Nach drei Trainingsbestzeiten zum Bahrain GP 2021 war die Pole Position von Max Verstappen absehbar, aber trotzdem rechneten viele mit einer Auferstehung von Mercedes im Qualifying. Nur bei Mercedes selbst war man skeptisch. Deshalb hielt sich die Enttäuschung über die Niederlage auch in Grenzen.

Knapp vier Zehntelsekunden fehlten Lewis Hamilton als Zweitplatzierten, zwei weitere Zehntel dahinter reihte sich Valtteri Bottas auf Rang drei ein. "Wir wollen natürlich Erster sein, aber wir wussten von Tag eins an, dass Red Bull schneller ist als wir. Wir sind definitiv näher dran, als wir erwartet hatten. Das war ein Schritt nach vorne. Wir dachten, der Rückstand wäre doppelt so groß", freute sich Hamilton.

Bei Teamchef Toto Wolff hielt sich die Freude hingegen in Grenzen: "Ich weiß nicht, ob das besser oder schlechter als erwartet ist, aber jeder Rückstand ist hart zu ertragen." Trotzdem sieht auch der Österreicher kleine Fortschritte: "Ich bin stolz darauf, wie wir uns vom Test zurückgekämpft haben, das war suboptimal. Nun beginnt der Kampf."

Mercedes-Probleme nur in Bahrain?

Vor allem das unruhige Heck konnten die Ingenieure dem F1 W12 austreiben. "Es gab aber keine Entwicklungen, das war Feintuning am Auto", stellt Hamilton klar. "An bestimmten Stellen sind wir noch hinten, aber vielleicht ist das auch spezifisch hier und andernorts nicht so."

Das hofft auch Teamchef Wolff: "Bahrain war auch im letzten Jahr nicht großartig. Red Bull meistert Streckenlayout und Asphalt hier besser als wir. Aber das ist keine Erklärung, die akzeptabel ist: Wir müssen das tun, was wir auch die letzten Jahre gemacht haben. Auto, Reifen und alles optimieren, um dann wieder im Rennen zu sein."

Die Mercedes-Ingenieure konnten im Qualifying zwei deutliche Schwächen ausmachen. Am meisten Zeit verloren die schwarzen Silberpfeile in den schnellsten Kurven auf Red Bull. Die Aerodynamik-Probleme kommen offensichtlich von den Regeländerungen, die das Mercedes-Konzept mit wenig Bodenfreiheit an der Hinterachse stärker trafen.

"Es gibt definitiv ein Muster", meint Wolff. "Die Autos mit kleinerem Anstellwinkel scheinen mehr verloren zu haben als die mit größerem Anstellwinkel." Auch Aston Martin tut sich in Bahrain bislang sehr schwer.

Aber Mercedes hat nicht nur Probleme auf aerodynamischer Seite. "Wir sind mit unserer Energierückgewinnung nicht zufrieden", verriet Wolff Motorsport-Magazin.com. Am Ende der Geraden geht dem Mercedes-Motor die Elektro-Energie aus, während der Honda-Motor die MGU-K weiter befeuern kann.

Bottas sauer: Einen Satz Reifen verschenkt

Bei Valtteri Bottas kamen noch andere Probleme hinzu: Nachdem sich der Finne im 3. Freien Training überhaupt nicht wohlfühlte, nahm das Team noch Änderungen an seinem Auto vor. Im Qualifying lief es dann deutlich besser. Allerdings brauchte Bottas im Q1 einen Reifensatz zu viel.

Mercedes schickte im Q1 beide Fahrer auf einen zweiten Versuch. Während Hamilton mit den Soft-Reifen des ersten Runs auf die Strecke ging, bekam Bottas frische Reifen. "Ich wollte das nicht, denn das war ein verschwendeter Reifensatz", ärgert sich der Finne. "Dadurch hatte ich im Q3 nur einen Run mit frischen Reifen, das war nicht optimal."