Dieser Konter hat gesessen: Nachdem Red Bull beim Formel-1-Saisonstart 2021 in Bahrain über das schnellste Paket verfügte und Max Verstappen mit allen Trainingsbestzeiten samt Pole Position loslegte wie die Feuerwehr, im Rennen dennoch unglücklich Lewis Hamilton unterlag, hat Weltmeister Mercedes drei Wochen später nun auf mit Speed zurückgeschlagen. In beiden Freitagstrainings zum Emilia Romagna Grand Prix in Imola sorgten Valtteri Bottas und Hamilton für eine Mercedes-Doppelführung. Doch dem Braten traut das Duo noch längst nicht.

Im ersten Training fuhr Bottas mit vier Hundertstelsekunden Vorsprung auf Hamilton zur Bestzeiten, Verstappen lauerte mit nur weiteren zwei Hundertsteln Rückstand allerdings direkt dahinter. Anders in der zweiten Session. Früh legte eine offenbar defekte Antriebswelle am RB16B den Niederländer lahm, Mercedes hatte leichtes Spiel. Wieder Bottas, diesmal noch knapper, vor Hamilton auf P1. Sergio Perez griff in den Kampf um die vorderen Ränge nicht ein, im ersten Training auch wegen eines Unfalls mit Esteban Ocon.

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Lewis Hamilton: Mercedes hat Setup sofort getroffen

Bei Mercedes herrscht wegen dieser Probleme bei Red Bull trotz der eigenen Bestzeiten nun eine vorsichtige „Gut, ja. Aber...“-Stimmung. „Wir haben sofort mit einem guten Setup begonnen. Hier und da gab es noch ein paar kleine Anpassungen, aber nichts Größeres, keine Probleme. Soweit eine gute Pace für uns“, sagt Hamilton.

Geholfen haben soll Mercedes zweierlei. Die eigene Arbeit in den drei Wochen Formel-1-Pause seit Bahrain, aber auch die völlig andere Strecke. „Es ist von beidem etwas“, sagt Hamilton. „Das Team hat auf jeden Fall sehr hart gearbeitet, um zu verstehen, wo genau wir beim letzten Rennen schwach waren und wie wir das Auto etwas besser durch das Setup anpassen können. Aber ich denke, dass auch die Strecke etwas mehr in unsere Richtung kam.“

Valtteri Bottas: Nur Strecke & Wetter besser für Mercedes?

Bottas, am Donnerstag noch mit einer langen Erzählung über unzählige Runden im Simulator, bestätigt diesen positiven Eindruck. „Das Auto fühlt sich definitiv besser an als in Bahrain. Das ist schön“, sagt der Finne. „Wir haben noch immer dieselbe Art von Problemen, aber immerhin weniger. Perfekt ist es noch nicht, aber wir sind erst beim zweiten von 23 Rennen. Da haben wir noch Zeit, um es zu beheben. Aber dass wir schon Fortschritte gemacht haben, fühlt sich gut an.“

Der Trend scheint also zu stimmen, dennoch bleibt Bottas vorsichtig. Immerhin handelt es sich mit dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari auch um eine ganz andere Strecke als Sakhir, noch dazu war es sehr viel kühler als in der Wüste. „Es ist eine andere Strecke, eine andere Art Kurs, auch was den Belag und den Griplevel angeht“, relativiert Bottas den guten Auftakt. Dass es nur an der Strecke und den Bedingungen lag, denkt allerdings auch der Finne nicht. „Mit der Balance war ich viel zufriedener als vor drei Wochen“, sagt Bottas.

Bottas auf Medium schneller: Müssen Soft optimieren

Ein Ass im Ärmel halten könnte der Finne noch dazu. Die Tagesbestzeit - im FP2 - fuhr Bottas nicht einmal auf den weichsten Reifen, sondern mit einer frühen Runde auf dem Medium. Dem misst der Finne allerdings wenig Bedeutung zu. „Der Unterschied zwischen den Mischungen ist hier nicht so groß“, sagt Bottas. Im Gegenteil. Bottas sieht sogar eher ein Problem. Mercedes habe den Soft noch nicht gut genug angezündet. „Wir müssen auf jeden Fall noch mehr Performance aus dem Soft holen, denn den wird im Qualifying natürlich wieder jeder benutzen“, mahnt der Tagesschnellste.

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Hamilton stimmt mit ein, gibt sich allerdings zuversichtlich. „Ich bin überzeugt, dass wir da noch mehr herausholen können“, sagt der Weltmeister. Generell hätten sich die Reifen aber sehr viel mehr im Sweetspot befunden als in Bahrain. „Da haben sie am Eingang, in der Mitte und auch am Ausgang der Kurven überall nur überhitzt“, erinnert der Brite. „Hier war das nicht so schlecht.“

Mercedes erwartet Red Bulls Konter im Qualifying

Das große Fragezeichen steht nun weniger hinter den eigenen Fortschritten, ob nun durch optimiertes Setup oder dem W12 besser passende Bedingungen, sondern hinter der Konkurrenz. „Wir haben noch nicht das Beste von den Red Bull gesehen“, warnt Hamilton. „Sie hatten ziemlich unsaubere Sessions, auch viel Verkehr. Es wird spannend, wo die morgen stehen.“

Bottas glaubt die Antwort bereits zu kennen. "Wir denken noch immer nicht, dass wir das schnellste Auto haben. Das müssen wir am Samstag erst beweisen", mahnt der Finne. Red Bull werde in jedem Fall nachlegen. Bottas: "Sie werden ohne jeden Zweifel schnell sein."