Es war die große Geschichte vor dem Spanien-GP der Formel 1. Nach einem Bericht der britischen ‚Daily Mail’ sollte Valtteri Bottas vor dem Aus bei Mercedes stehen - und noch während der laufenden Saison durch Williams-Pilot und Mercedes-Protegé George Russell ersetzt werden können. Am Wochenende in Barcelona tat erst der Finne die Berichte ab, ehe Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff dem Thema final eine klare Absage erteilte.

Dennoch geht es im Haifischbecken der Formel 1 weiter wild zur Sache. Auch vor dem Monaco-GP gehen wieder diverse Bottas-Kritiken um. Nicht geholfen hat dem Finnen dabei seine Leistung im Rennen in Barcelona. Kurz nach dem Start war Bottas in Spanien hinter den Ferrari von Charles Leclerc zurückgefallen. Dort hing der Mercedes-Pilot derart lang fest, dass er nichts mehr mit dem Kampf um den Sieg zu schaffen hatte - außer Lewis Hamilton bei dessen Aufholjagd gegen Max Verstappen im Weg zu stehen. Das Ergebnis: Nur Platz drei, in der WM-Wertung nur halb so viele Punkte wie Hamilton (47:94).

Schumacher zweifelt an Bottas' mentaler Verfassung

„Ich würde es Russell gönnen. Ich glaube auch, dass er einen besseren Job machen würde“, sagt nun Ralf Schumacher bei Sky Sports F1. „Weil bei Valtteri wird es für mich emotional langsam schwierig.“ Damit zielt der 45-Jährige auf das dauerhafte Scheitern an Hamilton. Das kann zermürben. Tut es Bottas aber nicht, verteidigte Toto Wolff schon in Spanien seinen zweiten Mann.

„Da ist er sehr stark“, sagte der Mercedes-Teamchef über die mentale Verfassung des Finnen. „Und er macht ja auch Punkte, und gestern waren drei Fahrer in nur einem Zehntel und am Wochenende zuvor war er auf Pole. Sein Speed ist enorm. Es ist einfach so: Wenn am Start etwas daneben geht, du hinter anderen Autos hängst und Zeit auf die Führenden verlierst, dann ist es im Grunde der K.o.“

Fahrerwechsel während der Formel-1-Saison ein Risiko

Zum K.o für Bottas während der Saison soll das allerdings nicht führen, da ist auch Schumacher - trotz aller Kritik - überzeugt. „Da müsste Valtteri schon extrem schlecht unterwegs sein“, sagt der 180-malige GP-Starter. Noch dazu müsse ein sofortiger Wechsel zu Russell nicht zwingend besser sein. „Valtteri jetzt gegen Russell auszutauschen wäre eventuell auch ein Risiko. Da müsste Bottas schon sehr, sehr schlecht sein“, sagt Schumacher.

Was der Bruder von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher meint: Die Schwierigkeiten aller Fahrer bei Teamwechseln in der modernen Formel 1. Das wurde Anfang 2021 bei allen Betroffenen, darunter Weltmeister wie Sebastian Vettel und Fernando Alonso, offenbar. „Es ist heute eine andere Zeit. Die Fahrer haben viel komplexere Systeme zu managen“, erklärt Schumacher. „Sie kommen zur Strecke und hadern mit dem Auto, was sich anders verhält. Es ist schwer, sich darauf einzustellen. Der eine kann die Motorbremse nicht nutzen ... das ist faszinierend. Wir sehen das bei Ricciardo, bei Perez, Sainz macht es fairerweise am besten.“

Auch Button will Russell: Irgendwann müssen sie ja mal ...

Nach der Saison ist das anders, da plädiert nicht nur Schumacher für eine Frischzellenkur im zweiten Mercedes-Auto. „Irgendwann müssen sie ja mal einen anderen ins Auto setzen, um zu sehen, ob jemand anderes Lewis herausfordern kann“, sagt Jenson Button, Schumachers Experten-Pendant in der britischen Ausgabe von Sky Sports F1.

Die Basis für erneute Nachfragen bei Valtteri Bottas und Mercedes beim Großen Preis von Monaco ist also wieder geschaffen. Am Mittwoch spricht zunächst der Finne in der offiziellen FIA-Pressekonferenz, am Donnerstag folgt Toto Wolff.