Mercedes hat nach dem ungewohnt schwachen Start in die Formel-1-Testfahrten 2021 in Bahrain am Freitag nur einen Tag später sofort zurückgeschlagen. Am Samstag markierte Valtteri Bottas nach einem Nachmittag voller Qualifying-Simulationen mit den weicheren Reifenmischungen in 1:30.289 Minuten die schnellste Zeit des Tages. Auch die Laufleistung stimmte. Gemeinsam - und diesmal ohne grobe technische Probleme wie den Getriebeschaden am Vortag - legten Bottas und Weltmeister Lewis Hamilton 600 Kilometer zurück.

Dennoch: Zufrieden gibt sich bei Mercedes noch immer längst niemand. Ganz besonders nicht der siebenmalige Champion. Hamilton kämpfte am wärmeren Vormittag erneut sichtbar mit seinem neuen F1 W12, drehte sich letztlich sogar mit einem seltenen Fehler des Briten von der Strecke und versenkte den Mercedes unwiederbringlich im Kiesbett von Kurve 13. Rote Flagge. Das sorgte für eine kleine Pause für den Briten, dennoch reichte es noch zumindest zu 58 Runden.

Lewis Hamilton: Mercedes-Heck wegen Regeln nicht mehr toll

„Heute lief es okay, besser als gestern. Die Balance war etwas besser als gestern, aber wir arbeiten noch an einigen Dingen“, sagte Hamilton. Denn besser heißt, gerade in diesem Fall, längst noch nicht gut. Hamilton: „Der Wind hat sich heute um 180° gedreht, dadurch war die Strecke ganz anders und man konnte an bestimmten Stellen angreifen, an denen das gestern noch nicht möglich gewesen ist. Es gab starke Windböen, was ich in Kurve 13 zu spüren bekommen habe.“

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Einzig auf die äußeren Umstände führte Brite das allerdings nicht zurück. Auch auf sein Auto. „Nach den Regeländerungen fühlt sich das Heck nicht besonders toll an, aber wir arbeiten daran, den Sweetspot zu finden“, klagte der Brite über die 2021 eingeführten Aero-Restriktionen, insbesondere die abgeschnittenen Unterböden. Das sieht Bottas nicht anders, macht allerdings auch noch die neuen Reifen verantwortlich: „Es ist hier windiger als beim letzten Rennen, aber eines der größeren Probleme mit dem Auto ist das Heck. Es bricht gerne aus und verzeiht nichts. Mit den neuen Reifen verhält es sich sehr sensibel. Jetzt müssen wir das Auto ein wenig beruhigen.“

Mercedes mahnt: Besser, aber noch immer klare Schwäche

Hinzu komme die noch immer unterdurchschnittliche Laufleistung. „Ich bin heute knapp 60 Runden gefahren und Valtteri hat gestern viel Zeit auf der Strecke verloren, das ist also nicht viel im Vergleich zu anderen Tests, die wir in der Vergangenheit hatten“, erinnerte Hamilton. „Aber wir versuchen, so effektiv wie möglich zu arbeiten. Wir haben bislang weniger Kilometer zurückgelegt als etwa Red Bull, aber wir halten uns an unser Programm und versuchen, so effektiv wie möglich auf unseren Runden zu sein. Wir konzentrieren uns darauf, das Auto zu verstehen. Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung.“

Das sieht Mercedes leitender Ingenieur an der Strecke ähnlich. Andrew Shovlin bleibt ruhig und besonnen, analysiert genau, wo die Schwächen liegen. „Wir konnten heute Fortschritte bei der Abstimmung erzielen und die Balance war gegen Ende der Session besser, wobei die Bedingungen zu diesem Zeitpunkt ruhiger und kühler waren. Bei den wärmeren und windigeren Verhältnissen am Vormittag war das Auto aber noch immer schwierig. Daran müssen wir morgen noch arbeiten“, sagte der Brite.

Bottas-Bestzeit ohne Aussagekraft?

Insgesamt sei der Tag allerdings schon klar besser gewesen. Dennoch dürfe nun auch am Sonntag weiter nichts mehr schiefgehen. Shovlin: „Und erwartet ein arbeitsreicher Tag, an dem wir mehr als genug zu tun haben. Deshalb hoffen wir auf einen problemfreien Tag.“

Das Highlight des Tages - die Bottas-Bestzeit - will der Finne selbst nicht überbewerten. „Es ist sehr schwierig zu sagen, was das bedeutet. Deswegen springe ich nicht vor Freude auf und ab. Es sind schließlich nur Testfahrten. Wir konzentrieren uns wie immer ausschließlich darauf, unser Programm zu absolvieren und so viel wie möglich daraus zu lernen. Man weiß nie, mit welchen Spritmengen die anderen unterwegs sind“, sagte Bottas. Noch dazu hatte er bereits weichere Reifen benutzt als der am Vortag in einem Sandsturm keine vier Zehntel langsamere Max Verstappen.

Formel-1-Testfahrten 2021: Schnellste Runden nach zwei Tagen

P.FahrerTeamZeitRückstandReifenTag
1BottasMercedes1:30.289C52
2GaslyAlphaTauri1:30.413+ 0.124C52
3StrollAston Martin1:30.460+ 0.171C52
4NorrisMcLaren1:30.586+ 0.297C42
5VerstappenRed Bull1:30.674+ 0.385C31
6GiovinazziAlfa Romeo1:30.760+ 0.471C52
7LeclercFerrari1:30.886+ 0.597C52
8OconAlpine1:31.146+ 0.857C41
9LatifiWilliams1:31.672+ 1.383C42
10PerezRed Bull1:31.682+ 1.393C22
11SainzFerrari1:31.919+ 1.630C31
12RicciardoMcLaren1:32.203+ 1.914C21
13AlonsoAlpine1:32.339+ 2.050C22
14TsunodaAlphaTauri1:32.684+ 2.395C42
15SchumacherHaas1:32.883+ 2.594C42
16HamiltonMercedes1:32.912+ 2.623C21
17MazepinHaas1:33.101+ 2.812C42
18RäikkönenAlfa Romeo1:33.320+ 3.031C31
19VettelAston Martin1:33.742+ 3.453C3T1
20NissanyWilliams1:34.789+ 4.500C31