Valtteri Bottas meldete sich mit seiner Pole Position für den Portugal GP nach einem schwierigen Start in die Formel-1-Saison 2021 zurück. Vor zwei Wochen erlebt er in Imola ein desaströses Wochenende und geriet zudem in die Kritik. Durch seine Kollision mit Williams-Pilot wurde sein Standing bei Mercedes von der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Der Finne ist erleichtert, in Portimao unverzüglich die richtige Antwort gefunden zu haben.

"So hätte es auch bei den ersten paar Rennen laufen müssen", so Bottas, nachdem er Lewis Hamilton um die Winzigkeit von sieben Tausendstelsekunden hinter sich gelassen hatte. Der Teamkollege sah am Wochenende über weite Strecken stärker aus und war damit in der Favoritenrolle für die Pole Position.

Doch im entscheidenden Q3 reichte Bottas der erste Run auf dem Soft-Reifen, um Hamilton auszustechen. "Das hat mir auf jeden Fall ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Bei den ersten beiden Rennen war das Qualifying, speziell das Q3, nicht gerade meine Stärke. Alles aus den Reifen herauszuholen und sie ins Arbeitsfenster zu bringen, war meine Schwäche", erklärt der 31-Jährige.

In Imola war er im Zeittraining als Achter mit einer halben Sekunde Rückstand auf Hamilton aufgeschmissen. Am Renntag gelang es ihm auch im Regen nicht, die Reifen auf Temperatur zu bekommen, was zum verhängnisvollen Duell mit Russell führte. "Es hängt immer von der Rennstrecke und den Reifenmischungen ab. Deshalb haben wir seit dem letzten Rennen extra viel Fokus darauf gelegt", so Bottas.

Bottas besiegt Reifen-Trauma

Portimao machte den Fahrern das Aufwärmen der Reifen besonders schwer. Pirelli brachte die drei härtesten Mischungen nach Portugal. Der erst 2020 gelegte Asphalt war hinsichtlich des Arbeitsfensters der Pneus problematisch. Im Qualifying fuhr fast das gesamte Feld mehrere Aufwärmrunden, um den Reifen für die Zeitenjagd vorzubereiten.

"Es ging wirklich nur darum, das Q3 hinzubekommen und die Vorbereitung der Reifen. Hier dreht sich so viel um die Reifen", so Bottas. "In der Pole-Runde hat es sich so angefühlt, als hätte der Reifen funktioniert."

Im letzten Run verzettelten er und sein Team sich hingegen. Für den Showdown im Q3 wurden Hamilton und Bottas auf dem Medium-Compound auf die Strecke geschickt, doch der Schlagabtausch blieb aus. Keinem der Mercedes-Piloten gelang eine Verbesserung. "Es war etwas enttäuschend, dass wir den Medium-Reifen am Ende nicht ans Arbeiten gebracht haben. Da wäre noch mehr drin gewesen", so Bottas.

Umso wichtiger war es für ihn, dass der entscheidende Versuch erfolgreich war. "Es macht mich sehr glücklich, die Runde im Q3 zusammengebracht zu haben und auf Pole zu sein. Auch aus Sicht des Teams, mit dem Druck im Kampf gegen Red Bull vorne zu sein", sagt er. Den Reifen zu zähmen, war in den letzten zwei Wochen nicht seine einzige Baustelle.

Russell-Zwist nach Imola schnell abgehakt

Die Auseinandersetzung mit Mercedes-Junior Russell musste nach Imola ebenfalls verdaut werden. "Was die mentale Seite angeht, habe ich alle Gesprächspunkte und Lehren vom letzten Rennen mitgenommen, wie immer", sagt der Routinier. "Den Rest sollte ich vergessen, ich habe ihn einfach bei Seite geschoben und nach vorne geschaut."

Die Trainings in Portimao gaben ihm bereits ein gutes Gefühl, an diesem Samstag zurückschlagen zu können. "Ich habe mich das gesamte Wochenende über stark gefühlt und wusste, dass es möglich ist", so Bottas. "Ich wusste, dass sich harte Arbeit am Ende immer auszahlt und das habe ich dem Team auch gesagt."

Bottas muss für WM-Traum zurückschlagen

Der Etappensieg im Qualifying ist für Bottas allerdings nur ein Puzzleteil seiner Wiederauferstehung. In der Weltmeisterschaft liegt er 28 Punkte hinter Hamilton. Der WM-Kampf zwischen seinem Teamkollegen und Max Verstappen ist in aller Munde, während ihm bereits die Rolle des Wingman anhaftet.

"Lasst die nur reden, ich muss jetzt aktiv werden", so Bottas kämpferisch. Er will alles daran setzen, den Rückstand in der frühen Phase der Saison wieder zu verkürzen. "Ich muss zuerst einen guten Start haben. Ich weiß, dass die Pace hier gut ist", gibt er sich für den Grand Prix optimistisch.

Dass der Sieg nur zwischen ihm und Hamilton ausgemacht wird, glaubt er allerdings nicht: "Wir werden erst im Rennen sehen, wie sich die Reifen verhalten, ob wir Graining oder andere Probleme bekommen. Ich erwarte, dass es ein harter Kampf gegen Red Bull wird. Gar keine Frage."

Der Portugal GP startet am Sonntag um 15 Uhr Ortszeit, das entspricht 16 Uhr MESZ in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Fans verpassen im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com keine Entscheidung auf der Strecke oder können das Rennen im TV oder via Live-Stream (mit VPN überall) genießen.