Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus: Die Formel-1-Bilanz von Nikita Mazepin umfasst nach noch nicht einmal zwei kompletten Rennwochenenden bereits zwei Unfälle, unzählige Dreher und zwei Kontroversen im Qualifying. Dabei lässt auch die Performance zu Wünschen übrig: In Imola musste er sich im Zeittraining erneut deutlich von Teamkollege Mick Schumacher geschlagen geben.

Die halbe Sekunde Rückstand auf Schumacher beunruhigt ihn aber weniger. "Ich habe meine Runde einfach nicht zusammenbekommen. Hätte ich alles zusammenbekommen, wäre ich innerhalb einer Zehntel", sagte der Haas-Pilot zu Motorsport-Magazin.com.

Schon am Trainingstag in Imola machte Mazepin wieder auf sich aufmerksam. Zunächst drehte er sich, später schlug er auch noch in die Leitplanke ein. "Es war ein kleiner normaler Fehler am Ausgang der Kurve, aber die Folgen waren heftig", ärgert er sich. "Alles, was ich mir im 1. Training bis dahin aufgebaut hatte, war wieder weg und ich musste von vorne beginnen."

Vorsichtiger - und damit langsamer - machte Mazepin nach seinen Fehlern aber nicht: "Wenn du um die letzten Plätze fährst, ist es nicht so schlimm, wenn du eine Runde nicht zusammenbekommst."

Mazepin bricht Gentleman's Agreement zum zweiten Mal

Trotzdem sorgte er im Qualifying wieder für Ärger. Wie schon in Bahrain hielt sich der junge Russe nicht an das sogenannte Gentleman's Agreement. Demnach überholen sich Formel-1-Piloten in der Vorbereitung auf eine schnelle Runde nicht gegenseitig.

Allerdings startete Mazepin am Ende von Q3 eine Attacke auf Antonio Giovinzzi und überholte ihn sogar auf der Start- und Zielgeraden. "Das war nicht korrekt", ärgerte sich der Italiener. "Er war direkt hinter mir und auf der Geraden sogar neben mir. Damit hat er meine Runde zerstört. Ich weiß nicht, warum er so etwas macht."

Mazepin hingegen wusste sehr wohl, warum er das machte. "Ich habe vom Team die Anweisung bekommen, schneller zu fahren, damit ich es rechtzeitig über die Linie schaffe. Hinter mir haben die Piloten auch schon Gas gegeben", so der 22-Jährige.

Damit lieferte er die gleiche Erklärung wie schon in Bahrain. Liegt das Problem etwa bei den Haas-Strategen? "Wir machen es nicht absichtlich. Wenn man nicht Gas gibt, verliert man so und so. Ich glaube das hat nichts mit Gentleman's Agreement zu tun. Antonio hätte auch schneller fahren können, er wusste, dass Nikita hinter ihm ist und abgewunken werden kann. Niemand macht das absichtlich, das ist Racing.", verteidigt Teamchef Steiner. "Wenn wir gewusst hätten, dass es so eng wird, hätten wir es anders gemacht, aber das weiß man erst im Nachhinein."

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Trotzdem gibt Mazepin nach seinem zweiten Qualifying zu: "Die Formel 1 ist bislang überraschend heftig für mich. Ich wusste, dass es heftig ist, aber die beiden Qualifying-Sessions die ich bislang hatte, waren ziemlich hektisch. Die Zeit war kürzer und viele Dinge sind passiert. Ich habe da noch eine große Lernkurve."