Mercedes geht auch vor dem zweiten Formel-1-Rennen 2021 in Imola voll in seiner Rolle als Red-Bull-Jäger auf. Weltmeister Lewis Hamilton sieht einen WM-Fight mit Max Verstappen als willkommene Herausforderung. Valtteri Bottas arbeitete nach Bahrain in intensiven Simulatorsessions daran, die Schwachstellen des F1 W12 bis zum Grand Prix auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari auszumerzen.

"Wir haben zu Beginn des Jahres bei den Testfahrten gesehen, dass wir hinter Red Bull zurücklagen und das erste Rennen hat das bestätigt. Ich spüre deshalb keinen Druck, aber Aufregung und Motivation. Wir sind jetzt die Jäger und nicht mehr die Gejagten", unterstreicht Bottas einmal mehr die vermeintliche Oberhand Red Bulls.

Bei Mercedes drehte sich seit Bahrain alles um den Anstellwinkel des Autos, der die Ingenieure in Kombination mit den vom Reglement für 2021 vorgeschriebenen Änderungen am Unterboden vor Rätsel stellt. "Wir haben immer noch ein schnelles Auto mit viel Potential, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns. Vor allem die Hinterachse ist zum jetzigen Zeitpunkt in der Saison nicht die größte Stärke unseres Pakets", so der Finne weiter.

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In Imola erwartet Teams und Fahrer eine Rennstrecke mit einem völlig anderen Charakter. "Wir haben die neuen Autos alle erst in Bahrain bekommen und die Rennstrecke ist sehr eigen, während diese hier ganz anders ist", sagt Bottas. "Der Asphalt ist in Bahrain zum Beispiel sehr rau und der Grip ist sehr niedrig. Hier bietet er mehr Haftung und die Reifen neigen weniger zum Überhitzen."

Bottas reißt Sessions im Simulator ab: Überblick verloren

In der dreiwöchigen Pause seit dem Auftakt legte Bottas in der Fabrik einige Sessions ein, um das Auto für Imola auszusortieren: "Ich war zwischen den Rennen in Brackley im Simulator, um am Setup zu arbeiten und dem Team so gut ich konnte dabei zu helfen, Antworten zu finden und mehr Performance herauszuholen. Ich habe den Überblick verloren, wie viele Setups wir im Simulator ausprobiert haben."

Und das, obwohl die 2021 durch die Coronavirus-Situation und den Budget Cap erschwerten Bedingungen es nicht zulassen, ein Arbeitspensum wie in der Vergangenheit abzureißen. "Ich denke, wir haben ein gutes Repertoire. Aber es ist nicht so wie vor ein paar Jahren, als du jederzeit dorthin [Simulator] konntest und das für mehrere Tage am Stück", so Bottas. "Aber angesichts der Einschränkungen machen wir das Beste daraus. Es ist ja für alle Teams dasselbe. Die Entwicklungszeit ist begrenzt, also ist Effizienz und Planung der Schlüssel."

Überhaupt hält Mercedes angesichts des ersten WM-Kampfes seit 2018 gegen Ferrari an den eingespielten Prozessen fest. "Für uns ändert sich nichts. Wir gehen jedes Wochenende wie immer an. Was nicht kaputt ist, muss nicht repariert werden", verlässt sich Hamilton voll und ganz auf das Erfolgsrezept der vergangenen Jahre. "Wir lieben eine Herausforderung. Es ist für uns alle toll, diese Challenge zu haben und wir werden nicht zurückschrecken."

Bottas warnt vor Fehlern: Dieses Jahr noch entscheidender

Fehler wie bei Bottas' zweitem Boxenstopp in Bahrain dürfen in einem engen Rennen um den WM-Titel allerdings nicht mehr passieren. "Das war definitiv kein perfektes Rennen", so der 31-Jährige. "Wir haben schnell und gut darauf reagiert, es analysiert und sichergestellt, dass es nicht noch einmal vorkommt. Wir machen Fehler, aber dieses Jahr könnte es noch entscheidender sein, keine zu machen."

Was die fehlerfreie Ausführung des Wochenendes anging, stand Mercedes trotz des Patzers bei Bottas immer noch besser als Red Bull da. Bei den Herausforderern gab es gleich mehrere technische Probleme sowie einen Rückschlag im Qualifying, als Sergio Perez es nicht ins Q3 schaffte.

Zuverlässigkeit als Trumpf, Weiterentwicklung als Chance

"Wenn die Saison voranschreitet und die Teile und die Motoren altern, werden wir sehen, ob es Probleme gibt, oder nicht ", so Bottas mit Blick auf Mercedes. "Es kann für uns ein großer Gewinn sein, denn wir hatten immer Zuverlässigkeit sowie Konstanz und haben die Punkte geholt und Ausfälle minimiert. Das hatte bei Mercedes immer hohe Priorität und wird auch dieses Jahr so sein. Es wird nicht allein auf Performance ankommen."

Was die Optimierung der Performance angeht, erwartet er Red Bull traditionell als besonders harten Gegner. In den vergangenen Jahren verbesserten die Österreicher ihr Paket über den Saisonverlauf kontinuierlich. "Wir wissen, dass Red Bull bei der Weiterentwicklung normalerweise sehr stark ist, aber wir müssen versuchen, sie abzuhängen", so Bottas.

Die neue Budgetobergrenze und der Umstand, dass Ressourcen für 2022 freigehalten werden müssen, ändert die Voraussetzungen: "Die Schlagzahl wird verglichen mit den letzten zwei oder drei Jahren niedriger sein, da weniger Zeit im Windkanal und auf dem Prüfstand der Motoren zur Verfügung steht. Wir werden uns mehr auf Simulationen stützen. 23 Rennen sind viel Zeit, um das Paket zu verstehen und selbst mit den Einschränkungen zu weiterzuentwickeln."