Speed des Youngsters nur gedämpft aus. „Das Auto ist nicht superleicht zu fahren“, berichtet Norris. Gerade den Berg hinauf zu Massenet sei der Bolide recht nervös. „Wenn ich eine Sache verbessern könnte, dann die“, sagt Norris. „Aber es ein paar verschiedene Dinge. Ein bisschen das Vertrauen am Kurveneingang, um da wirklich pushen zu können.“

Das sei eigentlich keine große Sache, wohl aber in Monte Carlo. „Wenn du im Qualifying etwas mehr pushst, gehst du schnell mal über das Limit hinaus. Dann kannst du ganz leicht auch alles verlieren. Deshalb brauche ich einfach noch das Vertrauen, um diese kleine bisschen mehr zu pushen“, sagt Norris. Viel zu tunen sei dabei allerdings nicht. „Das Auto ist da“, versichert Norris. „Wenn wir alles zusammenbekommen, kriegen wir es hin.“

Ferrari in Monaco zu stark für McLaren

Mehr als eine Bestätigung seiner Trainingsergebnisse rechnet sich der WM-Vierte im Qualifying allerdings nicht aus. „Wir stehen genau da, wo wir jetzt waren“, sagt der Norris. Wie der Brite bereits erwartet hatte, erwies sich im Training der eigentliche Hauptrivale Ferrari in Monaco als ungewöhnlich stark. „Von den Leuten, die jetzt vor uns sind, wussten wir das auch. Aber verglichen mit dem Rest sehen wir ziemlich gut aus“, sagt Norris. „Ferrari ist nicht überraschend. Wir wussten, dass die schnell sein würden.“

Vor dem Wochenende texte Norris deshalb bereits seinem McLaren-Teamkollegen der beiden Vorjahre, Carlos Sainz, jetzt bei Ferrari. „Ich habe Carlos geschrieben, dass er gewinnen wird“, feixt Norris. „Es war sehr offensichtlich, dass sie hier schnell sein würden. Sie waren in den langsamen Kurven sehr schnell“, erinnert Norris an den für Ferrari starken letzten Sektor zuletzt in Barcelona. Norris: „Und das ist im Grunde alles, was wir hier haben. Also ist es keine Überraschung.“