Ferrari erlebte in Portugal das bisher schwierigste Rennen in der Formel-1-Saison 2021. Der sechste Platz von Charles Leclerc war eine Schadensbegrenzung, die nicht über die Schwierigkeiten in Portimao hinwegtäuschen konnte. Für Carlos Sainz endete sein bisher stärkstes Wochenende für das Team in einer bitteren Enttäuschung. Der Neuzugang der Scuderia ging hart mit sich ins Gericht.

"Das war mein erstes problematisches Rennen mit Ferrari, in dem die Dinge nicht nach Plan gelaufen sind", so Sainz, der am Samstag noch sein bestes Qualifying für die Italiener gefeiert hatte. Mit Platz fünf triumphierte er erstmals über seinen Teamkollegen. Durch seine Ausgangslage ging er als Ferraris Speerspitze in den Grand Prix.

Am Start ging Sainz sofort an Red-Bull-Pilot Sergio Perez vorbei und übernahm Position vier. Dass der Mexikaner nach dem Restart in Runde sieben vorbeiging und auch Lando Norris im McLaren durchrutschte, war zunächst lediglich ein Schönheitsfehler in Sainz' Rennen. Der 26-Jährige ging im ersten Stint auf dem Soft-Reifen die Pace des Briten mühelos mit.

Binotto lobt Sainz nach Teamorder: Angenehmer Fahrer

In Runde 21 eröffnete er mit seinem Wechsel auf Medium-Reifen die Boxenstopp-Phase. Norris reagierte einen Umlauf später. In den darauffolgenden Runden hielt Sainz den Anschluss, doch dann fiel er zurück. Der Medium-Compound harmonierte nicht mit dem SF21, wie es schon bei Leclerc im ersten Stint der Fall gewesen war.

Aufgrund starkes Grainings fiel Sainz immer weiter zurück, sodass er den auf harten Reifen unmittelbar hinter ihm liegenden Leclerc auf Anweisung des Teams vorbeilassen musste. Die Scuderia schaltete schnell und reagierte sofort, ohne zu viel Zeit im Kampf gegen Norris zu verlieren.

"Die Positionen zu tauschen ist etwas, das wir eigentlich vermeiden wollen, weil normalerweise ist das nicht so toll. Aber manchmal ist es leider notwendig", sagt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Umso wichtiger war es für ihn, dass der Nachfolger von Sebastian Vettel diese unangenehme Situation unkompliziert löste.

"Carlos hatte mit dem Graining auf dem Medium-Reifen eine langsamere Pace. Wir haben ihn sofort gefragt und er hat die Nachricht sofort verstanden und Folge geleistet. Es ist gut, wenn du Fahrer hast, welche die Prioritäten und Ziele des Teams verstehen. Das ist immer angenehm", so der Italiener.

Sainz hadert mit falscher Reifenwahl: Nicht abzusehen

Für Sainz war die Teamorder letztendlich auch das geringere Übel an einem für ihn unangenehmen Sonntag. Mit stumpfen Waffen kämpfend, wurde er durchgereicht und ging am Ende als Elfter leer aus. "Im Nachhinein ist es immer schwierig. Es ist offensichtlich, dass der harte Reifen einfach besser war", sagt er zu Motorsport-Magazin.com.

Leclerc sammelte im ersten Stint zwar Erfahrungswerte mit der Reifenmischung, doch derartige Probleme waren nicht abzusehen. "Rückblickend würden wir es natürlich anders machen, aber mit den Daten, die uns vor dem Rennen zur Verfügung standen, gingen wir davon aus, dass der Medium in Ordnung ist. Aber das war eindeutig nicht der Fall", so Sainz weiter.

Sainz untröstlich: Enttäuschung überwiegt Positives

Für den ehemaligen McLaren-Pilot war der Ausgang des Wochenendes inakzeptabel. "Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ und ich wusste, dass es in meiner und unserer Hand lag, ein Top-5-Resultat zu holen, mit einer sauberen Ausführung des Rennens und der Pace die wir das gesamte Wochenende über gezeigt haben", sagt er.

Angesichts der bitteren Enttäuschung konnte er sich auch über die zuvor am Wochenende erzielten Fortschritte nicht mehr freuen: "Wenn man dann Elfter wird und keine Punkte holt, ist es schwer, an etwas Positives zu denken. Wer mich kennt, weiß, wie sauer und aufgebracht ich über diese Situation bin."