Starker Konter im Rennen von McLaren nach einem durchwachsenen Qualifying zum Großen Preis von Portugal für die Truppe um den deutschen Teamchef Andreas Seidl. Beim dritten Lauf der Formel-1-Saison 2021 machen sowohl Lando Norris als auch Daniel Ricciardo Positionen gut. Der Brite fährt von Startplatz sieben zum dritten Mal in Folge noch in die Top-5 und hält nach dem Podium in Imola vor zwei Wochen weiter WM-Rang drei. Der Australier katapultiert sich nach seinem Aus im Q1 von P16 dank einer starken Startrunde und eines langen ersten Stints im Endresultat noch auf Rang neun.

„Es sind erst drei Rennen, aber ein sehr guter Job. Es lief so gut es nur ging“, sagt Norris auf die Nachfrage, ob er die Top-5 nun regelrecht abonniert hat. Mercedes und Red Bull seien zu weit weggewesen. „Aber wir haben es versucht und ich bin sogar vor Perez gekommen. Wenn ich die Pace gehabt hätte, da zu bleiben, wäre es ideal gewesen, aber das hatte ich nicht. Deshalb habe ich mich auf mein eigenes Rennen konzentriert, meine eigenen Erwartungen gemanagt und wusste auch, gegen wen ich eigentlich fahre.

Norris geht volles Risiko: Zwei Starts, drei Plätze

Das war schon vor dem Manöver gegen Perez zunächst der Alpine von Esteban Ocon. Den Franzosen rang Norris in der Startrunde nieder. „Das war ein guter Battle mit Esteban. Ich habe ihn in den ersten Kurven erwischt, dann kam er zurück an mir vorbei, aber dann habe ich ihn mit einem guten Move in Kurve elf zurückbekommen“, schildert Norris.

Kurz darauf war das Rennen durch einen Crash von Kimi Räikkönen per Safety Car neutralisiert. Gleich beim Re-Start setzte Norris daraufhin den nächsten Stich, nein gleich die nächsten Stiche. In einem Aufwasch zog er binnen weniger Kurven an Carlos Sainz und Sergio Perez vorbei. „Carlos habe ich mit Sergio kämpfen gesehen, so konnte ich mich zurücklehnen, meine Linie vorbereiten und eine gute Chance bekommen, beide zu überholen, was ich geschafft habe“, berichtet der 21-Jährige.

Portugal: Norris pariert Leclerc-Attacke

Die erste Rennhälfte sei vor allem deshalb hart gewesen. „Aber es hat jede Menge Spaß gemacht. Die Kämpfe und das Racing waren schwierig, aber genau das mögen wir ja“, sagt Norris. Vor allem, wenn es dadurch nach vorne geht. „Und in dieser Phase war es auch sehr wichtig, Track Position zu bekommen“, sagt Norris. „Deshalb habe ich da auch so viel riskiert.“

Perez im schnelleren Red Bull war im Rennverlauf also nicht zu halten, gegen Ende bekam Norris sogar eher noch Probleme von hinten. Charles Leclerc im Ferrari machte Druck. „Die zweite Hälfte war viel stressiger, weil ich Charles hinter mir halten und die Medium-Reifen managen musste“, sagt Norris. „Es war nicht leicht. Charles hat mich den gesamten letzten Stint sehr gepusht. Wir müssen also noch arbeiten, damit das Leben leichter wird.“

McLaren erst schlechter, dann besser als erwartet

Optimistisch gibt sich der Brite dabei. „Dass wir hier gut waren, gibt uns Vertrauen für die kommenden Strecken. Denn wir hatten hier letztes Jahr etwas zu kämpfen, deshalb ist es umso schöner, die Verbesserungen zu sehen“, sagt Norris. „Gestern hatten wir etwas mehr zu kämpfen als erwartet, heute waren wir dafür etwas besser als erwartet.“

