Vor wenigen Wochen heizte McLaren-CEO Zak Brown eine Diskussion rund um das Wahlprozedere in der Formel-1-Komission an. Sein Vorwurf: Größere Teams würden das Stimmrecht nahestehender kleinerer Teams auszunutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

"Teamzusammenschlüsse sind nach wie vor ein Problem, weil sie keine gleichen Wettbewerbsbedingungen fördern. An dieser Stelle müssen weitere Änderungen in Bezug auf die Führung der Formel 1 vorgenommen werden", so Brown. Die Forderung des gebürtigen US-Amerikaners ist folglich die Einführung geheimer Wahlen. Das Expertenwissen aller Teamchefs würde zudem nicht für die vielfältigen Bereiche des Sports ausreichen und somit auch die Entwicklung der Formel 1 verlangsamen. Zak Brown wünscht sich daher Expertengruppen. Der McLaren-CEO könnte sich allerdings auch vorstellen, die einzelnen Teams vollständig vom Entscheidungsprozess der entfernen.

Zu viele Teamchefs mit technischem Hintergrund

Zak Brown stieß 2016 als Nachfolger von Ron Dennis zur Formel 1. Seither hat der US-Amerikaner an zahlreichen Meetings der Teams teilgenommen, die laut Aussage Browns häufig politisch ausarteten und Probleme in die Länge zogen. Zudem wäre in einigen Bereich schlichtweg zu wenig Knowhow vorhanden.

"Meine Erfahrung ist, dass bestimmte Themen angegriffen werden, wo es keine Expertise gibt. Wir tendieren dazu, unsere Zeit vor allem auf der technischen Seite zu verbringen. Die kommerzielle Seite, die Wichtigkeit der Fangemeinde und Unterhaltung sind genauso wichtig, wird aber nicht dieselbe Zeit gewidmet", bemerkt Brown.

Der McLaren-CEO führt dies auf die Hintergründe vieler Teamchefs zurück: "Wenn ich mir die zehn Leute, die um den Tisch sitzen, ansehe, dann haben diese merhheitlich einen technischen Hintergrund. Da gibt es wenig kommerzielle Expertise für Menschen, die viele große Entscheidungen treffen müssen."

Um diese Lücke zu schließen und das Wachstum der Königsklasse voranzutreiben, würde sich ein Beraterstab anbieten. "Der Sport könnte eine Art Marketing-Rat oder ein Beraterteam inkludieren, in dem sich Personen befinden, die in den bestimmten Bereichen eine Expertise haben", schlägt Brown vor. Darauf würde er in seiner Rolle als McLaren-CEO ebenfalls zurückgreifen.

Brown: Teams haben zu viel Mitbestimmungsrecht

Um das Problem hinsichtlich Teamzusammenschlüsse zu überwinden, würde nach Ansicht Zak Browns auch eine radikalere Lösung ihren Zweck erfüllen. "Die Formel 1 und FIA handeln immer im besten Interesse des Sports und der Fans." Für den US-Amerikaner wäre es daher durchaus eine Option, die totale Kontrolle an jene Institutionen abzugeben.

Haben die einzelnen Formel-1-Rennställe zu viel Einfluss?, Foto: LAT Images
Haben die einzelnen Formel-1-Rennställe zu viel Einfluss?, Foto: LAT Images

Um eine derartige Vorstellung begreifbarer zu machen, greift Brown auf das Modell der NFL zurück: "Ich könnte mir vorstellen, dass wir eine Art Bevollmächtigen haben - in diesem Fall wäre das Domenicalli -, der von den Teams gewählt wird. Dieser Beauftragte hätte dann die Vollmacht. Das Einzige, was die Teams dann tun könnten, wäre, ihn abzusetzen, sofern sie den Eindruck hätten, dass er oder sie keinen guten Job macht."

Dies hätte aber auch zur Folge, dass Entscheidungen getroffen würden, die nicht immer jedem schmecken: "Wir haben zuletzt beispielsweise zwei Token verloren, was uns in der Fahrzeugentwicklung weh getan hat. Zudem wurden die Testfahrten gekürzt. Das sind zwei Dinge, die nicht zu unserem Vorteil entscheiden wurden, aber das ist der Motorsport."

Den Teams das Mitbestimmungsrecht komplett zu entziehen, halte aber auch Brown für nicht tragbar. Schließlich gebe es Bereiche, in denen die Teams ein Stimmrecht haben müssen. "Aktuell haben sie aber in zu vielen Bereichen zu viel Mitbestimmungsrecht", fügt Brown an.