Sebastian Vettel steht aktuell von allen Seiten unter Beschuss. Auch seinem ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen von 2009 bis 2013, Mark Webber, ist nicht entgangen, dass der Heppenheimer derzeit eine schwere Zeit durchmacht.

Webber ist der Ansicht, dass die aktuellen Autos und ein fehlendes Selbstvertrauen für Vettels schwache Leistungen verantwortlich sind. Entgegen vieler Meinungen glaubt der Australier aber, dass sich der Aston-Martin-Pilot aus seiner prekären Situation befreien kann. Auch mit einem möglichen Karriereende müsse er sich auseinandersetzen, die Entscheidung liege aber allein bei Vettel.

Vettels Selbsvertrauen auf einem Tiefpunkt

Die Saison ist noch jung, doch bereits nach zwei Saisonrennen wirken die Leistungen des viermaligen Weltmeisters alarmierend. "Ich denke, er hat aktuell wenig Selbstvertrauen. Seine Zeit bei Ferrari hat nicht gut funktioniert. Der Sport stellt Männer und Frauen manchmal vor große Herausforderungen, aber in seinem Fall betrifft das schon eine sehr lange Zeitspanne", begründet Webber Vettels aktuelles Formtief gegenüber der spanischen Zeitung 'MARCA'.

Sebastian Vettel fühlt sich im AMR21 noch nicht wohl, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel fühlt sich im AMR21 noch nicht wohl, Foto: LAT Images

Vettel sei dafür bekannt, ein Fahrer zu sein, der sich in seinem Umfeld wohlfühlen muss. Laut Webber trifft das aktuell aber nicht zu: "Ich glaube, dass diese Autos nicht so gut zu Vettel passen. Er mag Autos mit viel Bodenhaftung und Abtrieb. Er ist ein Fahrer, mit viel Gefühl für das Auto." Ein gutes Beispiel hierfür sei Vettels erster Sensationserfolg in Monza 2008: "Erinnert euch zurück an das Regenrennen in Monza, wo er noch im Toro Rosso saß. Das war unglaublich, er ist an dem Tag jeden davongefahren."

Für den Australier gehen die genannten Faktoren aber nur zum Teil als Entschuldigung durch: "Die Autos schenken dir aktuell weniger Vertrauen und die Regeln passen nicht zu Vettel. Für ihn ist das ein Problem, aber du musst mit allen Regeln umgehen können. Schaut euch beispielsweise Hamilton an, der war bisher immer schnell."

Sebastian Vettel und Mark Webber waren bei Red Bull lange Zeit Teamkollegen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel und Mark Webber waren bei Red Bull lange Zeit Teamkollegen, Foto: Sutton

Webber gefällt es nicht, Vettel leiden zu sehen

Obwohl Webber in seinen Red-Bull-Jahren gegen Vettel fast immer den Kürzeren zog und diesen Jahren bekanntermaßen nicht das beste Verhältnis zu seinem damaligen Teamkollege pflegte, sorgt sich Webber um Vettel: "Ich mag das nicht. Viele Leute glauben, dass ich es genieße, ihn leiden zu sehen, aber ich bin nicht glücklich darüber. Ich möchte, dass es gut für ihn läuft, denn es ist wirklich merkwürdig ihn so anders zu sehen."

Die aktuellen Diskussionen um den Heppenheimer gehören laut Webber allerdings zur Dynamik der Königsklasse: "Das ist die Formel 1. Wir können uns nicht darüber beschweren und auch nicht über Fahrer, die keine Leistungen bringen. Wir müssen Fahrer loben, die gute Leistungen abliefern, wie Lando Norris, Charles Leclerc oder Max Verstappen. Gleichzeitig muss aber auch über Fahrer geredet werden, die leiden oder am Ende ihrer Karriere stehen."

Vettel-Comeback möglich, aber mit vielen Hindernissen

Sebastian Vettel abschreiben, dafür sei es Laut Webber allerdings noch zu früh. "In der Situation, in der er sich gerade befindet, ist die Chance da, dass er sich verbessert. Er ist eine Person, die so häufig Champagner auf dem Podium genießen durfte und so viel Erfolg hatte. Auch Ferrari macht aktuell einen guten Job. Überall wo er hinschaut, begegnen ihm Herausforderungen", spielt Webber in einem Interview mit Ran Racing auf den plötzlichen Aufschwung von Vettels Ex-Team an.

Ein Comeback von Sebastian Vettel würde dem Sport aber guttun, da ist sich Webber sicher. Vor dem Heppenheimer liege aber ein langer Weg: "Er hatte im Aston Martin nur wenig Testzeit und tut sich aktuell schwer, Vertrauen in den Wagen zu finden. Jeder hat seine eigenen Gedanken darüber, aber ich hoffe wirklich, dass er zurückkommen kann. Auch für die deutschen Zuschauer wäre es gut, Vettel wieder an der Spitze zu sehen. Aktuell muss er aber einen Berg überwinden. Es werden harte sechs Monate für ihn und nur Sebastian [Vettel] kann das lösen."

Was sind Vettels Optionen?, Foto: LAT Images
Was sind Vettels Optionen?, Foto: LAT Images

Mögliches Karriereende muss Vettels Entscheidung bleiben

Mit der Thematik eines Karriereendes müsse sich Vettel dennoch befassen: "Das ist möglicherweise der größte Kampf in deiner Karriere. Wenn du motiviert und hungrig bist, dann sind die Dinge einfacher, du kämpfst gegen deine Gegner und bist erfolgreich. Du genießt das. Irgendwann kommen dir aber langsam Fragen wie 'Wann ist die Zeit gekommen?' oder 'Bin ich noch gut genug?' in den Kopf. Ich denke, die Entscheidung, den richtigen Zeitpunkt für ein Karriereende zu finden, ist nie einfach", so Webber.

Ob es schon soweit ist, möchte Webber aber nicht beantworten. Schließlich betreffe die Situation Vettel allein: "Das ist auch der Moment, wo du die richtigen Leute um dich herum brauchst. Menschen, denen du vertrauen kannst. Im Endeffekt kann die Entscheidung aber kein anderer für Vettel treffen. Es liegt an ihm selbst, den richtigen Weg zu finden."