"Sie haben diesen biegsamen Flügel am Auto" - mit dieser Aussage sorgte Lewis Hamilton nach der 100. Pole Position seiner Formel-1-Karriere in Barcelona am Mikrofon von Sky UK für Aufsehen. Wen er damit meint, war klar: Red Bull. Der Mercedes-Pilot führte die Verbesserung der Bullen über Nacht auf den Heckflügel zurück.

Das brachte das Thema der biegsamen Flügel wieder in die Schlagzeilen. Die FIA allerdings hatte sich der Thematik bereits zuvor angenommen. Der Automobilweltverband hatte zur Saison 2021 die Technischen Untersuchungen verschärft. Nach jedem Rennen wird ein Fahrzeug aus den Top-10 ausgelost und anschließend einzelne Baugruppen auf Herz und Nieren getestet.

Dabei soll Technik-Chef Nikolas Tombazis nicht sonderlich erfreut über die Ergebnisse gewesen sein. Alle Boliden schafften bislang die vorgeschriebenen Verbiegungstests, die regelmäßig bei Routine-Checks gemacht werden. Trotzdem blieben Zweifel darüber, ob sich die Flügel in der Realität nicht doch verbiegen.

Deshalb gelten ab dem Frankreich GP neue Regeln. Die FIA hat in einer Technischen Direktive die Belastungstests noch einmal deutlich verschärft. Artikel 3.9 des Technischen Reglements regelt exakt, wie stark sich bestimmt Fahrzeugteile unter verschiedenen Lasten verformen dürfen. Artikel 3.9.9 schließt das Kapitel mit dem Zusatz, dass die FIA jederzeit weitere Tests einführen darf, ab.

FIA greift durch: Ab Silverstone keine Toleranz mehr

Davon macht die FIA nun Gebrauch. Konkret geht es um die Biegsamkeit der Heckflügel, die unter anderem in den Artikeln 3.9.3 und 3.9.4 genauer definiert wird. Dabei werden die Kräfte, die zur Überprüfung angelegt werden, nun teils verdoppelt.

In Kraft tritt die Technische Direktive zum 15. Juni 2021, also unmittelbar vor dem Frankreich GP. Die FIA gewährt den Teams aber noch einen Monat Galgenfrist. Von 15. Juni bis 15. Juli gelten die neuen Regeln noch mit einer Toleranz von 20 Prozent. Nach Frankreich und Spielberg müssen die Tests ohne Toleranzbereich bestanden werden.

Vor Silverstone müssen alle Teams nachgelegt haben. Welcher Rennstall am härtesten von der Regelverschärfung betroffen ist, ist unklar. Kein Team will sich den Schuh öffentlich anziehen.

Regelüberwachung auch mit TV-Kameras

Ebenfalls neu: Die FIA will die Regelkonformität nicht nur mittels statischer Belastungstests überwachen. Auch Videomaterial der nach hinten ausgerichteten TV-Kameras soll dabei dienen, mögliche Regelbrüche aufzudecken.

Der Automobilweltverband kämpft schon seit Jahren gegen aerodynamisch bewegliche Teile. Bevor die Belastungstests eingeführt wurden, experimentierten die Teams exzessiv mit ausgefallenen Karbonstrukturen, die sich unter Belastung stark verbiegen konnten.

Bei hoher Geschwindigkeit konnten sich Flügel so verbiegen, dass sie flach im Wind stehen und weniger Luftwiderstand erzeugen. In Kurven stehen die Elemente dann wieder steil im Wind und generieren Abtrieb. Prinzipiell sind in der Formel 1 - mit Ausnahme des DRS - bewegliche aerodynamische Teile verboten.