Red Bull macht ernst: Bereits die Ankündigung, die Honda-Motoren ab 2022 in Eigenregie einsetzen zu wollen, sorgte in der Formel 1 für Aufsehen. Dabei ist das nur die Spitze des Eisbergs. 2025 will Red Bull Powertrains für das neue Reglement komplett eigene Motoren entwickelt haben.

Vor wenigen Wochen gaben die Bullen bekannt, Ben Hodgkinson von Mercedes abgeworben zu haben. Hodgkinson wird Technischer Direktor der neuen Motorenschmiede in Milton Keynes. Am Donnerstag vor dem Spanien GP ließ Salzburg die nächste Bombe platzen: Die komplette Führungsriege von Red Bull Powertrains besteht aus Mercedes-Ingenieuren.

Steve Blewett wird Produktions-Direktor, Omid Mostaghimi Elektronikchef für Power Units und Energierückgewinnungssysteme, Pip Clode Chef für das mechanische Design der Energierückgewinnungssysteme, Anton Mayo kümmert sich leitend um das Design des Verbrennungsmotor und Steve Brodie kümmert sich als Gruppenleiter um den Einsatz der Verbrennungsmotoren.

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Alle fünf sind derzeit noch in höheren Positionen bei Mercedes High Performance Powertrains angestellt. Außerdem kündigte Red Bull bereits eine weitere hochrangige Verpflichtung an, wollte den Namen des zukünftigen Leiters für mechanische Entwicklung aber noch nicht bekanntgeben.

Marko: Mercedes bezahlt doppeltes Gehalt

Einen kleinen Seitenhieb Richtung Mercedes kann sich Red Bull Teamchef Christian Horner nicht verkneifen: "Wir profitieren sicherlich davon, dass sich unser Campus in England befindet, wo wir Zugang zu sehr viel Talent im Ingenieurswesen haben. Alle bekanntgegebenen Leitenden Angestellten bringen eine Menge Erfahrung, Expertise und Innovation zum Red Bull Powertrains Programm und bieten uns die bestmögliche technische Plattform für die Zukunft."

Finanzielle Anreize sind es laut Dr. Helmut Marko nicht, weshalb die Ingenieure das Lager wechseln: "Red Bull ist ein leidenschaftliches Rennteam. Alles in einem Haus. Mercedes bietet den Leuten, die zu uns kommen das doppelte Gehalt, wenn sie bleiben. Wir nicht."

Der Krieg zwischen Milton Keynes und Brixworth wird inzwischen mit offenen Visieren ausgetragen. Als Revanche für Red Bulls Abwerbeversuche platzierte Toto Wolff zuletzt wenig dezent, dass der Volkswagen-Konzern gemeinsame Sache mit Red Bull machen könnte und auf geistiges Eigentum von Honda zurückgreifen könnte.

"Das sind alles so Sachen, die wieder eine Stunde Telefonat nach Japan erfordern, damit wir das klarstellen", ärgert sich Dr. Helmut Marko und fügt an: "Das stimmt nämlich überhaupt nicht." Honda überlässt Red Bull die IP an den aktuellen Formel-1-Motoren, um diese in Eigenregie einzusetzen. Für 2025 kokettieren die Bullen aber damit, einen Hersteller mit an Bord zu holen.