Keine Punkte für Alfa Romeo Racing beim Start der Formel-1-Saison 2021 in Bahrain. Das Schweizer Sauber-Team, für einige Beobachter und Experten einer der größten Gewinner im Vergleich zur generellen Performance im Vorjahr, verpasste die Punkteränge beim ersten Saisonrennen allerdings denkbar knapp. Weltmeister Kimi Räikkönen beendete den Grand Prix in Bahrain auf P11, nur zwei Sekunden hinter den Top-10, Teamkollege Antonio Giovinazzi kam direkt dahinter, als Zwölfter ins Ziel.

Sowohl bei dem Finnen als auch bei dem Italiener herrscht deshalb eine gemischte Stimmung. Der im Kräfteverhältnis gegenüber 2020 nach vorne gesprungene C41 stimmt das Fahrerduo zuversichtlich, das nur knappe Scheitern an einem zählbaren Ergebnis aus dem Stand trübt das Bild. Immerhin die vielleicht größte Schwachstelle hat Routinier Räikkönen bereits ausgemacht.

Kimi Räikkönen: Alfa-Sauber gelingt klarer Fortschritt

„Es war kein schlechtes Rennen, wir hatten ein paar gute Kämpfe und das Auto hat sich wie beim Test gut verhalten. Wir haben verglichen mit dem Vorjahr ganz klar einen Schritt nach vorne gemacht“, bilanziert Räikkönen nach dem Auftaktwochenende. „Aber es ist enttäuschend, keine Punkte nachhause zu bringen, wenn du fast die ganze Nacht in den Top-10 gewesen bist. Wäre das Rennen ein paar Runden länger gewesen, wären wir vielleicht in der Lage gewesen, die Autos vor uns einzuholen.“

Kurz nach dem Start konterte Giovinazzi gegen Räikkönen, Foto: LAT Images
Kurz nach dem Start konterte Giovinazzi gegen Räikkönen, Foto: LAT Images

Den Großteil des Rennens verbrachte Räikkönen tatsächlich allerdings auf genau jenem Rang, auf dem er am Ende auch über die Ziellinie fuhr. 34 Runden lang belegte der Finne P11, nur in elf Umläufen befand sich Räikkönen tatsächlich in den Top-10 - das alles natürlich Boxenstopp-unbereinigt. Gut losgegangen war der Bahrain GP unterdessen für beide Sauber-Piloten. Sowohl Räikkönen und Giovinazzi überstanden die Startphase nicht nur unbeschädigt, sondern auch mit Positionsgewinnen.

Räikkönen vs. Giovinazzi: Boxenpatzer entscheidet Teamduell

Zunächst ging Räikkönen dabei am Italiener vorbei, der konterte allerdings kurz darauf und hielt sich den gesamten ersten Stint über dann knapp vor dem Finnen. Ein Patzer der Sauber-Boxencrew beim ersten Boxenstopp kostete Giovinazzi jedoch ganze acht Sekunden und warf den Italiener teamintern aussichtslos zurück. „Mein Rennen war gut, ich habe alles, was ging, aus dem Auto geholt. Natürlich haben wir beim ersten Stopp Zeit verloren. Aber Fehler passieren und wir müssen jetzt aus ihnen lernen, damit sie nicht noch einmal passieren. Ohne das Problem wäre ich vielleicht nahezu da gewesen, wo Kimi ins Ziel gekommen ist“, sagt Giovinazzi. Am Ende lag er 12,5 Sekunden hinter Räikkönen.

Bis auf diesen Unterschied fuhren beide Alfa-Piloten auf der identen und soliden Strategie, Medium-Hard-Medium. Nur einmal brauchte Räikkönen diese Taktik kurz in Schwierigkeiten. Nach seinem zweiten Stopp fiel er kurzzeitig hinter George Russell zurück, der erst später seinen finalen Service absolvieren sollte. Das Überholmanöver kostete Zeit, für Verfolger Yuki Tsunoda funktionierte das besser, sodass Räikkönen wertvollen Puffer auf den schnelleren AlphaTauri verloren hatte. In Runde 38 verdrängte der junge Japaner den alten Finnen daraufhin vom letzten Rang in den Punkten.

