Es war eine kuriose Situation: Die Zieldurchfahrt von Lewis Hamilton wurde fast zur Nebensache, weil Max Verstappen bis zum letzten Meter um die schnellste Rennrunde kämpfte. Seit 2019 bringt die schnellste Runde einen Extra-Punkt in der WM. Weil der Kampf um die Formel-1-Krone 2021 zwischen Mercedes und Red Bull besonders eng ist, zählt jedes Pünktchen.

Verstappen Rundenzeit von 1:19,849 Minuten reichte gerade so aus, um den Extra-Punkt abzustauben. 0,016 Sekunden fuhr der Niederländer schneller als die bis dato schnellste Rennrunde von Valtteri Bottas.

Nach einem - trotz Platz zwei - schwierigen Rennwochenende freute sich Verstappen über den Extra-Punkt. Allerdings nicht lange: Bei den Interviews im Parc-ferme wurde er dezent darauf hingewiesen, dass ihm die Rundenzeit gestrichen wurde. Grund: Er hatte die Strecke in Kurve 14 verlassen.

"Etwas seltsam. Ich dachte, die würden die Track Limits in Kurve 14 nicht checken", ärgerte sich der 23-Jährige. "Die Abstände sind so knapp, da waren die Tracklimits dieses Wochenende für uns echt kostspielig", fügte Teamchef Christian Horner später an. "In Bahrain haben sie uns den Sieg gekostet, gestern die Pole und heute den Punkt für die schnellste Rennrunde."

Tatsächlich wäre Verstappen von Pole gestartet, wäre seine schnellste Rundenzeit im Q3 nicht gestrichen worden. Im Qualifying kam er in Kurve vier zu weit raus. Ärgerlich, aber immerhin konnte Red Bull die gestrichene Rundenzeit nachvollziehen. Im Rennen war es etwas anders.

Formel-1-Fahrer 2021 auch in T14 neben der Strecke

Der Fall ist - wie immer in der Formel 1 - etwas komplizierter. Zu Beginn des Wochenendes hieß es, die Tracklimits werden in den Kurven 1, 4 und 15 überwacht. Am Freitag kristallisierte sich aber heraus, dass die Regelung des Vorjahres nicht reichen würde. "In Kurve 14 wurde viel öfter herausgefahren, 2020 war das kein Problem aber 2021 wurde es zu einem", erklärte Rennleiter Michael Masi.

Deshalb wurden auch die Kurven 5 und 14 in einer dritten Version in die Event-Notes aufgenommen. Während es darin hieß, dass Rundenzeiten, die durch Verlassen der Strecke an den neuralgischen Stellen 1, 4 und 15 erzielt werden, sofort gestrichen werden, wurden die Tracklimits für die Kurven 5 und 14 darin nur genauer definiert. Von gestrichenen Rundenzeiten stand dort erst einmal nichts.

FIA Rennleiter definiert Tracklimits neu

Der Rennleiter definierte die Tracklimits neu, um das Leben für alle Beteiligten einfacher zu machen. Per Reglement ist die Streckengrenze eigentlich die weiße Linie. Das hätte in diesem Fall aber zu unzähligen Überschreitungen geführt, die zudem noch schwer zu überwachen gewesen wären. Denn eine Induktionsschleife konnte kurzfristig nicht mehr in den Boden eingelassen werden. Die Einhaltung wurde an dieser Stelle mittels Streckenkamera sichergestellt.

Also zählte für den Rest des Wochenendes der Kerb noch mit zur Strecke. Zwar wurden bei Verlassen des Kerbs nicht automatisch eine Rundenzeit gestrichen - wie das in den Kurven 1, 4 und 15 geschah -, allerdings hieß es in den Event Notes: Wie immer darf beim Verlassen der Strecke kein bleibender Vorteil erzielt werden. Im Fahrer-Briefing wurde expliziert darauf eingegangen.

"Nach dem Rennen war klar, dass er einerseits neben der Strecke war und andererseits in diesem Minisektor schneller als alle anderen war", erklärte Rennleiter Masi. Bei einer Runde, die nur um 0,016 Sekunden schneller war, ist davon auszugehen, dass dadurch ein Vorteil entstanden ist. Weil die schnellste Rennrunde gleichzeitig einen WM-Punkt bringt, urteilten die Stewards, dass sich Verstappen durch das Verlassen der Strecke einen bleibenden Vorteil verschafft hatte.