Sergio Perez kam beim ersten Formel-1-Rennen 2021 in Bahrain vom Regen in die Traufe. Nach dem enttäuschenden Qualifying waren viele Augen auf den Red-Bull-Neuzugang auf Startplatz elf gerichtet. Die erwartete Aufholjagd wurde noch viel härter, als erwartet. In der Einführungsrunde streikte der RB16B des Mexikaners. Das Aus vor dem Start schien besiegelt, das Auftakt-Debakel perfekt. Doch Perez handelte geistesgegenwärtig und rettete den Sonntag auf eigene Faust.

"Mitten in der Kurve hat sich einfach alles abgeschaltet", erklärt Perez die Szene in der Formationsrunde. Als die Spitze ins Grid rollte, schalteten die Kameras auf einen am Streckenrand stehenden Red Bull um. Perez war vor der letzten Kurve des Bahrain International Circuit ausgerollt. Während die Rennleitung blitzschnell reagierte und den Startvorgang abbrach, um eine weitere Einführungsrunde anzusetzen, steckte der 31-Jährige in der Klemme.

"Ich konnte nichts hören, auch nicht meine Ingenieure", sagt er. "Ich war schon im Begriff, aus dem Auto zu steigen." Doch als die Streckenposten die Bergung in Angriff nehmen wollten, schickte Perez sie weg. Im allerletzten Moment gelang es ihm, den Boliden zu starten. "Ich habe das Auto einfach wieder gestartet und bin weitergefahren."

Perez beeindruckt Red Bull: Kontrolle übernommen

Perez zeigte seinem neuen Arbeitgeber, dass er seine Hausaufgaben für 2021 gemacht hatte. Nach sieben Jahren für Force India und Racing Point, in denen er mit Power Units von Mercedes fuhr, musste er sich im vergangenen Winter mit einem ihm völlig unbekannten System vertraut machen. Im entscheidenden Moment traf der Routinier die richtigen Entscheidungen.

"Wir haben jegliche Funkverbindung mit dem Auto verloren und er hat selbst die Kontrolle der Situation übernommen. Er hat es selbst neugestartet und in Gang gesetzt. Er hat einen sehr kühlen Kopf behalten", lobt Teamchef Christian Horner die Übersicht seines Fahrers. Als das System wieder lief, kehrte die Kommunikation zurück und Perez steuerte das Auto an die Box.

"Ich habe meinen Ingenieur wieder gehört und dachte mir, alles klar, auf geht's", so Perez, der daraufhin nicht mehr ins Grid fuhr. Er musste das Rennen hinter dem Rest des Feldes aus der Boxengasse starten. Die Safety-Car-Phase nach dem Unfall von Mazepin nutzte er für einen frühen Boxenstopp. Nach dem Restart fand er schnell in seinen Rhythmus.

Red Bulls Erwartungen im Rennen erfüllt

Innerhalb kürzester Zeit stellte er den Anschluss an die Top-10 her und arbeitete sich sukzessive vor. Nach 56 Runden überquerte er die Ziellinie als Fünfter und betrieb damit maximale Schadensbegrenzung. "Er ist sehr abgeklärt gefahren. Seine Aufholjagd war sehr stark und sehr nützlich für ihn, um Streckenzeit zu sammeln und sich an das Auto zu gewöhnen", sagt Horner.

Seine Rundenzeiten waren im Rennen zeitweise auf dem Niveau von Verstappen. Horner freut sich, dass Perez an seinem ersten Sonntag für Red Bull die Qualitäten ausspielte, für die er bekannt ist und vom Team verpflichtet wurde. "Seine Überholmanöver und seine Pace waren sehr stark. Das sollte ihm Mut machen."

Perez freut sich über Fortschritte

Das kleine Erfolgserlebnis half Perez ein wenig, die Enttäuschung vom Samstag zu vergessen. "Ich war einfach nur froh, diese Kilometer abgespult zu haben. Das Q3 zu verpassen, hat meine Fortschritte wirklich ausgebremst, denn durch das Qualifying kannst du schon sehen, wenn es bei dir klickt. Es ist sehr schade, dass ich nicht das Beste daraus gemacht habe. Aber ich denke, heute hat es mit jeder Runde etwas mehr klick gemacht."

Sein Plan vor der Saison war, nach fünf Rennen auf dem Level zu sein, mit dem er 2020 im Racing Point seinen ersten Grand-Prix-Sieg holte. Er hat keine Zweifel, dass er auch für Red Bull sehr bald mehr leisten wird: "Das Positive ist, dass die Rennpace gut ist. Im Moment findet alles noch etwas zusammen. Wir werden bald ziemlich stark sein."