Seit 2009 ist Red Bull durchgehend ein Top-Team in der Formel 1. Seit der Einführung der Hybrid-Motoren im Jahr 2014 aber eben auch nicht mehr als ein Top-Team. Zwar konnten die Österreicher durchgehend um Siege kämpfen, doch im WM-Kampf war Red Bull seit dem letzten WM-Titel von Sebastian Vettel 2013 nicht mehr.

2021 könnte sich das ändern. Max Verstappen verpasste den Sieg beim Saisonauftakt in Bahrain zwar denkbar knapp, doch der RB16B erwies sich mit dem niederländischen Wagenlenker als das schnellste Auto im Feld.

Warum schon eine knappe Niederlage so besonders ist? Weil Red Bull zuletzt immer wieder Probleme hatte, in die Saison zu starten. Erst am Ende, wenn die WM schon längst entschieden war, kam die Brausetruppe auf Touren.

Marko: Schwachstellen ausgemerzt

"Wir haben gesehen, wo wir geschwächelt haben. Wir hatten ein Lastenheft: Der erste Punkt war es, beim ersten Training in der ersten Minute bereit zu sein und mit einem wettbewerbsfähigen Auto rauszufahren. Das ist uns gelungen", freut sich Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko.

"Dann haben wir gewusst, wo die Schwachpunkte in der Vergangenheit lagen. Ein unruhiges Auto kennen wir seit Österreich im Detail. Da werde ich aber nicht im Detail sagen, was wir gemacht haben", meint Marko mit einem Schmunzeln.

Denn der Grazer sieht bei Mercedes ähnliche Probleme, wie sie Red Bull in der Vergangenheit hatte. Lange Zeit sorgten Strömungsabrisse dafür, dass der RB16 schwer zu kontrollieren war. Erst als bestimmte Aero-Komponenten verstärkt wurden und die Korrelation zwischen Windkanal und Strecke verbessert wurden, kam der Bulle in Tritt.

Da half es, dass Milton Keynes den 2020er Boliden bis zum letzten Rennen weiterentwickelte, während sich Mercedes früh auf die neue Saison konzentrierte. "Das war immer schon unsere Philosophie und mit den relativ geringen Änderungen war das aus unserer Sicht noch logischer", freut sich Marko.

Red Bull endlich mit konkurrenzfähigem Motor

Ein Grund, warum Red Bull nach 2013 nicht mehr um WM-Titel kämpfen konnte, ist der Motor. Nach einer regelrechten Power-Unit-Odyssee scheint der Rennstall 2021 endlich auch an dieser Front auf Top-Niveau zu sein.

"Nicht nur PS-mäßig und bei der Fahrbarkeit hat der neue Honda-Motor zugelegt", schwärmt Marko. "Wir haben sicher das schmalste Heck - das ist alles dank des Honda-Motors möglich." Die Japaner entwickelten für 2021 eine komplett neue Power Unit. Das scheint sich auszuzahlen.

Ein Problem, das jahrelang Hondas Schwäche war, ist nun offenbar eine Stärke. Mercedes verlor in der Qualifikation Zeit auf den Geraden, weil die Elektro-Power früher aussetzte als beim Honda-Motor. Das sogenannte Clipping, wenn die MGU-K am Ende der Geraden keine Zusatz-Leistung mehr auf die Kurbelwelle stemmt, scheinen die Japaner im Griff zu haben.

Welche Rolle spielt der Anstellwinkel?

Dass der starke Anstellwinkel in Verbindung mit den Regeländerung den großen Aufschwung gebracht hat, daran will Marko nicht so recht glauben. "Jetzt soll plötzlich der Anstellwinkel der Vater des Erfolgs sein", sagt der Österreicher süffisant, nachdem das sogenannte High-Rake-Konzept von vielen schon abgeschrieben war.

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Die neugewonnene Windanfälligkeit der Konkurrenz, seit jeher eigentlich ein Red-Bull-Problem, führt Marko auf andere Ursachen zurück: "Ich glaube, es geht um das Gesamtpaket. Man muss auch die Reifen einkalkulieren. Und die Windempfindlichkeit spricht ja gegen einen hohen Anstellwinkel. Als aerodynamischer Spezialist, der ich bin, würde ich sagen: Wenn das so hoch raufsteht, ist die Windempfindlichkeit höher."

Die Niederlage im Rennen ist wohl mehr auf die Strategie, als auf den RB16B zurückzuführen. Im Qualifying brummte Verstappen Hamilton noch satte vier Zehntelsekunden auf. "Die vier Zehntel haben uns überrascht, wir haben uns zwei Zehntel vorne gesehen", gesteht Marko.

Dabei war Bahrain noch nicht einmal Red Bulls Paradestrecke, glaubt zumindest der 77-Jährige: "In schnellen Kurven sollte sich unser Konzept noch deutlicher zeigen. Und hier gibt es keine richtig schnellen Ecken, die das Chassis fordern." Die Schwäche des RB16, langsame Kurven, konnte Red Bull dem RB16B austreiben. "Wir haben jetzt einfach ein Auto, das rundherum funktioniert", freut sich Marko.