Räikkönen verliert P10 an Tsunoda: Russell oder Reifen?

Groß aufgehalten von Russell fühlte sich Räikkönen allerdings nicht einmal. „Das war nicht viel, auch nur ein oder zwei Kurven“, sagt Räikkönen. „Ich wäre sowieso an ihm vorbeigekommen, er war ziemlich langsam.“ Das habe nicht den Unterschied ausgemacht, stattdessen eine hausgemachte Schwachstelle. „Das Auto fühlte sich ziemlich gut an und die Dinge liefen auch recht glatt. Wir müssen aber einfach sicherstellen, dass die Reifen auch so lang halten, wie wir es brauchen, damit du nicht so darauf achten musst“, berichtet und fordert der Finne.

Ein verpatzter Boxenstopp kostete Giovinazzi acht Sekunden, Foto: LAT Images
Ein verpatzter Boxenstopp kostete Giovinazzi acht Sekunden, Foto: LAT Images

Räikkönen weiter: „Es sah so aus, als könnten die Autos vor uns, besonders die beiden vor uns [am Ende Tsunoda im AlphaTauri und Lance Stroll im Aston Martin] etwas härter pushen, aber trotzdem die Reifen am Leben halten. Das ist etwas nervig, denn wenn ich Vollgas gebe, kann ich natürlich mit ihnen kämpfen. Aber ich weiß genau, dass ich danach dann mehr einbrechen werde als sie.“ Räikkönen wollte also attackieren, konnte aber in weiser Voraussicht nicht. „So kannst du ihnen keinen Kampf liefern, dann fällst du komplett zurück“, sagt der Sauber-Pilot.

Räikkönen hofft: Reifenproblem nur wegen Bahrain

In Zukunft könne das allerdings besser laufen. „Das ist auf diese Strecke aber auch besonders schwierig“, so Räikkönen über das in Bahrain, vor allem auf der Hinterachse, traditionell diffizile Reifenmanagement. „Ich denke, andere Strecken sind da besser. Wenn wir dann noch etwas mehr Speed finden, wird es die Situation verbessern“, hofft Räikkönen. Aufbauen könne man immer auf irgendetwas, ergänzt Räikkönen. Immerhin sei man nun generell besser als im vergangenen Jahr. „Wir müssen aber noch etwas arbeiten, um die Lücke zu den fünf besten Teams zu schließen. Wir kämpfen weiter hart, um dieses letzte Extra zu finden.“

Giovinazzi stimmt zu. „Unsere Pace war heute nicht gut genug für die Top-10. AlphaTauri war schneller als wir. Unser Potential war gut genug dafür, den Top-10 echt nah zu kommen, aber nicht ganz gut genug, um auch hineinzugelangen“, sagt der Zwölftplatzierte. „Verglichen mit dem Start der vergangenen Saison sind wir aber viel schneller und haben ein viel besseres Auto. Mit diesem Schritt nach vorne können wir zufrieden sein. Heute war es nicht genug für Punkte, aber wir waren sehr nah an den Top-10 und können jetzt konstant um Punkte kämpfen.“

Sauber-Teamchef Vasseur: Zurück im Herzen des Mittelfelds

Teamchef Frédéric Vasseur sieht Alfa-Saubers Comeback vollständig bestätigt. „Wir haben das Rennen mit eigener Befehlsgewalt bestritten, haben die Alpines und einen Aston Martin hinter uns gelassen und sind direkt hinter dem anderen Aston Martin ins Ziel gekommen“, sagt der Franzose. „Auch wenn wir Bahrain ohne Punkte verlassen, haben wir unseren Platz im Herzen des Mittelfelds zurückgefordert - und die Resultate werden ganz sicher bald kommen. Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage waren, in den Top-10 herum zu kämpfen und können der restlichen Saison nun optimistisch entgegen blicken.“