Kurz durften Kimi Räikkönen und Alfa Romeo-Sauber nach dem Chaos-GP der Formel 1 in Imola feiern: Mit einem neunten Platz schienen sie die ersten Punkte der Saison 2021 eingefahren zu haben. Doch das Ergebnis war nur provisorisch, nachträglich mussten Räikkönen und das Team zu den Rennkommissaren. Räikkönens Verhalten nach der roten Flagge zur Rennmitte war in den Fokus gerückt.

Und die brummten Räikkönen um 20:12 Uhr schließlich nachträglich eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe auf, die aufgrund des bereits geendeten Rennens in eine 30-Sekunden-Strafe umgewandelt wurde. Für Räikkönen und Alfa bedeutet das: Alle Punkte sind weg. Profiteur ist Alpine. Das Team Rückt mit Esteban Ocon vor auf P9, und Fernando Alonso erbt P10. Räikkönen bleibt nur ein 13. Platz.

Räikkönen wird Opfer von widersprüchlichen Formel-1-Regeln

Was war aber passiert? Die Stewards-Entscheidung ist ungewöhnlich lang und komplex, und muss erst einmal aufgedröselt werden. Räikkönens Unheil nahm nach der roten Flagge zur Rennmitte seinen Lauf. Das Rennen wurde hier nach dem Crash zwischen George Russell und Valtteri Bottas wieder neu gestartet - und zwar indem alle Autos der Reihe nach aus der Box kamen, dem Safety Car eine Runde um den Kurs folgten, und dann einen fliegenden Start hinlegten.

Räikkönen aber verschätzte sich beim Verlassen der Box auf der feuchten Fahrbahn in Kurve drei und drehte sich. Mehrere Autos überholten ihn, ehe er wieder in Fahrt kam. Gemäß dem Sportlichen Reglement instruierte ihn das Team, die Positionen wieder einzunehmen. Denn ein Neustart nach roter Flagge ist keine Safety-Car-Phase, daher fordert das Reglement sogar vom Fahrer, seinen Platz wieder einzunehmen. Solange das vor der ersten Safety-Car-Linie (der weißen Linie vor der Boxeneinfahrt) geschieht. In einer Safety-Car-Phase wäre Überholen im Gegenzug strengstens verboten.

Räikkönen drehte sich in der Variante Parabolica, Foto: LAT Images
Räikkönen drehte sich in der Variante Parabolica, Foto: LAT Images

Das Problem: Wird ein rollender Restart ausgerufen, darf man nicht mehr überholen, sobald die Safety-Car-Lichter ausgehen. Das geschah schon in Kurve 10, Räikkönen holte die Fahrer vor ihm erst zwischen Kurve 13 und 14 ein - aber noch deutlich vor der ersten Safety-Car-Linie. Durfte er nun überholen oder nicht? Das Team funkte ihn noch einmal an und orderte ihn, nicht zu überholen. Aus Angst, es könne im Nassen schiefgehen. Gleichzeitig meldete man das Problem dem Rennleiter. Nur war bis zum Neustart keine Zeit mehr für eine Antwort.

Also nahm Räikkönen das Rennen auf der falschen Position auf. In dem Fall hätte er - wie bei einem normalen Rennstart - eigentlich aus der Box starten müssen. Trotz des rollenden Restarts. Die Stewards klingen in ihrer Entscheidung fast reumütig: "Die Strafe ist verpflichtend, und daher haben die Stewards keine Alternative, und müssen die Strafe aus Gründen der Konstanz aussprechen."

Beim Team ist man frustriert, spricht in der offiziellen Presseaussendung von einer "unverhältnismäßigen Strafe, nicht dem Fehler angemessen, die wir erhalten haben, weil wir unsere Gegner hinter dem Safety Car nicht gefährden wollten."

Räikkönen erkämpft sich in Imola mühsam P9 - für nichts

Bitter für Räikkönen, der sich in der verregneten Startphase von Startplatz 16 aus gleich auf Platz elf vorgearbeitet hatte, und nach dem Chaos vor ihm auf den neunten Platz vorgerutscht war. Selbst mit dem Dreher hätte es dank eines guten Restarts noch für diesen neunten Platz gereicht.

"Auf Intermediates fühlte es sich ehrlich gesagt ziemlich okay an", meint Räikkönen danach. "Auf dem Medium-Satz nach dem Reifenwechsel, und am Ende hatte ich Probleme. Ich hatte Grip, aber war einfach langsam."

"An manchen Stellen im Rennen waren wir ziemlich gut, schneller als die vor uns, aber am Ende verabschiedete sich die Balance", meint Räikkönen. Ein bitteres Ende für Alfa, die nach einem desaströsen Samstag kurz sogar einmal ein doppeltes Punkte-Ergebnis auf dem Tisch hatten. Doch Antonio Giovinazzi musste einen späten Stopp einlegen, um Trümmer zu entfernen, und beendete das Rennen mit einer Runde Rückstand auf Platz 14.