Mick Schumacher hat beim Großen Preis von Portugal mit seiner ersten tadellosen Leistung in der Formel-1-Saison 2021 erstmals mehr Gegner hinter sich gelassen als den eigenen Teamkollegen. In Portimao setzte sich der Sohn von F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher durch ein spätes Manöver gegen Nicholas Latifi vor immerhin einem Williams durch. Das Rennen beendete der Haas-Pilot so auf dem 17. Platz vor dem Kanadier. Nikita Mazepin (P19) fehlte im Ziel mehr als eine Minute auf einen hochzufriedenen Schumacher - der nun auf noch mehr aus ist.

„Das war sehr wichtig“, freut sich Schumacher bei Motorsport-Magazin.com über sein erstes F1-Rennen ohne Fahrfehler. In Bahrain hatte sich der 22-Jährige gedreht, in Imola sich hinter dem Safety Car den Frontflügel an der Boxenausfahrt abgerissen. „Speziell in so schwierigen Bedingungen keine Fehler zu machen, ist sehr positiv“, sagt Schumacher nach dem Grand Prix bei windigen Bedingungen auf rutschiger Strecke. „Das war eines unserer Ziele. Und ich denke, dass wir die Zielliste recht großzügig ausgefüllt haben!“

Schumacher überzeugt: Hätte auch Russell schnappen können

Ein Punkt auf dieser Liste: nicht nur den Teamkollegen schlagen. Das realisierte Schumacher in Runde 62. In Kurve schnappte sich der Haas-Pilot den Williams von Nicholas Latifi. Der Kanadier hatte sich nach rundenlangem Druck durch Schumacher verbremst. Trotz dieses Erfolgs zeit sich Schumacher nicht vollständig zufrieden. „Schade, dass wir nicht noch früher vorbeigekommen sind. Denn ich glaube, dass wir schon ein gutes Stück mehr Pace in uns hatten.“

So viel, glaubt Schumacher, dass selbst der generell schnellere Williams von George Russell - am Ende 30 Sekunden vor Schumacher - ein mögliches Ziel hätte werden können. „Ich habe so viel mehr Pace in mir gehabt, dass ich recht sicher bin, dass wir den George noch hätten schnappen können“, sagt Schumacher bei Sky. Warum er sich dann überhaupt so schwer tat, Latifi zu überholen? Aus mehreren Gründen. „Ich bin auf den Geraden nicht vorbeigekommen, er hat da etwas mehr Speed als wir. Das Vorbeifahren war die größte Herausforderung. Hinterherfahren geht einigermaßen, aber nach einiger Zeit verbrennt man seine Reifen“, berichtet Schumacher.

Schumacher kämpft mit Dirty Air, blauen Flaggen & Williams-Topspeed

Deshalb sei es nach einigen Runden hinter Latifi immer schwieriger geworden. „Die Reifen waren ziemlich schwer am Leben zu halten, weil wir eben die ganze Zeit da hinterhergefahren sind“, erklärt der Haas-Fahrer. Zusätzlich störten die Überrundungen durch die Spitzengruppe. „Mit den ganzen blauen Flaggen war es natürlich schwierig, weil es dann immer dieses Chaos gibt“, erinnert Schumacher.

Tatsächlich kostete das den F1-Rookie eine Angriffschance auf Latifi. Genau in dem Moment, als er einmal ganz dicht dran war musste Schumacher wegen Überrundungen vom Gas. „Das war schade“, sagt der Haas-Fahrer. Daraufhin habe man umgeplant. „Nachdem wir gesehen haben, dass wir so nicht vorbeikommen, haben wir einfach versucht, ihn in einen Fehler zu treiben. Den hat er dann zweimal gemacht. Beim zweiten Mal habe ich es geschafft, ihn zu überholen.“

Nach Portugal: Schumacher nimmt Russell & Q2 ins Visier

Gleich danach habe er zunächst mit dem Auto kämpfen müssen. „Es war spannend und lehrreich für mich, so nah hinter einem Auto herzufahren und zu sehen, wie sich mein Auto dann verhält. Da verlieren wir schon ein gutes Stück Abtrieb“, sagt Schumacher. „Als ich dann wieder allein gefahren bin war es irgendwie erst einmal ganz komisch, wie viel Grip ich dann wieder hatte. Da musste ich mich erst einmal wieder einfühlen.“

Dennoch: In freier Fahrt sei er danach schneller als Latifi gewesen - obwohl der, ohne verwirbelte Luft, seine Reifen zuvor besser schonen konnte. Kampfansage Schumacher: „Deshalb können wir nach vorne blicken und schon auf George schielen.“ Das ist jedoch nicht allein Schumachers nächstes Ziel. „Dieses Q2 im Qualifying liegt mir noch im Magen“, sagt der Haas-Pilot. „Nach FP3 sah es ja sehr gut aus“, erinnert Schumacher, am Samstag im Q1 dann auf P19 ausgeschieden. „Das ist im Moment mein erstes Ziel. Ich will versuchen, das Auto ins Q2 zu bringen.“

Nikita Mazepin eine Minute hinter Schumacher

Kaum eine Rolle spielt bereits jetzt noch der Teamkollege. Nikita Mazepin sah auch in Portugal kein Land gegen Schumacher. Mehr als eine Minute fehlte im Ziel, auch weil der Russe noch ein zweites Mal an die Box musste und beim Überrundungsvorgang Sergio Perez im Weg stand - fünf Sekunden Zeitstrafe.

Einmal begegneten sich Schumacher und Mazepin dennoch. Beim Restart zog der Russe vorbei, nach einer Runde konterte Schumacher direkt. Was war passiert? „Es gibt da diesen Ziehharmonikaeffekt“, erklärt Schumacher. „Den kriegen wir da hinten am meisten ab. Ich war dann ein bisschen zu spät auf dem Gas. Dann ist der Nikita kurz vorbeigefahren. Aber wir hatten dann eine gute Pace und konnten ihn gleich wieder überholen und mit Nicholas kämpfen.“

Eine teamstrategische Entscheidung für den bis dato bessere Ergebnisse versprechenden Schumacher sei der schnelle Positionsgewinn gegen Mazepin unterdessen nicht gewesen. Schumacher: „Das war ein ganz normales Überholmanöver.“

Red Bull sauer auf Track Limits: Das ist kein Racing mehr! (16:33 Min.)