George Russell hat mit einem ausführlichen Beitrag in den Sozialen Medien die Verantwortung für seinen Unfall beim Emilia Romagna Grand Prix 2021 mit Valtteri Bottas übernommen. Gegen Mitte des Formel-1-Rennens in Imola waren der Brite und der Finne heftig kollidiert und ausgeschieden. Im Anschluss ging es mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und deftigen Unterstellungen weiter. Für diese entschuldigte sich Russel nun.

„Gestern war nicht mein stolzester Tag. Ich wusste, dass es eine unserer besten Chancen sein würde, diese Saison Punkte zu erzielen. Und wenn diese Punkte so sehr zählen, wie sie es für uns gerade tun, dann nimmst du manchmal Risiken auf dich. Es hat sich nicht ausgezahlt und dafür muss ich die Verantwortung übernehmen“, schrieb Russell am Montagabend.

Russell erklärte Imola schon beim Test zur Großchance

Zuvor hatte der Williams-Pilot schon bei den Wintertestfahrten in Bahrain Imola als eine der größten Chancen des Jahres für sein Team ausgemacht. Im Autodromo Enzo e Dino Ferrari sei die größte Schwäche des FW43B, die Windanfälligkeit, durch die einbettete Lage der Rennstrecke, so gut wie ausgemerzt, so Russell.

Als es am Sonntag dann auch noch regnete, witterte der Brite nur noch größere Chancen. Zum Zeitpunkt des Unfalls befand sich Russell tatsächlich in den Top-10. Zum Crash mit Bottas kam es im Kampf um P9. Damit hat Russell nun im zweiten Jahr in Folge ein mögliches Top-Ergebnis für Maßstäbe Williams‘ weggeschmissen – beide Male in Imola. Im Vorjahr war der Williams-Pilot während einer Safety-Car-Phase abgeflogen.

Hamilton baut Russell auf - schon wieder in Imola

Noch eine Parallele. Wie 2020 baute auch dieses Mal niemand geringeres als der Weltmeister den Mercedes-Junior auf. „Stärke resultiert aus Verletzlichkeit. Wenn du den Fehler nicht machst, kannst du die Lektion nie lernen. Respekt, dass du die Verantwortung übernimmst. Weiter geht’s“, antwortete Lewis Hamilton auf Russells Post auf Instagram. Damit war auch von dieser Stelle klar: Eine angebliche Funkstille und gegenseitige Geringschätzung herrscht zwischen dem Duo nicht. Russell hatte diesem Gerücht bereits am Donnerstag in Imola widersprochen.

Russell übernahm in einem Post nicht nur die Verantwortung für den Unfall, sondern auch für seine Reaktionen danach. „Nachdem ich jetzt Zeit hatte zu reflektieren, was danach passierte, weiß ich, dass ich mit der ganzen Situation besser hätte umgehen sollen. Im Eifer des Gefechts können die Emotionen mit dir durchgehen und gestern haben meine die Kontrolle über mich übernommen“, schrieb Russell.

Russell entschuldigt sich für Verbalattacke auf Bottas

Vorgeworfen hatte er Bottas dabei, gegen jeden anderen Fahrer anders gehandelt zu haben. Damit meinte Russell ganz klar die Rivalität des Duos um ein Mercedes-Cockpit in der kommenden Saison. Russell äußerte diese Unterstellung zunächst in mehreren TV-Interviews. In einer späteren Runde mit Printmedien stand er voll dazu und gab, es sei doch offensichtlich, wie er das gemeint habe. Bottas reagierte pikiert. Das sei eine gewagte Theorie so der Finne.

Noch dazu unterstellte Russell Bottas mangelnden Respekt vor Speed und Gefahr eines Formel-1-Autos, den Verstoß gegen ein Abkommen unter den Fahrern und stichelte, in einem Mercedes dürfe man überhaupt nicht nur um P9 kämpfen müssen.

Russell nach Wolff-Schelte: Das bin nicht ich

All das war offenbar intern – gerade bei Mercedes – des Guten zu viel. „Ich entschuldige mich bei Valtteri, bei meinem Team und bei jedem, der sich durch meine Handlungen im Stich gelassen fühlte“, schrieb Russell. „Das bin nicht ich und ich erwarte mehr von mir, da ich weiß, dass auch andere mehr von mir erwarten.“

Damit zielte der Brite offenbar insbesondere auf Motorsportchef Toto Wolff. Der Mercedes-Leiter hatte nach dem Rennen gegen Russell gezürnt. Der Brite müsse das globale Bild im Blick behalten und müsse das Risiko anders bewerten, wenn man einen Mercedes überholen wolle. Russell habe noch viel zu lernen, so Wolff. Noch dazu habe er Mercedes nun auch in finanzielle Probleme gebraucht. Durch den nahezu vollständig zerstörten Boliden Bottas‘ und die Budgetgrenze könne es nun sein, dass ein Upgrade ausfallen müsse, da das Geld für die Fertigung neuer Teile benötigt werde.

Russell vs. Bottas: Klärendes Gespräch geplant

Russell gelobte Besserung. „Ich habe dieses Wochenende einige harte Lektionen gelernt und werde als besserer Fahrer und besserer Mensch aus dieser Erfahrung hervorgehen“, schrieb Russell. „Jetzt liegt der Fokus voll auf Portugal und auf einer Chance, zu zeigen, was mich wirklich ausmacht. Dank für die ganzen Nachrichten, sowohl die positiven als auch negativen. Sie alle werden mir helfen, zu wachsen.“ Schon zuvor hatte er erklärt, keine Folgen für seine Beziehung zu Mercedes zu fürchten.

Mit Bottas will Russell nun auch noch ein klärendes Gespräch führen. Das hatte Russell bereits am Sonntagabend angekündigt. Der Finne zeigte sich dafür offen und erklärte, er sei ein umgänglicher Typ. Eine Reaktion auf die Entschuldigung liegt bis dato nicht vor.

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