Ferrari bestätigte in Imola ein weiteres Mal den zur Formel-1-Saison 2021 eingeleiteten Aufwärtstrend. Charles Leclerc war nach einem starken Beginn lange auf Podestkurs, doch der Rennverlauf arbeitete gegen ihn. Mit Platz vier war der Monegasse hinterher nur bedingt zufrieden. Ganz anders sah es bei Carlos Sainz aus. Der Neuzugang im Team kam nach einem verpatzten Qualifying richtig in Fahrt und konnte hinterher diverse Rallye-Einlagen gut verschmerzen.

"Es war ein tolles Rennen, aber auch etwas frustrierend. Zu Beginn waren wir in seiner sehr guten Position und hatten eine gute Pace, aber nach der roten Flagge wurde es für uns schwer", so Leclerc gegenüber Sky UK. Der zweifache Grand-Prix-Sieger hatte in der Startrunde Red-Bull-Pilot Sergio Perez kassiert und lag von da an über weite Strecken auf der dritten Position.

Als Lewis Hamilton in der 31. Runde ins Kiesbett rutschte, rückte Leclerc auf Platz zwei hinter Max Verstappen auf. Der zu diesem Zeitpunkt drittplatzierte Lando Norris lag über eine halbe Minute hinter ihm. Doch der Unfall zwischen George Russell und Valtteri Bottas machte dem Ferrari-Pilot einen Strich durch die Rechnung und sorgte für Chaos.

Zunächst rutschte Verstappen beim Restart vor ihm von der Strecke, was Leclerc kurzzeitig wie eine Großchance erschien. Er hätte den strauchelnden Niederländer überrumpeln können, doch er entschied sich dagegen. "Ich habe beides erwogen und mich dann zurückgehalten. Rückblickend war das die richtige Wahl, denn er hatte immer noch ein Rad auf der Strecke und hat sich nicht komplett gedreht", so Leclerc.

Leclerc fährt Rennen ohne Funk zu Ende

Die Szene in der vorletzten Kurve überraschte ihn jedoch derart, dass er beim Neustart sofort den Anschluss an Verstappen verlor, als dieser unmittelbar nach seinem Fahrfehler sofort das Rennen eröffnete. Für Leclerc kam dies doppelt unerwartet, denn er wusste nicht einmal, dass der Neustart fliegend erfolgt.

"Charles Boxenfunk ging nicht. Er hat mit uns gesprochen, aber wir konnten nicht mit ihm kommunizieren. Er wusste nicht einmal, dass es einen fliegenden Start gibt. Er hat es erst bemerkt, als es losging", erklärt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Doch das war nicht der einzige Nachteil, mit dem sich Leclerc in der zweiten Rennhälfte herumschlagen musste. Sein Vorsprung war dahin und der Trumpf der Scuderia nutzlos.

"Wir waren auf den Geraden sehr angreifbar, weil wir im Qualifying gezockt hatte und viel Downforce gefahren sind, in der Hoffnung auf Regen. Der kam auch, aber nach der roten Flagge hatten wir Schwierigkeiten, uns gegen die Autos hinter uns zu verteidigen", so Leclerc, der erst von Norris und kurz vor Schluss auch noch von Hamilton kassiert wurde.

Sainz mit Rallye-Einlagen im Ferrari

Während ein vierter Platz für ihn nicht das höchste der Gefühle war, konnte sich Sainz über Position fünf freuen. Von Starplatz elf aus ließ er in der ersten Runde diesmal nichts anbrennen. "In Bahrain hatte ich mich entschieden, konservativer an die Sache heranzugehen aber diesmal wollte ich es wissen", so der Spanier, der innerhalb weniger Kurven bis auf die siebte Position nach vorne fuhr.

Nach dem fulminanten Start machte er zuweilen allerdings nicht die beste Figur. In Tosa und der ersten Rivazza verbremste er sich im ersten Renndrittel jeweils und rodelte durchs Kiesbett. "Es war für mich das erste Mal mit diesem Auto im Regen und ich hatte Probleme, mich einzufinden. Ich habe viel mit der Bremsbalance gespielt, auch von Kurve zu Kurve, und versucht das richtige Gefühl für das Pedal zu finden", erklärt er.

Sein Vorsprung war zu seinem Glück immer groß genug, sodass er bei seinen Ausritten keine Positionen einbüßte. "Es hat mich zwar Zeit gekostet, aber ich war schnell genug, um das herauszureißen. Ich habe also Fehler gemacht und gleichzeitig genug gepusht, um das wieder aufzuholen", so Sainz, der im Gegensatz zum Teamkollegen von der Rennunterbrechung profitierte.

Regentest unter Wettbewerbsbedingungen

Sainz lag vor der roten Flagge fast eine Minute hinter Leader Verstappen. Auf trockener Strecke fand er sich nach dem Restart besser zurecht und hielt den Anschluss an Leclerc bis ins Ziel. "Wenn ich eine richtig gute Runde fahre, fühlt es sich so an, als wäre ich am Limit. Es kommt nur darauf an, die Konstanz reinzubekommen", erklärt er seine anhaltende Eingewöhnungsphase.

Die erste Hälfte des Rennens führte ihm dies einmal mehr vor Augen: "Ich hatte das erste Mal Regenreifen auf diesem Auto und keine Ahnung, was es machen wird. Ich bin einfach gefahren und habe angefangen zu pushen. Sie haben mir gesagt, dass ich mit die schnellsten Zeiten fahre, aber ich habe auch Fehler gemacht. Es war ein bisschen wie eine Testsession im Nassen. Ich muss sagen, dass ich meinen Spaß habe, aber zugleich hat es mich irgendwie auch frustriert."