Es ist wie so oft im Profisport im Allgemeinen, und in der Formel 1 im Speziellen: Niemand will die Favoritenrolle annehmen. Red Bulls Teamchef Christian Horner spielt die guten Ergebnisse der Testfahrten und die erste Trainingsbestzeit von Max Verstappen in Bahrain gleich herunter: "Mercedes hat sieben Titel in Folge gewonnen. 60 Prozent der Autos wurden vom Vorjahr übernommen. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer."

Mercedes-Kollege Toto Wolff, allgemeinhin bekannt für seine Tiefstapelei, sieht es naturgemäß anders. Nach dem durchwachsenen Test analysierte er am Trainingsfreitag: "Die Regeländerungen haben uns aufgrund des Anstellwinkels härter getroffen. Im besten Fall, den ich sehen kann, sind wir so schnell wie Red Bull."

Mercedes überzeugter denn je von Konzept-Schwäche

Im Gegensatz zu Red Bull fährt Mercedes mit deutlich weniger Bodenfreiheit an der Hinterachse. Schon jahrelang gehen die beiden Top-Teams unterschiedliche Wege bei diesem Konzept. "Unsere Analysen haben ergeben, dass Autos mit starkem Anstellwinkel weniger Abtrieb durch die Regeländerung verlieren als Autos mit geringerem Anstellwinkel", erklärt Wolff.

Die Ausritte konnte Mercedes in Bahrain immerhin eindämmen, Foto: LAT Images
Die Ausritte konnte Mercedes in Bahrain immerhin eindämmen, Foto: LAT Images

Ein Umstieg auf das Red-Bull-Konzept ist keine Option für den Dauerweltmeister: "Wir müssen damit leben. Wir befinden uns im letzten Jahr dieses Reglements. Da ist das nicht möglich, denn wir können unsere Hinterradaufhängung nicht so einstellen. Wir müssen das beste aus dem machen, was wir haben."

Allerdings glaubt Wolff, dass die Regeländerungen nicht Mercedes' einziges Problem sind: "Es sind auch die neuen Reifen." Immerhin: Die Balance-Probleme der Wintertests konnte Mercedes bereits aussortieren: "Das nervöse Heck ist viel besser geworden. Jetzt müssen wir das Setup noch für die richtigen Sessions tunen." Im Gegensatz zu Qualifying und Rennen fand das 1. Freie Training bei Tageslicht und deutlich höheren Temperaturen statt.