Ferrari überraschte sich am Freitag der Formel 1 in Imola abermals selbst. Charles Leclerc und Carlos Sainz kamen Mercedes und Red Bull in den Trainings unerwartet nahe. Die Scuderia sieht den SF21 beim Heimrennen auch ohne Updates auf einem guten Weg. Der Unfall von Leclerc im FP2 kann den Optimismus nicht bremsen. Den Kampf gegen die Spitze trauen sich die Italiener aber trotz aller Euphorie nicht zu.

"Es gibt heute viel Positives, auch wenn es für mich kein so einfacher Tag war", sagt Leclerc. Der 23-Jährige hatte mit technischen Problemen am Vormittag und seinem Unfall im zweiten Training einen durchwachsenen Auftakt. Darüber hinaus wurde ihm im FP2 seine schnellste Rundenzeit aufgrund eines Verstoßes gegen die Track Limits gestrichen.

"Wir waren im zweiten Training sehr konkurrenzfähig. Meine Rundenzeit wurde wegen einer minimalen Überschreitung in Kurve neun gestrichen, aber wichtig ist nur, im Qualifying nicht dasselbe zu machen", so Leclerc. Seine Rundenzeit von 1:15.367 Minuten hätte für Platz eins vor Valtteri Bottas und Lewis Hamilton gereicht. Durch die Aberkennung der Zeit wurde er schlussendlich Fünfter.

Ferrari in Imola ohne Updates im Aufwind

"Die Performance war heute toll. Das Auto fühlt sich gut an", freut sich Leclerc. Seinen Fahrfehler auf dem Longrun, bei dem er seinen Ferrari vorne rechts schwer beschädigte, nimmt er sich in Anbetracht der guten Vorzeichen für das Wochenende nicht allzu sehr zu Herzen. "Die Rennpace war auch gut. Ich habe zwar in der letzten Kurve diesen Fehler gemacht und bin in die Mauer gekracht, aber lieber jetzt als im Rennen."

Imola ist für Ferrari ein weiterer Beleg, dass die Ingenieure nach dem Krisenjahr 2020 in die richtige Richtung gearbeitet haben. "Es hängt alles nur von der Rennstrecke und der Temperatur ab, denn wir haben am Auto überhaupt nichts geändert und es fühlt sich bei diesen Bedingungen viel besser an", zieht Leclerc den Vergleich zu Bahrain vor drei Wochen.

Da die Formel 1 erst vergangenen Herbst auf den Rennstrecken in der Wüste und in Italien fuhr, fällt auch der direkte Vergleich zum SF1000 nicht schwer. "Die Balance ist im Vergleich zum Vorjahr viel besser. Der Grip ist gut und du hast viel mehr Vertrauen ins Auto", so Leclerc.

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Sainz wird mit Ferrari warm: Noch nicht am Limit

Letzteres entwickelt sich auch bei seinem neuen Teamkollegen stetig weiter. Carlos Sainz wurde im FP2 mit knapp drei Zehntelsekunden Rückstand auf die Bestzeit Vierter. "Für mich war das ein wichtiger Tag, denn ich war den Ferrari bisher nie woanders als in Bahrain gefahren", so der Spanier.

Er bestätigt die von Leclerc hervorgehobene positive Tendenz beim SF21: "Es war gut, ein Gefühl für das Auto auf einem anderen Asphalt und bei anderen Temperaturen zu bekommen. Ich habe mich heute wirklich gut zurechtgefunden. Das Auto funktioniert besonders bei diesen Temperaturen besser. Du spürst, dass der Grip besser ist."

Doch wäre Leclercs Rundenzeit nicht gestrichen worden, hätte ihm etwa eine halbe Sekunde auf den Stallgefährten gefehlt. Dementsprechend sieht auch Sainz bei sich noch Luft nach oben. "Ich reize immer noch nicht alles aus, denn ich weiß noch nicht genau, wo das Limit ist. Ich habe es noch nicht erreicht, aber dafür haben wir ja das Training. Morgen versuche ich, noch etwas näher heranzukommen", sagt er.

Ferrari glaubt nicht an Kampf gegen Mercedes & Red Bull

Trotz der starken Formkurve machen sich die Ferrari-Piloten keine Illusionen, es mit den Teams an der Spitze aufnehmen zu können. "Wir müssen abwarten, bis alle im Qualifying richtig pushen. Im Moment ist es schwer zu glauben, dass wir so nah an den Top-Teams dran sind. Von denen kommt sicher noch mehr", so Leclerc.

Auch Sainz erwartet erneut einen Kampf gegen McLaren und AlphaTauri im Verfolgerfeld: "Ich sehe uns ähnlich wie in Bahrain. Mercedes und Red Bull werden im Q3 schneller sein, davon können wir ausgehen. AlphaTauri bestätigt hingegen, dass sie im Kampf gegen McLaren und uns sind. Es wird ein interessanter Kampf."