Sergio Perez beendete beim Formel-1-Qualifying in Imola Max Verstappens beeindruckende Serie im Hause Red Bull. Der Niederländer musste sich am Samstag zum ersten Mal seit über zwei Jahren im direkten Duell gegen seinen Teamkollegen geschlagen geben. Perez zeigte sich nach der Pleite von Bahrain gleichermaßen erleichtert wie überrascht. Der Befreiungsschlag kam stärker als erhofft. Grund genug, der haarscharf verpassten Pole Position nachzutrauern.

"Das ist ein guter Schub für das Selbstvertrauen. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für das Team, um ihm das Gefühl zu geben, sich auf beide Fahrer verlassen zu können", so Perez, nachdem er im Q3 mit seinem letzten Run sensationell Verstappen hinter sich gelassen hatte. Fünf Hundertstelsekunden nahm er dem Stallgefährten ab. Auf Pole-Setter Lewis Hamilton fehlten lediglich drei Hundertstelsekunden.

Damit geht Perez am Sonntag zum ersten Mal in seiner Karriere aus der ersten Startreihe in einen Grand Prix. Doch es wäre sogar noch mehr drin gewesen. Ein Schnitzer in der letzten Kurve kostete ihn wertvolle Zeit. "Genug, um auf Pole Position zu stehen", erklärt Perez, dass er die ganz große Sensation nur knapp verpasste.

Imola-Pole verschenkt: Setzt der WM-Druck Verstappen zu?: (09:20 Min.)

Lange sah es nicht so aus, als könnte der Red-Bull-Neuzugang mit Verstappen auf Augenhöhe spielen. Nachdem er in Bahrain im Q2 auf dem Medium-Reifen gescheitert war, verzichteten die Strategen diesmal darauf und schickten Perez auf dem Soft-Compound auf Zeitenjagd. Erst im zweiten Anlauf löste er das sichere Ticket für die Top-10.

Sauberes Qualifying nach Bahrain-Flop wichtig

"Es war sehr wichtig für mich, diesen Lerneffekt, die Konstanz und den Fortschritt mitzunehmen. Letztes Mal habe ich das Q3 verpasst und diese Runden zu fahren, einfach in diese Stimmung zu kommen, ist für mich sehr wichtig, um abzuliefern, wenn es darauf ankommt", erklärt Perez die Entscheidung. "Ich brauchte dieses saubere Qualifying."

Im Q3 verblüffte er sich mit seiner Pace auf eine Runde selbst. "Ich hatte nicht erwartet, jetzt schon so weit vorne zu sein, denn ich bin noch Meilenweit von dem entfernt, was ich kann", sagt der 31-Jährige, dass er nach wie vor nicht das vollständige Verständnis für den RB16B erlangt hat. "Es fühlt sich für mich noch nicht natürlich an."

Ohne das richtige Gefühl auf einer anspruchsvollen Rennstrecke wie Imola anzutreten, empfand er zunächst nicht als optimale Ausgangslage. "Wenn es einen Ort gibt, an den du bei deinem zweiten Rennen mit einem neuen Team nicht kommen willst, ist das Imola. Es ist eine der schwierigsten Rennstrecken, um eine schnelle Runde zu fahren. Der Grenzbereich ist so schmal, du bist immer nur Millimeter von der Wiese entfernt", so Perez.

Perez schaut mit Erfolg bei Verstappen ab

Auf der Suche nach dem Limit orientierte er sich offenbar anders als seine Vorgänger Pierre Gasly und Alexander Albon erfolgreich am Teamkollegen. "Ich muss verstehen, wo ich die Zeit finden kann und habe dafür in Max eine ziemlich gute Referenz. Er holt jederzeit 100 Prozent aus dem Auto. Ich passe mich daran an und lerne Schritt für Schritt", erklärt er.

Für Verstappen war es die erste repräsentative Qualifying-Niederlage seit Abu Dhabi 2018, als er Daniel Ricciardo unterlag. 2019 beendete Gasly das Qualifying in Montreal einmal vor ihm, als Verstappen im Q2 durch eine gelbe Flagge auf seiner schnellsten Runde gestoppt wurde. Wichtig ist Perez vor allem eines. Sein Etappensieg über den Teamkollegen soll kein Zufallsprodukt sein.

"In meinem zweiten Rennen hier vorne zu sein, ist ein guter Schritt. Es ist wichtig, diese Fortschritte zu machen und zu verstehen, warum wir so schnell waren, damit wir dieses Level konstant halten und darauf aufbauen können", sagt der einmalige Grand-Prix-Sieger. "Hoffentlich machen wir morgen im Rennen einen weiteren Schritt. Wir sind nicht in Eile, ich weiß ich habe noch Luft nach oben aber ich bin mir sicher, dass wir dorthin kommen."

Perez glaubt trotz anderer Strategie an Chance auf den Sieg

Durch seinen Q2-Run auf dem Soft-Reifen wird er am Sonntag auf einer anderen Reifenmischung als seine direkten Gegner ins Rennen gehen. Verstappen und Hamilton starten beide auf Medium. "Wir sind der Meinung, dass der Soft hier deutlich besser als letztes Jahr und ein guter Reifen für das Rennen ist", sieht Perez sich mit seiner Strategie nicht zwangsläufig im Nachteil. "Der Unterschied ist nicht so groß, also habe ich morgen definitiv eine Chance."

Für Red Bull hat Perez mit seiner Leistung an diesem Samstag erstmals in dieser Saison seine Aufgabe innerhalb des Teams in vollem Umfang erfüllt. Da Mercedes-Pilot Valtteri Bottas mit Platz acht im Q3 patzte, haben die Österreicher zwei Autos im Kampf gegen Hamilton. Perez gibt sich für Sonntag als Teamplayer: "Ich denke, wir haben im Rennen ein tolles Auto. Ich habe eine andere Strategie als Lewis und wir werden hart pushen. Hoffentlich gewinnt morgen ein Red Bull."