Zum Thema Sprint-Qualifying scheiden sich die Geister. Während viele Formel-1-Fans dem Format eher kritisch gegenüberstehen, äußert sich der Großteil des Fahrerlages positiv zum Experiment. Fahrer wie Sebastian Vettel wollen allerdings erstmal abwarten, wie sich die Änderungen auf den Sport auswirken. In diese Kerbe schlägt auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Das 100-Kilometer lange 'Sprintrennen' könnte sich zwar als erfolgreich entpuppen, die Formel 1 müsse das Format aber erst einmal ausprobieren.

'Sprintrennen' mit ungewissem Ausgang

Vor wenigen Wochen wurde es offiziell: Die Formel 1 wagt den Versuch, das Qualifying-Format anzupassen. Das sogenannte Sprint-Qualifying soll an drei verschiedenen Rennwochenenden zum Einsatz kommen und die Startaufstellung des Hauptrennens am Sonntag bestimmen. Das Sprintrennen selbst findet am Samstag statt, wodurch das bisherige Qualifying auf den Freitag vorrückt und eine Traingingssession gestrichen wird.

Der GP in Silverstone vom 16. bis zum 18. Juli wurde bereits als Rennwochenende bestätigt, an dem das Format zur Anwendung kommen soll. Wie viele andere Formel-1-Fahrer vor ihm äußerte sich auch Lokalmatador Lewis Hamilton optimistisch. "Es ist schön zu sehen, dass die Formel 1 eine offene Denkweise pflegt und verschiedene Formate ausprobiert. Hoffentlich wird der Sport von diesen Ideen lernen", so der amtierende Weltmeister.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff blickt dem Format ebenfalls gespannt entgegen und zieht sogar Parallelen zu einer anderen Rennserie. "Das ist ähnlich zu dem, was die DTM in der Vergangenheit probiert hat und auch davon profitieren konnte", zeigt sich Wolff zuversichtlich.

Wolff sieht den Spannungsfaktor besonders beim zusätzlichen Rennstart. In Bezug auf die Zukunft des Sprint-Qualifyings zeigt sich der gebürtige Wiener allerdings noch skeptisch: "Kann daraus eine Art Grand-Slam-Paket geschnürt werden, bei dem es an manchen Orten diese Doppelveranstaltung gibt oder nicht? Das ist ein bisschen 'Jugend forscht' und mit einem ungewissen Ausgang. Jetzt müssen wir es aber erstmal probieren."

Reverse-Grid-Format passt nicht zur DNA der Formel 1

In der Formel 1 wird durchwegs überlegt, wie die Königsklasse, vor allem in Anbetracht der Mercedes-Dominanz der vergangenen Jahre, mittels Format-Änderungen spannender gemacht werden kann. In der Vergangenheit wurde diesbezüglich vor allem das Qualifying-System in Frage gestellt.

2020 wurde über ein Reverse-Grid-Qualifying diskutiert, jedoch ohne Erfolg, Foto: LAT Images
2020 wurde über ein Reverse-Grid-Qualifying diskutiert, jedoch ohne Erfolg, Foto: LAT Images

2019 und 2020 wurde unter anderem über ein Reverse-Grid-Qualifying diskutiert. Dabei hätte es ebenfalls ein kurzes Sprintrennen geben sollen, bei dem schnellere Autos weiter hinten und langsamere Fahrzeuge weiter vorne ins Rennen gegangen wären. Aus den Überlegungen wurde jedoch nichts. Vor allem, weil sich Mercedes quer stellte. "Wir haben uns all die Jahre immer gegen Format-Änderungen gewehrt, weil wir fanden oder ich fand, dass es mit dem Reverse-Grid-Qualifying einfach zu artifiziell wäre - dafür steht die Formel 1 nicht", blickt Wolff zurück.

Die letzte Änderung des Qualifyings geht auf die Saison 2016 zurück. Die sogenannte 'Reise nach Jerusalem', bei der die Piloten in Form eines Eliminations-Verfahrens nach und nach ausschieden, scheiterte jedoch spektakulär. Der Grund: Um Reifen zu sparen, beendeten viele Fahrer das Qualifying bereits Minuten vor Schluss. Das Format war bereits beim dritten Saisonrennen wieder Geschichte.