McLaren räumte beim Großen Preis der Emilia Romagna ab. Während Lando Norris am Sonntag brillierte und das enttäuschende Qualifying mit einem Podium wettmachen konnte, hatte Daniel Ricciardo das gesamte Wochenende mit seiner Pace zu kämpfen. Ricciardo konnte mit seinem sechsten Platz dennoch wichtige Punkte einfahren.

Der Australier zeigte sich zudem kollegial, als er während des Rennens vom Team aufgefordert wurde, für seinen Teamkollegen Platz zu machen. Mit dem erfolgreichen Rennergebnis konnte McLaren wichtige Punkte für den Kampf um den dritten WM-Rang sammeln. So weit wäre es aufgrund einer Beinahe-Kollision beider McLaren zu Beginn des Rennens aber fast nicht gekommen.

Lando Norris egalisiert enttäuschendes Qualifying

Am Samstag hatte Lando Norris noch schwer mit sich selbst zu kämpfen. Dem Briten wurde in der entscheidenden Session des Qualifyings die drittschnellste Zeit aberkannt, da dieser die Track Limits in Kurve neun knapp überfahren hatte. "Ich bin wirklich enttäuscht. Ich denke, wir können trotzdem einige positive Dinge mitnehmen und im Rennen in ein gutes Resultat umwandeln", so Norris nach dem Qualifying.

Mit dem erhofften guten Ergebnis sollte der junge McLaren-Pilot recht behalten. Norris zeigte im Rennen eine reife Leistung, die wenig daran erinnerte, dass der 21-jährige Brite erst zwei Formel-1-Saisons hinter sich hat. Unter regnerischen und dementsprechend schwierigen Bedingungen arbeitete sich Norris Rang für Rang nach vorne und sollte einen gelungen Restart nach der roten Flagge in ein Podium ummünzen.

"Ich bin natürlich extrem glücklich über den dritten Platz. Das Podium ist etwas, dass ich mir wirklich verdient habe. Ich bin gut gefahren und habe gute Entscheidungen getroffen. Trotzdem war es nicht einfach", zeigte sich Norris am Sonntagnachmittag erleichtert.

McLaren bejubelt den dritten Platz von Lando Norris, Foto: LAT Images
McLaren bejubelt den dritten Platz von Lando Norris, Foto: LAT Images

Schwere Bedingungen am Start führen zu Beinahe-Crash

Nach dem Rennen gab der Brite aber auch zu, sein Rennen und das seines Teamkollegen Ricciardo nach dem Start auf nasser Fahrbahn fast gefährdet zu haben: "Es war ein schwieriges Rennen mit vielen Hindernissen und einigen risikoreichen Momenten. Am Start wäre ich fast mit Daniel [Ricciardo] kollidiert. Es gab viele Momente, in denen ich dachte, dass es hätte vorbei sein können".

Auch der Start des Briten verlief nicht optimal. Norris verlor zu Beginn zwei Positionen, ließ sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. "Ich hatte hier und da ein bisschen Kontakt, habe aber einen kühlen Kopf bewahren können. Ich bin die ganze Zeit fokussiert geblieben, weil ich wusste, dass sich durch rote Flaggen oder das Safety Car später im Rennen Möglichkeiten bieten könnten. Ich habe das im Kopf behalten und konnte mich wieder nach vorne kämpfen", so Norris über sein Erfolgsrezept.

Teamkollege Ricciardo konnte vom Chaos am Start profitieren, hatte im weiteren Verlauf aber mit anderen Problemen zu kämpfen. "Das war eines dieser Rennen, bei denen es regnet und du nicht weißt, was passieren wird. Ich konnte am Start eine Position gutmachen und mich eine Weile auf Position fünf halten. Sobald die Strecke abgetrocknet ist, hat der rechte Vorderreifen begonnen, stark abzubauen. Dadurch konnte ich keine gute Pace halten", äußerte sich Ricciardo nach dem Rennen.

Teamorder ebnet Norris den Weg auf das Podium

Die abbauenden Reifen Ricciardos sollten den McLaren-Kommandostand in der ersten Hälfte des Rennens vor eine weitere schwierige Aufgabe stellen. Lando Norris, der sich nach dem bescheidenen Start zurückkämpfen konnte, saugte sich in der Folge an seinen Teamkollegen heran, konnte diesen aber nicht überholen. Der Brite fragte am Boxenfunk indirekt nach einer Teamorder, da er der Ansicht war, schneller fahren zu können als Ricciardo vor ihm.

Der Kommandostand wartete einige Runden ab, bat Ricciardo aber schließlich darum, Norris vorbeizulassen. Der Australier setzte sich nicht zur Wehr und machte Platz für seinen Teamkollegen, der daraufhin davondüste und große Schritte in Richtung Podium setzte.

Angesprochen auf die Teamorder äußerte sich Ricciardo nach dem Rennen folgendermaßen: "Ich konnte meinen Stolz und Ego dem Team in diesem Moment nicht in den Weg stellen. Ich habe zu sehr mit dem rechten Vorderreifen gekämpft und das Team gab mir genug Zeit, meine Pace zu zeigen. Ich konnte aber nicht mehr aus dem Auto herausholen, Lando [Norris] war einfach schneller."

Daniel Ricciardo (links) gratuliert Lando Norris (rechts) zu seinem Podiumserfolg, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo (links) gratuliert Lando Norris (rechts) zu seinem Podiumserfolg, Foto: LAT Images

Ricciardo: Norris zeigt, was mit diesem Auto möglich ist

Obwohl sich Ricciardo in Imola ein weiteres Mal seinem Teamkollegen geschlagen geben musste, sieht der Australier diese Tatsachen aus einem positiven Blickwinkel: "Ich bin nicht enttäuscht, dass Lando [Norris] in den ersten beiden Rennen schneller war als ich. Das ist etwas Ermutigendes, denn es zeigt uns, was mit diesem Auto möglich ist. Natürlich würde auch ich gerne mehr aus dem Auto herausholen, daran muss ich einfach arbeiten. Ich lasse mich davon nicht runterziehen."

Hierbei spiele vor allem die Mentalität des Australiers eine wichtige Rolle: "Ich muss schauen, was ich besser machen kann und nicht, was ich falsch gemacht habe. Es gibt natürlich viel zu lernen und zu verbessern. Ich gehe aber mit einer mit einem produktiven und nicht niedergeschlagenen Mindset an die Sache heran."

Auch Teamchef Andreas Seidl fand ermutigende Worte für seinen neuen Schützling, schließlich sei Ricciardo erst vor kurzem zu dem Team aus Woking gestoßen: "Daniel [Ricciardo] hat einen großartigen Job gemacht. Er fühlt sich im Fahrzeug noch nicht hundertprozentig wohl, das ist aber verständlich. Er ist ein sauberes Rennen gefahren, hat gute Entscheidungen getroffen und konnte einige Punkte einfahren, die für ihn und das Team wichtig sein werden."