Der Formel 1 steht am Wochenende in Imola ihr zweites Rennen in der Saison 2021 bevor. Beim Auftakt in Bahrain wurde eine erste Hackordnung zwischen den Teams offenbart, inklusive jeder Menge Baustellen an allen Fronten. Die Grüppchenbildung am Ende des Feldes lässt Haas Hoffnung schöpfen. Bei der Konkurrenz von Williams hält man an 2021 als reines Übergangsjahr ohne jegliche Ambitionen fest.

"Ich würde sagen, wenn wir uns mit Williams anlegen können, ist das so ziemlich alles, wozu wir in der Lage sind. Da bin ich ganz realistisch", so Haas-Teamchef Günther Steiner vor dem zweiten Grand Prix des Jahres. Das US-amerikanische Team setzt erstmals in seiner jungen Geschichte auf zwei Rookies. Mick Schumacher und vor allem Nikita Mazepin zeigten beim ersten Auftritt noch viel Luft nach oben.

"Ich denke, wo wir am meisten Luft nach oben haben, ist die Vorbereitung unserer Fahrer", so Steiner. Im Qualifying auf dem Bahrain International Circuit lag Schumacher eine halbe Sekunde hinter Nicholas Latifi im Williams zurück. Auf George Russell fehlte über eine Sekunde. Mazepin lag nach zwei Drehern im Zeittraining ganze acht Zehntelsekunden hinter Schumacher.

"Wir wollen sie besser vorbereiten, indem wir ihnen mehr Erfahrung mit auf den Weg geben. Sie sollen bereit sein, wenn wir wieder ein besseres Auto haben. Das ist unser Plan für dieses Jahr", erklärt Steiner. Nach Bahrain gibt es vor allem auf einer Seite der Garage jede Menge Arbeit. Für Mazepin war das erste GP-Wochenende ein Desaster.

Haas muss Mazepin vor Krise bewahren

Nach seinen Drehern im Qualifying flog der Russe im Rennen nach nur zwei Kurven ab. "Es gibt keine Ausreden. Ich habe einen schlechten Job gemacht, es war mein Fehler. Aber ich bin ein Mensch, und leider mache ich Fehler. Außer hier zu stehen und einen der schlimmsten Tage meines Lebens zu haben, kann ich nicht viel sagen", kommentierte der 22-Jährige seinen Auftritt.

Bei Haas hat man mit derartigem Krisenmanagement durchaus Erfahrung, nachdem Romain Grosjean in seiner Zeit mit dem Team mehrfach nach schwierigen Wochenenden wieder aufgebaut werden musste. "Natürlich war das alles nicht ideal, aber es ist passiert. Er ist deshalb sehr hart mit sich aber er wird wieder bereit sein", so Steiner mit Blick auf den mental angeschlagenen Youngster.

Für Mazepin könnte Imola zu einem richtungsweisenden Wochenende in seiner Karriere werden. Eine Abwärtsspirale nimmt bei anhaltenden Misserfolgen schnell an Fahrt auf. Manchen Piloten gelang es nicht mehr, sich aus einer solchen Situation zu befreien. Jolyon Palmer verließ die Königsklasse 2017 völlig desillusioniert, nachdem er am Druck zerbrochen war.

Wie sieht Mick Schumachers Formel 1 Zukunft aus? (02:00:00)

Schumacher gibt Q2-Einzug als langfristiges Ziel aus

Weniger Sorgen muss sich Haas um Schumacher machen. Der amtierende Formel-2-Champion rutschte in Bahrain zwar wenige Minuten nach Mazepin mit dem gleichen Fahrfehler von der Strecke, konnte sein Rennen jedoch beenden und wichtige Streckenzeit sammeln. Damit sieht Steiner zumindest einen seiner Fahrer bereit für den nächsten Schritt: "Mick hat ansonsten einen guten Job gemacht. Damit haben wir zumindest die Hälfte unseres Ziels erreicht."

"Wir werden an uns arbeiten, und ich werde sehr viel an mir arbeiten. Ich seine ein motiviertes Team und ich sehe keinen Grund, weshalb wir mit Blick auf die Saison nicht optimistisch sein sollten", so Schumacher. "Hoffentlich reicht es irgendwann sogar dafür, ins Q2 zu kommen."

Haas in Imola verspätet mit neuen Teilen

Während sämtlicher Fokus auf der Entwicklung der Fahrer liegt, wird der VF-21 wie geplant nicht intensiv weiterentwickelt. Gegenüber dem Vorgänger wurden einzig die per Reglement vorgeschriebenen Änderungen in der Aerodynamik umgesetzt. "Als wir letzten November mit der Entwicklung angefangen haben, wussten wir, dass wir nicht aufholen können. Warum also Geld verschwenden?", so Steiner.

Mit Williams als einzigem möglichen Rivalen spart sich Haas jegliche Ambitionen, die darüber hinaus gehen könnten. "Wirst du Sechster, wenn du große Investitionen tätigst? Nein. Werden wir Siebter? Nein. Das Beste was wir uns vornehmen können, war Platz acht und dann stellt sich die Frage, ob es das wert ist, in die nächsten sechs Monate zu investieren und dafür die nächsten fünf Jahre aus den Augen zu verlieren", erklärt der Teamchef.

Dennoch kündigt er an, dass sich Schumacher und Mazepin zumindest beim zweiten Rennen der Saison über Neuerungen am Boliden freuen dürfen. "Wir bekommen neue Teile für Imola, weil wir sie für Bahrain nicht rechtzeitig fertig hatten. Wir tun, was wir können."

Williams hält an Übergangsjahr fest

Williams ist dank Russell vom Start weg etwas näher am Mittelfeld, doch auch die Briten machen sich keine Illusionen, was große Sprünge angeht. "Für uns ist 2021 ein Übergangsjahr und wir fokussieren uns auf das 2022er Auto. Wir werden dabei keine Kompromisse eingehen, nur wegen dem 2021er Auto", stellt Williams CEO Jost Capito klar.

Anders als bei Haas soll der FW43 aber zumindest im kleinen Rahmen weiterentwickelt werden. "Wir wissen was wir mit dem Auto haben und wir werden natürlich weitere Schritte unternehmen, ohne die Entwicklung für 2022 zu beeinträchtigen", so Capito weiter.

Den Rückstand auf Alfa Romeo zu reduzieren, dürfte sich schwierig gestalten. In Bahrain kam Russell zehn Sekunden hinter Antonio Giovinazzi ins Ziel. Im Qualifying fehlten ihm über zwei Sekunden auf Kimi Räikkönen.