Das Comeback freut auch die Teamführung. „Heute haben wir eine klasse Wiedergutmachung gesehen. ‚Well done’ an das ganze Team und unsere Fahrer, dass wir nach dem enttäuschenden Qualifying gestern zurückgeschlagen haben“, lobt Teamchef Seidl. „Lando hat wieder ein exzellentes Wochenende mit einer starken Fahrt auf P5 beendet. Von P16 am Start hat Daniel einen sehr guten ersten Stint geschafft, viele Positionen am Start gewonnen und seinen Pitstop so weit hinausgezögert, dass er weitere Plätze gutmachen und am Ende attackieren konnte. P9 bringen zwei wichtige Punkte für ihn und das Team.“

McLaren baut WM-Vorsprung auf Ferrari aus

McLaren-Boss Zak Brown hatte mit einem derart guten Ergebnis nach dem Qualifying nicht einmal mehr gerechnet. „Ich habe es gehofft“, sagt Brown in der F1-Post-Race-Show. „Aber wir konnten nicht erwarteten, dass wir auf all unsere Konkurrenzen Punkte gutmachen würden, statt an Boden zu verlieren.“ Damit zielt der US-Amerikaner auf Alpine mit zehn und Ferrari mit acht Zählern. McLaren ergatterte zwölf.

Das war auch Daniel Ricciardo zu verdanken. Der Australier war der größte Gewinner der Startrunde und hatte so bereits frühzeitig sein inakzeptables Qualifying, so der Australier selbst, teilweise wieder gut gemacht. Durch einem langen ersten Stint bei noch immer vorzeigbarer Pace reichte es am Ende zu Platz neun. „Mit dem Medium hatte ich eine klasse Pace“, sagt Ricciardo. „Mit dem Hard war es kniffliger. Es hat noch für P9 gereicht, aber da konnte ich nicht mit der Pace von Alonso mitgehen.“

Daniel Ricciardo mit Wut im Bauch von 16 auf 9

Das war allerdings nur ein ganz kleines Haar in der Suppe. „Heute war es echt besser. Das war alles, was ich mir heute erhoffen konnte“, sagt Ricciardo. „Gestern war für mich nicht akzeptabel. Ich setze mir weiter hohe Standards. Selbst mit ein paar Fehlern sollte ich nicht in Q1 ausscheiden. Das war meine Nummer, auch wenn das Team sogar sagt, dass sie mir noch nicht ganz das Auto hingestellt haben.“

Den Groll des Qualifying habe er noch am Sonntagmorgen gespürt. „Ich bin noch frustriert aufgewacht und wollte das Rennen dann mit voller Kraft fahren“, sagt Ricciardo. „Ich war in der Lage, das umzusetzen, was ich mir vorgenommen hatte. Ich habe ein paar Autos überholt, hatte tolle Kämpfe und bin den Ärger von gestern losgeworden.“

Ricciardo: Schlüssel liegt im Setup

Mit einer weiteren Renndistanz in den Knochen habe er erneut einiges über den McLaren gelernt. Allein über das Setup könne er den MCL35M noch besser für seine Anforderungen trimmen. „Da hält mich noch etwas zurück“, sagt der Australier. Vor allem die Bremse würde ihm noch zu oft blockieren. „Lando fährt da besser drumherum. Das geht sicher direkt über das Setup, das muss ich anschauen. Irgendwas mit der Aufhängung“, schätzt Ricciardo. „Der Rest kommt dann mit Updates.“

In der Fahrerwertung liegt Ricciardo nach dem dritten Saisonlauf immerhin auf Rang sieben. Mit 16 Punkten rangiert der Australier allerdings 21 hinter seinem Teamkollegen, der sogar vor je einem Red Bull und Mercedes klassiert. In der Konstrukteurswertung baute McLaren in Portimao den Vorsprung auf Ferrari um vier Punkte auf nun elf Zähler aus (53:42). Alpine folgt mit 13 auf Rang fünf.