Die Entscheidung über die 2021 in der Formel 1 neuen Sprintrennen fiel nicht ohne Tauziehen zwischen Rechteinhabern und Teams. Das experimentelle Qualifying-Format weckte von Beginn an nicht nur Neugier, sondern auch Skepsis. Liberty Media gelang es schlussendlich, das für drei Rennwochenenden angesetzte Konzept durchzusetzen. F1-Sportdirektor Ross Brawn ist überzeugt, dass die Königsklasse dadurch zu einem attraktiveren Produkt wird.

"Der Freitag ist im Moment nur etwas für richtige Freaks. Sich am Freitag eine Trainingssession anzuschauen macht Spaß, aber dabei kommt nichts rum", so der Brite auf der offiziellen F1-Website. Für 2021 wurde der langatmige Trainingstag bereits kompakter gestaltet, indem die beiden Sitzungen von jeweils 90 auf 60 Minuten gekürzt wurden.

Von 1950 bis 1996 hielt der Freitag für die Fans bereits einen ersten Showdown bereit, indem an diesem Tag ein erstes Qualifying über eine Stunde ausgetragen wurde. Die kumulierten Resultate dieser Session sowie des Zeittrainings am Samstag wurden zur Ermittlung der Startaufstellung herangezogen.

Danach wurde Freitags nur noch in einem weiteren Jahr eine zusätzliche Sessions zu den Trainings ausgetragen. 2003 fand jeweils ein Einzelzeitfahren statt, welches allerdings keinen Einfluss auf das Grid hatte, sondern lediglich die Startreihenfolge für das entscheidende zweite Qualifying am Samstag generierte.

Wie funktioniert das neue Sprint-Qualifying der Formel 1? (09:04 Min.)

Erstmals seit 2003 wieder Spannung am Freitag

Durch die Platzierung des Sprint-Qualifyings am Samstag rückt das Zeitfahren wieder auf den Trainingstag. Brawn erhofft sich dadurch ein gesteigertes Interesse am bisher von weiten Teilen der Zielgruppe unbeachteten Freitag: "Wir werden am Freitag jetzt wieder die Spannung eines Qualifying-Formats haben."

Zwar absolvierten die Teams auch im 2. Freien Training stets Qualifying-Runs, doch dabei wurden in der Regel nie alle Karten aufgedeckt. Das Zeittraining hingegen wird einen ersten Schlüsselmoment des Wochenendes darstellen, denn das Ergebnis der Sitzung entscheidet über das Grid für den Sprint über die Distanz von 100 Kilometern.

"Wir wollen den Fans das gesamte Wochenende über Unterhaltung bieten. Der Grand Prix am Sonntag ist fantastisch, und wir wollen diesen nicht entwerten, aber wir wollen am Freitag und am Samstag für mehr Action sorgen. Es muss bedacht werden, dass das Sprint-Qualifying die Absicht verfolgt, das gesamte Wochenende auszuweiten."

Kurze Rennen sollen Fans ansprechen

Gleichzeitig soll das kurze Rennen in der Königsklasse bisher nie dagewesenes Format erproben. Anders als der von Strategie geprägte Grand Prix, der seit 1958 in der Regel über eine Distanz von 300 Kilometern absolviert wird, lässt der Sprint dieses taktische Element außen vor. "Wir wollen sehen, wie die Fans darauf regieren und ob das kurze Format ansprechend ist", sagt Brawn.

Ob es sich durchsetzt, liegt letztendlich auch in der Hand der Fahrer. Sie müssen für die Show sorgen, durch die sich Liberty Media mehr Publikum erhofft. "Die Piloten stehen dem Format offen gegenüber. Das ist alles, was wir verlangen, damit wir das Event bewerten können, um zu entscheiden, ob es in zukünftigen F1-Saisons einen Platz hat. Wenn es nicht funktioniert, geben wir es zu und überlegen uns etwas anderes", so Brawn.

Brawn froh über Einigung mit Teams

Für die Teams bedeutet das Unterfangen nicht planmäßige Mehrinvestitionen für den Einsatz der Autos. Darüber hinaus entstehen in Rennsituationen schneller Beschädigungen, welche zusätzlich die Budgets belasten. Was dies angeht, scheint eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden worden zu sein.

"Wir müssten diese Balance finden. Jeder hatte eine andere Sicht der Dinge, wie das Ganze aussehen soll. Es ging auch darum, eine wirtschaftliche und logistische Lösung zu finden, welche die Teams nicht zu stark belastet", so Brawn. "Sie wollen dieses Event, aber sie arbeiten alle unter hohem Druck. Deshalb mussten wir Lösungen finden, welche das Event nicht beeinträchtigen."